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Terzschrittmacher und tanzende Maschinen

von Sophia Epstein
Der in Leipzig lebende Künstler Peter Holden lässt keine Puppen tanzen. Sondern Maschinen.

Auf den ersten Blick wirkt die Leidenschaft des Briten Peter Holden etwas, nun ja, eigenwillig. Der Künstler verschraubt nachgebildete Körperteile und andere wundersame Dinge mit hydraulischen Zylindern aus der Robotertechnik und lässt sie dann programmierte Bewegungen ausführen. So weit, so Frankenstein. Doch sobald Holdens Installationen unter lautem Zischen ihre Aufführung beginnen, verwandeln sie sich nicht in monströse Kreaturen, sondern in grazile Tanzautomaten.

Ihre Choreografien wirken auf den Betrachter wie analoge Animationen: mechanische Mandalas aus sich öffnenden und schließenden Regenschirmen (natürlich zu Singing In The Rain), ein Kaleidoskop aus sich räkelnden Armen und Beinen, das ein wenig aussieht wie ein im Walzertakt ertrinkendes Synchronschwimmteam, und acht drahtige Metallfiguren, die zu Prokofjews Tanz der Ritter mahnend ihre Hände heben.

Holden, der seit 17 Jahren in Leipzig lebt, will zeigen, dass Maschinen nicht immer nur ernst oder böse aussehen können, „sondern auch anmutig, skurril oder albern“. Er hinterfragt unsere Vorstellung von Schönheit, indem er „an sich nicht so schöne Dinge“ dazu bringt, etwas Schönes zu machen. Formationstanz eben. Oder Musik.

Für seine Installation SoleNoid hat Holden acht Stepptanzschuhe mit jeweils zwei hydraulischen Zylindern verbunden, einen für die Spitze des Schuhs, einen für die Hacke. Computergesteuerte Ventile regeln den Luftdruck in den Zylindern so, dass das Geschlurfe und Geklacker der Schuhe – gepaart mit dem Zischen der Hydraulik – exakt einen vorher komponierten Rhythmus ergibt. Die Performance ist virtuos und witzig zugleich, der gloriose Auftritt eines geisterhaften Robo-Ensembles, in dessen Umsetzung Monate an Arbeit stecken.

Zu Beginn dachten Holden und sein musikalischer Partner Marko Wild, es wäre ganz einfach: „Wir samplen einmal alle Sounds, die wir mit den verschiedenen Positionen der Schuhe erzeugen können, komponieren daraus den Rhythmus am Drumcomputer, und ich übersetze diesen dann in Code. Fertig.“ Doch dann merkten sie, dass jede Schuhposition mechanisch nur dann möglich ist, wenn ihr eine ganz bestimmte andere Position vorausging. „Da wussten wir: Oh Gott! Doch nicht einfach!“, sagt Holden. Aber schön.

„Arabesque“ — Peter Holdens Körperteil-Kaleidoskop — wird ab Ende April im National Museum of Modern and Contemporary Art in Seoul zu sehen sein. 

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