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Spekulieren auf dem Smartphone – Der Gründer der Trading-App Stash im WIRED-Interview

von Lars Gaede
Diese Transaktion läuft, zumindest in den USA: Zunehmend mehr Menschen kaufen und verkaufen Wertpapiere dort auf ihren Smartphones per Trading-App. Das geht schnell und spart Geld, denn Trading-Apps wie die Ende 2015 gestartete Stash erheben oft im Gegensatz zu Banken keinerlei Transaktionsgebühren. WIRED spricht mit David Ronick, Gründer der Trading-App Stash, übers Geldanlegen auf dem Smartphone.

Stash will gerade junge Kleinanleger ansprechen, mit thematisch zusammengestellten Fonds, bei denen man schon mit fünf US-Dollar einsteigen kann. Anleger zahlen eine Monatsgebühr von einem Dollar und erst ab einer Depotgröße von 5000 Dollar eine Jahresgebühr von 0,25 Prozent auf die Gesamtsumme, die sie angelegt haben.

WIRED: Mister Ronick, bei Stash kann man Wertpapiere übers Handy bestellen wie Pizza. Aber wer will das?
David Ronick: Eine Menge junge Menschen hoffentlich! Meinen Mitgründern und mir fiel irgendwann auf, dass es unter all den jungen Leuten um uns herum niemanden gab, der sein Geld an der Börse anlegte. Also wirklich: absolut niemanden.

WIRED: Woran liegt das?
Ronick: Das haben wir sie gefragt, wir haben rund hundert 20- bis 30-Jährige interviewt. Die sagten alle das Gleiche: „Ich weiß, dass ich anlegen sollte, aber ich mache es nicht.“ Es gab da so eine Art Schuldgefühl. Die Gründe für das Nichtstun klangen seltsam: „Ich brauche dafür erst mal mehr Geld!“ Oder: „Ich weiß einfach nicht, wie es geht.“ Wir wollen Geldanlegen zu etwas machen, das einfach ist und Spaß macht.

WIRED: Wie funktioniert der Spaß?
Ronick: Es gibt Tausende Wertpapiere, wir haben die Masse auf überschaubare 30 Investments reduziert, die man per Klick auswählen kann. Und wir haben sie so umbenannt, dass man sofort versteht, was hinter den oft komplizierten Namen der Fonds steckt: Der „First Trust Dow Jones Internet Index Fund“ heißt bei uns „Internet Titans“. Und wir haben die Investments inhaltlich sortiert: Wer an grüne Technologien glaubt, kauft „Clean & Green“. Wer meint, dass durch die globale Bedrohungslage die Verteidigung der USA wichtiger wird, nimmt „Defending America“.

WIRED: Sie wollen, dass Ihre User buchstäblich in Werte in­ves­tieren, politische etwa?
Ronick: Exakt. Millennials wollen nicht in irgendwas ihr Geld stecken, von dem sie hoffen, dass es ihr Vermögen mehrt – sie wollen in etwas investieren, an das sie glauben.

WIRED: Steht das aber nicht womöglich im Widerspruch zum vorrangigen Ziel – der Vermögensbildung?
Ronick: Nein. Das heißt ja nicht, dass man so kein Geld verdienen kann. „Equality Works“ zum Beispiel, unser Fonds mit LGBT-freundlichen Firmen, performt exzellent. Davon abgesehen, sollte man sein Risiko streuen. Das ist eine der Basics, die wir unseren Usern beibringen. Wissensvermittlung ist nämlich ein wichtiges Element der App. Wir erziehen unsere User.

WIRED: Wie das?
Ronick: Über Newsletter und Tutorials bringen wir ihnen die Basisregeln bei: Fang ruhig klein an, investiere dafür regelmäßig, denke langfristig, drehe nicht bei der kleinsten Kursschwankung durch. Und es gibt Kursprognosen und Social-Trading-Elemente: User können sich gegenseitig über die Schulter schauen – was hat mein Kumpel so für Papiere? Man kann auch auf Facebook posten, in was man gerade investiert. Wir wollen, dass die Leute über Geldanlage sprechen und voneinander lernen.

WIRED: Stash ist ähnlich gestaltet wie eine Sport-App. Wie sehr motiviert das Design die Leute zum Investieren?
Ronick: Sie werden lachen, aber wir haben uns da von der App der Weight Watchers inspirieren lassen. Zwischen Investieren und Abnehmen gibt es viele Parallelen, das sind sehr emotionale Sachen. Man fühlt: Ich muss jetzt wirklich mal loslegen. Doch dann verschiebt man es immer weiter – und gibt irgendwann auf. Beim Thema Gewichtsverlust versucht man deshalb, nach und nach die Gewohnheiten der Leute zu ändern, in lauter kleinen Schritten. Wir wenden dasselbe Prinzip an. Wir wollen, dass Investieren zur guten Gewohnheit wird.

WIRED: Haben Sie bereits Pläne, bald auch nach Europa zu kommen mit Ihrer App?
Ronick: Das ist eine unserer Prioritäten, doch wir haben uns noch kein Datum gesetzt. Hoffentlich klappt es 2017.

WIRED: Stash ist ein Start-up – wie können User darauf vertrauen, dass Ihre Anlagestrategien etwas taugen?
Ronick: Wir kuratieren die Anlagen ja lediglich und bieten nur solche der renommiertesten, besten Investmentfirmen an: BlackRock, Vanguard, große Namen. Die Produktseite selbst überlassen wir den Profis. Wir versuchen, dem Geldanlegen eine neue User Experience zu verschaffen. Die war früher so: Ein alter Bankangestellter mit Schlips erzählte einem was über Finanzpläne. Glauben Sie mir: So was will niemand mehr über sich ergehen lassen.

Am 28. April 2016 findet in Berlin die Konferenz WIRED Money statt. Mehr zum Thema digitales Geld findet ihr hier

 

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