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Dieses Art-Game entführt seine Spieler in die surrealen Bilder von Hieronymus Bosch

von Oliver Klatt
Noch heute stürzen die Gemälde des Niederländers Hieronymus Bosch viele Betrachter in Verwirrung. So auch die 17-Jährige Spielfigur Hoodie auf einem Schulausflug ins Museu Nacional de Arte Antiga in Lissabon, als sie sich vor einem Triptychon des Altmeisters wiederfindet: „Die Versuchung des heiligen Antonius“.

Vertieft in die rätselhafte Komposition wird Hoodie von einem Mann angesprochen, der mehr über das Bild und seinen Schöpfer zu wissen scheint als jeder Kunsthistoriker. Der Junge solle genauer hinsehen und versuchen, eine Verbindungen vom Bild zu seinem eigenen Leben herzustellen, fordert der Fremde. Plötzlich wird Hoodie in das Gemälde hineingesogen – und sieht sich auf einmal von jenen bizarren Gestalten umgeben, die er eben noch vor sich auf der Leinwand sah.

Das Spiel ist eine Mischung aus Grafik-Adventure und Wimmelbild. 

So beginnt Episode Null von „Cave! Cave! Deus Videt“, der interaktiven Bildergeschichte des italienischen Entwicklerduos We Are Müesli, Gewinner der Ausschreibung „Bosch Art Game“ und zweier „Pixel Heaven“-Awards. In ihrem Werk vermengen die Entwickler die Mechanik des Grafik-Adventures mit der des Wimmelbildspiels, alte Stummfilmfragmente treffen auf Rorschachtests. Der lateinische Titel entstammt Boschs Werk „Die sieben Todsünden und die vier letzen Dinge“ und heißt übersetzt „Achtung! Achtung! Gott schaut zu“. Erstellt wurde das Spiel für Mac und PC mithilfe der Visual-Novel-Engine Ren’Py. Das Freeware-Programm ist vor allem aus Manga-Games oder aus experimentellen Spielen wie „Digital: A Love Story“ von Christine Love bekannt.

Die minimalistische, bisweilen sehr kantige Grafik von „Cave! Cave! Deus Videt“ steht im scharfen Kontrast zu Boschs detaillierter Maltechnik. „Wir wollten respektvoll mit seiner Kunst umgehen und nicht versuchen, ihn schlecht zu imitieren“, sagt Grafikerin Claudia Molinari von We Are Müesli. „Darum haben wir uns für einen eher zurückgenommen Stil entschieden. Umso mehr fällt dann auf, wenn seine Bilder im Spiel erscheinen.“ Matteo Pozzi, Entwickler Nummer Zwei, war für den Plot des textlastigen Games verantwortlich. In den verschachtelten Dialogsequenzen zitiert er „Matrix“ und „Star Wars“, Kunsterziehung und Psychoanalyse. Die Gegenüberstellung von Boschs Höllenvisionen und Szenen der Gegenwart, in die sich die abstrusen Kreaturen des Künstlers überraschend gut einfügen, macht „Cave! Cave! Deus Videt“ so reizvoll.

Auch der analog verrauschte Electronica-Soundtrack der Kanadier Monroeville Music Center, den die Macher kostenlos zum Download bereitstellen, fügt sich gut ins Gesamtbild. Derzeit suchen We Are Müesli nach Unterstützern für Episode 1 ihres auf vier Teile ausgelegten Renaissance-Abenteuers. Nutzer des Gaming-Portals Steam können für das Spiel ihre Stimme abgeben. In welche Richtung sich die fantastische Erzählung um Hoodie und seine kunsthistorischen Begegnungen entwickeln wird, ist bisher kaum abzusehen. Wer Ideen für kommende Folgen beisteuern möchte, ist dazu eingeladen, über ihre Homepage Kontakt zu den Entwicklern aufzunehmen. 

 

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