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Diese Apps helfen im Katastrophenfall

von Michael Förtsch
Hurrikan Irma fegt durch den Südosten der USA, gleich darauf naht Wirbelsturm Jose. Und plötzlich drängen Apps in die Top-Charts, die im Alltag kaum eine Rolle spielen – im Katastrophenfall aber offensichtlich sehr helfen. WIRED hat sich die Programme angeschaut.

Mit Windgeschwindigkeiten von um die 210 Kilometer pro Stunde wirbelt Hurrikan Irma die Küste Floridas entlang. Mehrere Karibik-Inseln hat der Hurrikan zerstört, zuletzt richtete der wuchtige Sturm auf Kuba heftige Schäden an. Nun steht Miami unter Wasser, Millionen Haushalte sind ohne Strom. Kommunikation ist in solchen Zeiten für die Bewohner der betroffenen Regionen zentral, sie müssen wissen, wo und wie Hilfe zu bekommen ist und welche Orte sicher sind. In solchen Katastrophenlagen sind Smartphone-Apps mittlerweile eine große Hilfe – manchmal auch die, die gar nicht ursprünglich für diese Zwecke gedacht waren.

Noch bevor der Hurrikan auf die Florida Keys traf, stieg etwa Zello in den Charts des US-App- und Google-Play-Stores auf. Denn die für iOS und Android verfügbare Anwendung erlaubt es, das Smartphone sowohl über Mobilfunk- als auch WiFi-Netze wie ein Walkie Talkie zu verwenden. Offene als auch geschlossene Gruppen können angelegt, Sprachaufzeichnungen und Bilder mit Text geteilt werden. Diese App hilft damit gerade professionellen Rettungsdiensten und ehrenamtlichen Helfern, ihre Einsätze zu koordinieren und wichtige Informationen zu verbreiten.

Besitzer von Booten und Trucks fragen im Kanal des texanischen Helfertrupp Cajun Navy nach, ob sie helfen können und lassen sich an Einsatzorte leiten. Ebenso verweisen viele TV- und Radio-Sender aktiv auf die Zello-Gruppe Hurricane Irma. Darin hinterlassen Personen aktuelle Meldungen und Fotos aus der Gefahrenzone, hinterlegen Tipps oder lassen andere Menschen wissen, dass sie anderen Unterschlupf gewähren. In lokalen Gruppen werden zudem auch einzelne Hilferufe von Familien gepostet, die mit ihrem Wagen feststecken oder Freunde und Verwandte vermissen.

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Ähnliches gilt auch für Voxer. Auch diese App funktioniert über das Mobilfunknetz und WiFi als Funkgeräteersatz. In für Hilfslieferungen in die betroffenen Gebiete angelegten Gruppen erkundigen sich Freiwillige, wo sie Pakete mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser spenden können oder ob noch erfahrene Lkw- und Busfahrer für Rettungs- und Einrückfahrten gebraucht werden. Auch Nachbarschafts-Social-Networks wie Nextdoor werden derzeit zu wichtigen Kanälen, in denen um Unterstützung gebeten wird oder Menschen ihre bereits evakuierten Nachbarn darüber informieren, wie es um ihre Häuser steht.

Über die App der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA können Menschen in den Katastrophengebieten hingegen Bilder einreichen, die helfen, die Lage einzuschätzen. Auch werden dort Listen mit Hilfsstellen oder Auffanglagern geführt. Mit der Community-basierten und auch in Deutschland genutzten Verkehrs- und Navigations-App Waze arbeiten Autofahrer zusammen an Plänen dazu, auf welchen Routen momentan Stau herrscht oder wo Straßen unpassierbar oder gesperrt sind. Dadurch ist die App auch für Hilfs- und Rettungsdienste eine Bereicherung – denn so lassen sich Wege effektiver und sicherer planen. Selbst Google Maps markiert bei der aktuellen Gefahrenlage geschlossene Straßen quasi schon in Echtzeit.

Bei Reddit verfolgen derzeit Tausende in einem Live-Sub einen kontinuierlichen Strom von Updates zu Irma, Wetterwarnungen und Bilder, die auf Twitter und Nachrichtenseiten hereinkommen – und teilen sie aktiv in vielen weiteren Kanälen mit jenen, die diese Infos brauchen. Darunter sind auch Warnungen vor Plünderungen und Fahrten auf den Highways in Orange County und Seminole County, wo Windböen mit 160 Kilometern pro Stunde Fahrzeuge vom nassen Asphalt fegen.

Viele dieser Apps können auch bei anderen Katastrophenfällen hilfreich sein. Auch in Deutschland. Wobei das Verständnis dafür, wie wichtig Apps und Soziale Medien in solchen Situationen sein können und vor allem, was sie leisten könnten und sollten, hierzulande noch nicht so ausgeprägt ist. Allerdings gibt es auch deutsche Programme für das Smartphone, die das Leben sicherer machen sollen.

Die App NINA – kurz für Notfall-Informations- und Nachrichten-App – wurde vom Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe entwickelt. Sie warnt via Push-Mitteilung vor Gewitterstürmen, Flutwellen, Waldbränden oder auch Bombenfunden. Dabei können die Nutzer einstellen, ob sie nur für bestimmte Orte oder Warnstufen informiert werden wollen. Wobei die App leider noch nicht sonderlich zuverlässig ist. Auch eine Liste mit Anlaufstellen im Notfall wie den sogenannten Kat-Leuchttürmen oder eine Option – ähnlich der FEMA-App – Informationen einzusenden existieren nicht.

Auch KatWarn vom Frauenhofer Institut FOKUS soll über Katastrophen und Gefahren informieren. Den Dienst gibt es nicht nur als App, sondern er kann auch als SMS- und E-Mail-Service für die eigene Postleitzahl abonniert werden. Denn KatWarn setzt vor allem auf ortsbezogene Warnungen. Dabei lassen sich die Meldungen auch nach Anlässen wie Wetter oder Terrorattacken filtern, Warnungen an Freunde und Familie weiterleiten oder in Social-Networks teilen. Auch können Themenabos zu aktuellen Sicherheitshinweisen bei Festivals geordert werden. Zuletzt hatte jedoch eine Fehlmeldung der Polizei in Hessen für unnötige Aufregung gesorgt.

Vor allem für viele, die sich um Freunde oder Verwandte sorgen, ist aber wohl nicht zuletzt Facebook eine der wichtigsten Applikationen. Denn hier können sie mit einer einfachen Statusmeldung oder auch dem Safety Check wissen lassen, dass sie in Sicherheit sind. Wie wichtig und beruhigend das sein kann, das haben zuletzt der Anschlag auf den Berliner Weihnachtsmarkt und der Amoklauf in München demonstrieren müssen.

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Jedoch zeigen Katastrophen wie Hurrkan Irma auch, dass sich Nutzer nicht komplett auf Social Media und Apps verlassen sollten. Derzeit warnen viele Nutzer und auch Nachrichtenportale nämlich vor dreisten Falschmeldungen. Darunter unter anderem auch die Behauptung, Zello würde ohne Internetanbindung funktionieren. Ebenso werden zahlreiche Videos geteilt, die Katastrophenbilder zeigen, aber nicht die Folgen von Hurrikan Irma, sondern vergangene Unwetter. Einige davon wurden selbst von Dan Scavino, dem Social-Media-Beauftragten des Weißen Hauses geteilt. 

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