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Bitte, George R. R. Martin, gib „Game of Thrones“ endlich auf!

von Dominik Schönleben
George R. R. Martin kriegt die Romanvorlagen für Game of Thrones nicht fertig. Das nervt! Der Autor hat die Kontrolle verloren, ärgert sich unser Angry Nerd Dominik Schönleben.

Dieser Artikel stammt aus WIRED-Ausgabe 01.2017. Wenn ihr die Ersten sein wollt, die WIRED-Artikel lesen, bevor sie online gehen: Hier könnt ihr unser Magazin testen.

Irgendwann ist Schluss. Oder gerade nicht: Eigentlich müsste Das Lied von Eis und Feuer längst ausgesungen sein. Doch George R. R. Martin wird einfach nicht fertig mit dem Fantasy-­Epos, das die Vorlage für die Fernsehserie Game of Thrones bildet. 2011, nach Abschluss des fünften Buchs, erklärte Martin, er werde drei Jahre für die Fortsetzung Winde des Winters brauchen. Danach soll dann ein siebter und letzter Teil folgen. Abgeliefert hat Martin bisher: nichts. Außer Vorab-Kapitelchen, die er auf seinem Blog veröffentlicht hat. Dort berichtet er gerne auch über seinen Lieblingssport American Football. 

AMERICAN. FOOTBALL. WTF? Who cares?  

Martin offenbar. Er scheint sich viele Spiele im Fernsehen anzuschauen, im Januar analysierte er in einem Blog-Beitrag die NFL-Saison. Als GoT-Fan liest man das und denkt: Ist ja superinteressant, George, aber solltest du statt vor der Glotze zu prokrastinieren nicht was anderes tun, NÄMLICH DEIN BUCH FERTIG KRIEGEN? Unten in der Kommentarspalte zu dem Blog-Text lieferte Martin die Information, auf die wir alle warten: Winde des Winters soll im Laufe des Jahres 2017 rauskommen. Das Gleiche, fügte er an, habe er aber ja bereits im vergangenen Winter behauptet, und da galt „im Laufe des Jahres“ noch für 2016. Witzig? Nein. Es nervt.

Um das Desaster zu verstehen, muss man einen hypothetischen Vergleich anstellen. Ginge Apple bei seinem iPhone ähnlich vor, würde Tim Cook auf der Apple-Entwicklerkonferenz ewig über Biogemüse reden und am Ende verkünden: „Das neue iPhone kommt übrigens irgendwann heraus, mal gucken.“ Und statt eines fertigen Telefons würde Cook dann lose Bauteile ins Publikum werfen, neue Ladekabel oder so, mit denen man wie mit einzelnen Buchkapiteln NICHTS ANFANGEN KANN. 

So warten wir als Fans von Martins Werk seit Jahren auf die Fortsetzung einer Geschichte, die zuletzt eh nicht besser wurde. Roman vier und fünf waren übel, die Story sprang andauernd in der Zeit, damit Martin wirklich alle Nebenhandlungen auserzählen konnte, von denen er gern unnötige hinzuerfindet. Das ist kein STILMITTEL, das ist eine NOTLÖSUNG.

Martin, das ist längst klar,  hat die Kontrolle verloren. Und weiß nicht weiter. Ursprünglich sollte Das Lied von Eis und Feuer eine Trilogie werden, seit Tolkien die Maßeinheit für gute Fantasy. Das wusste auch Martin noch, als er 1993 dem Verlag Harper Collins eben die Idee pitchte, eine Trilogie zu verfassen. 1993! Seitdem sind 24 Jahre vergangen. Tolkien brauchte nur die Hälfte der Zeit für Herr der Ringe. Nun ist Martins Epos bereits eine Pentalogie. Doch er will ja mehr. Sieben Teile.

Aber nicht mal das ist noch sicher. Ende Februar schrieb Martin einen neuen Blogpost und setzte hinter Überlegungen, wie viele Teile seine Roman­serie wohl haben werde, die Worte: „Seven, I hope“. I HOPE??? Martin hat ein Epos begonnen, ohne zu wissen, worauf es hinausläuft und wie es ausgeht. Nun sollte er endgültig aufgeben. 

Die Produzenten von Game of Thrones können und wollen nicht mehr auf den 68-Jährigen warten. Die Serie ist über die Bücher bereits hinaus. Die Fernsehmacher agieren wie eine Rei­nigungskolonne, die dem Dramaturgie-Messie Martin hinterherputzt und die Handlung zu einem Ende bringt. Kommendes Jahr wird es so weit sein, nach Staffel acht. Das Ende der Serie wird in der kollektiven Erinnerung fortan als das wahre gelten – und nicht das, das Martin vielleicht noch schreiben wird. Warum? DAS FERNSEHEN WAR EINFACH SCHNELLER. 

Martin hat die Verfügungsgewalt über seine Schöpfung durch Zögern und Zaudern verloren. Tragisch? Nicht für uns Fans, wir haben die Serie. Tragisch müsste es auch für Martin nicht sein. Würde er aufhören.

Also George, entspann dich. Besuch Fantasy-Conventions, schau Football. Lass die Serienproduzenten deine Arbeit machen. Wer würde so ein Angebot ablehnen? Ich jedenfalls nicht.

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