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„Alien: Covenant“ hätte großartig werden können – ohne das Alien

von Dominik Schönleben
Als erstes Alien-Prequel war Prometheus für viele Fans eine Enttäuschung. Regisseur Ridley Scott hat mit Alien: Covenant trotzdem eine Fortsetzung nachgelegt. Die ist zwar um Längen besser, hat aber ein zentrales Problem: das Monster in der Hauptrolle.

Achtung: Dieser Text enthält leichte Spoiler zu Alien: Covenant!

Der Prolog von Alien: Covenant zeigt den jungen Peter Weyland, Gründer des gleichnamigen Megakonzerns, der im ersten Alien-Film von 1979 das Raumschiff Nostromo zum Doppelsternsystem Zeta-2-Reticuli schickte. Der CEO steht in einem riesigen Raum mit weißen Wänden, ein gigantisches Fenster gibt den Blick frei auf ungezähmte Natur, ein Schwarm Vögel erhebt sich aus einem See in einer Talsenke. Ein majestätischer Anblick, dessen Bildsprache den neuen Film von Ridley Scott deutlich vom 38 Jahre alten Original abhebt.

Weyland aktiviert in dieser Szene zum ersten Mal den Androiden David, den er selbst gebaut hat. Nach ersten Testkommandos dreht David sich um und fragt seinen Schöpfer: „Wenn du mich erschaffen hast, wer hat dann dich erschaffen?“ Als Weyland darauf keine Antwort hat, steht David vor einem unlösbaren Dilemma: Wenn er ein unsterblicher Androide ist, warum konnte er dann von einem sterblichen Menschen kreiert werden, der so viele offensichtliche Fehler hat?

Dadurch, dass Alien: Covenant solche philosophischen Fragen behandelt, entfernt er sich noch weiter von den ursprünglichen Filmen rund um den Xenomorph, als es bereits sein Vorgänger Prometheus (2012) tat. Kein Horrorfilm will das zweite Alien-Prequel sein, sondern ein Science-Fiction-Epos, das sich mit den großen Themen des Lebens beschäftigt.

Jede Spezies ist irgendwann dem Untergang geweiht

Dass es in Scotts Vorgeschichte zur Alien-Reihe nicht mehr um Body-Horror, verwinkelte Korridore und die nackte Angst vor dem Andersartigen gehen sollte, zeigte vor fünf Jahren allein schon der Titel Prometheus. Der Film suchte sein Vorbild in der griechischen Mythologie, in jener Geschichte darüber, wie der gleichnamige Titan den Göttern das Feuer stahl. Scott benutzte dies als Metapher für das Verlangen des Menschen, den eigenen Schöpfer zu treffen und sich seiner Technologien zu bemächtigen.

Alien: Covenant greift ebenfalls auf literarische und philosophische Vorbilder zurück. Immer wieder nehmen sich die Charaktere Zeit für ausschweifende Dialoge, in denen große Ideen angeschnitten werden. Die Erkenntnis, die sie alle verbindet: Jede Spezies – auch die Menschheit – ist irgendwann dem Untergang geweiht. Im Zentrum dieses Diskurses steht der Androide David, der sich als eine dem Menschen überlegene Lebensform des Lebens begreift – jedoch nicht als letzte Stufe der Entwicklung.

Der neue Alien ist kein schlechter Film, auch wenn er viele Fragen, die er aufwirft, unbeantwortet lässt oder nicht zu Ende argumentiert. Aber er hätte ein weitaus besserer Film werden können. Was ihm schadet, ist das Alien-Erbe. Während die Referenzen zum Original am Anfang noch dezent gesetzt sind, nehmen sie im Lauf des Films mehr und mehr zu. Gegen Ende spult Covenant dann noch schnell alle Konventionen der Serie ab, für die vorher kein Platz war, die aber einfach nicht fehlen dürfen: Alien-Eier, Facehugger, Xenomorphe und ein Kampf in den engen Korridoren eines Raumschiffs. Obwohl all das eigentlich irrelevant für die Erzählung ist.

In seiner letzten halben Stunde bringt Covenant so quasi noch einmal einen kompletten Alien-Film unter. Gestauchte Nostalgie, die sich falsch anfühlt: Um etwa die komplette Alien-Metamorphose in der kurzen Zeit unterzubekommen, die dem Film noch bleibt, wird sie beschleunigt. Statt Stunden oder Tagen dauert es im Prequel nur wenige Minuten, bis aus dem Facehugger ein Xenomorph wird. Hier merkt man, wie sehr Scott sich wohl einerseits dazu gezwungen sah, dem Original Tribut zu zollen, dann aber die eigenen Regeln brach, damit das überhaupt möglich wurde.

 

Der Body-Horror in Covenant wirkt deswegen aufgesetzt und fehl am Platz, wie ein billiger Schockmoment, weil der Film sich im Kern mit ganz anderen Themen beschäftigt. Vielleicht wäre es besser gewesen, eine ganz eigene Science-Fiction-Story zu erzählen, statt sie in das Korsett der Alien-Reihe zu zwängen. Dann hätte der Film zu einem weiteren Ridley-Scott-Meisterwerk werden können – statt nur zu einem vernachlässigbaren Prequel.

Alien: Covenant hat die gleichen Probleme, die viele Vorgeschichten-Verfilmungen haben: Sie sollen etwas erklären, dass im Original nur eine Randnotiz war, die unausgesprochen blieb und so Raum für Interpretationen ließ. Wird ein solches Detail dann ausgeschmückt, ist es oft schwer, einen befriedigenden Abschluss zu finden. Die Frage, die Covenant beantworten soll: Woher kommen die Xenomorphe in Alien?

Die Antwort ist nicht nur langweilig, sondern auch unnötig. Sie wurde bereits im Original von 1979 im Subtext mitgeliefert: Das Universum ist ein schrecklicher Ort, in dem unvorstellbare Gefahren lauern, und der einzelne Mensch ist darin nur ein Spielball der Großkonzerne. Eine bittere Erkenntnis, die Alien: Covenant durch seine elaboraten Erklärungen nur verwässert.

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Alien: Covenant kommt am 18. Mai 2017 in die deutschen Kinos.

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