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Der Binge-Watching-Guide für Akte X

von Michael Förtsch
Im Frühjahr 2016 startete das sechsteilige Akte-X-Revival. Jetzt soll eine weitere Staffel mit zehn neuen Episoden folgen. Aber worum ging's in Akte X eigentlich noch mal? Warum ist die Serie so wichtig? Welche Folgen sollte man unbedingt gesehen haben und welche nicht? WIRED zeigt euch die Wahrheit. 

Ohne Akte X wären die 90er Jahre wohl deutlich langweiliger verlaufen. Auch würden TV-Serien wie Game of Thrones, Breaking Bad und The Walking Dead ohne Mulder und Scully heute wohl keinen so hohen Stand haben – wenn es sie denn überhaupt gäbe. Die Kultreihe hat die Medienlandschaft, das Nerd- und Geektum und die Popkultur geprägt, wie es nur wenige Fernsehproduktionen geschafft haben: Akte X ist eines der erfolgreichsten TV-Phänomene überhaupt. Selbst wer sich kein Deut dafür interessiert, kann der anhaltenden Wirkung der über neun Jahre ausgestrahlten 202 Folgen und der Rückkehr der X-Akten nicht entkommen.

 Aber worum geht’s? Die rationale Ärztin und FBI-Agentin Dana Scully (Gillian Anderson) wird dem intelligenten, seinen Chefs unbequemen und allzu aufgeschlossenen FBI-Agenten Fox Mulder (David Duchovny) zugeteilt. Sie soll den Querschläger bei seiner Arbeit beaufsichtigen, der glaubt, seine Schwester sei von Aliens entführt worden, und daher eine Vorliebe für die X-Akten entwickelt hat. Das ist eine lange Reihe mysteriöser Fälle, die sich offenbar nicht mit konventionellen Ansätzen aufklären lassen. Wie Scully an Mulders Seite alsbald realisiert, ist die Welt tatsächlich verrückter, als sie es sich eigentlich eingestehen mag. Und Mulder ist schnell ziemlich dankbar für die skeptische Partnerin, die ihn vor allzu großen Spinnereien und Dummheiten bewahrt.

Die Show besteht zu großen Teilen aus in sich geschlossenen Monster-of-the-Week-Episoden, die sich um jeweils einen Fall drehen. Sei's ein Monster, ein Dämon, eine paranormale Begebenheit oder unerklärliche Todesfälle, die zumeist Metaphern auf urmenschliche Ängste darstellen: Entführung, Transformation, Krankheit, Vergewaltigung oder das Fremde. Dazu kommen die Episoden, die die Charaktere Mulder, Scully und Nebenfiguren wie den mysteriösen Krebskandidat weiterentwickeln und die Geschichte einer Regierungsverschwörung rund um Aliens und ein extraterrestrisches Virus ausformen, die irrer und bizarrer nicht sein könnte.

Die seinerzeit eigenartige Mischung war erfolgreich. Wie erfolgreich? Naja, Akte X ist es mit zu verdanken, dass sich Menschen weltweit Außerirdische zumeist als kleine graue Kerlchen mit riesigen Augen vorstellen, an Entführung durch Aliens glauben und Begrifflichkeiten wie „Men in Black“, „Kryptozoologie“ und „Parawissenschaft“ kennen. Die Serie prägte mit Scully und Mulder zudem den Archetyp des Regierungsagenten, der mysteriöse Phänomene untersucht. Eine Figur, die seitdem etwa in Fringe, Eleventh Hour, Warehouse 13 und Dark Skies und vielen anderen Serien auftauchte. Und Akte X brachte uns geflügelte Worte wie „Die Wahrheit ist irgendwo da draußen“, „I want to believe“ und „Traue niemandem!“

Niedergeschlagen hat sich Akte X aber nicht zuletzt auch im Internet. Es war nach Twin Peaks und lange vor Westworld und Game of Thrones die Sendung, die Fans in virtuellen Räumen zusammenführte. In den ersten Jahren debattierten die X-Philes – so die Selbstbezeichnung der Fans – auf alt.tv.xfiles im Usenet. Später entstanden Foren und eigens eingerichteten IRC-Chats. Gequatscht wurde über Ländergrenzen hinweg. Denn via Raubkopien auf VHS schwappte Akte X auch schon vor einer offiziellen Ausstrahlung im Ausland nach Europa, Afrika und Asien.

Diskussionsbedarf gab es genug. Die Hintergründe der Episoden wurden seziert, Anspielungen auf „reale Phänomene“ debattiert und natürlich eigene Theorien um den Fortgang der Handlung erörtert. Dazu kamen unweigerlich auch Fan-Fiction-Geschichten, die das Agenten-Duo nach Hong Kong, in den Schwarzwald oder auch nach Island schickten. Aber nicht zuletzt gab es Storys, die über eine Beziehung zwischen Mulder und Scully fantasierten. Viele davon lassen sich heute noch auf der nach Jahrzehnten unveränderten Sammelseite fluky.gossamer.org nachlesen.

Nach einigen Jahren, vor allem nach der fünften und sechsten Staffel, verlor die Serie jedoch die Balance. Der Akte-X-Erfinder Chris Carter und Kompagnon Vince Gilligan versuchten mit neuen Ideen weitere Zuschauer zu locken und bestehende Fans zu überraschen. Zudem musste der Akte-X-müde und daher zeitweise nur sporadisch auftretende David Duchovny als Fox Mulder durch neue Charaktere wie Agent Doggett und Agent Reyes kompensiert werden. Und die übergreifende Verschwörungsgeschichte wurde immer verdrehter und grotesker, führte letztlich aber dennoch zu einem befriedigenden Ende – das aber eigentlich keines ist.

Dem popkulturelle Nachhall von Akte X tat das keinen Abbruch. In Erinnerung blieben nämlich die großartigen Momente. Dem ist es auch zu verdanken, dass Akte X im Jahr 2016 eine 10. Staffel spendiert bekam. In sechs Folgen, die nach der zweiten Kinofilm-Auskopplung ansetzen, werden Mulder und Scully erneut vom FBI rekrutiert. Dabei folgt die Neuauflage dem Konzept des Originals, spinnt eine neue Verschwörung und setzt aber allem voran auf Monster-of-the-Week-Einschläge. Die Resonanz von Kritikern und Fans? Durchwachsen. Dennoch ist das Revival charmant und endet mit einem fiesen Cliffhanger, der eine neue Staffel andeutet. Die ist vom TV-Sender FOX nun für den Zeitraum Ende 2017 bis Frühjahr 2018 angekündigt.

Kurzum: Akte X ist eine der wichtigsten TV-Serien, die es gibt. Wer im Popkulturdschungel nicht verlorenen gehen will, der muss ihren Einfluss und ihre Wirkung verstehen – und sollte sie also gesehen haben. Wer das Phänomen und die Akte-X-Erfahrung gänzlich aufsaugen möchte, der kommt nicht drumherum, mindestens 92 Stunden zu investieren, um dann ganz freiwillig die fehlenden Folgen nachzuholen. Selbst wenn einem die große Verschwörung schlussendlich egal ist, die Wahrheit nicht juckt, ist's doch das Mulder-und-Scully-Gespann, das unweigerlich fesselt und weiter schauen lässt.


Akte X (Original: The X-Files)

Folgen und Staffelzahl: 208 Episoden in 10 Staffeln

Zeitaufwand: Puh, wer wirklich alle Folgen schauen will, der sollte das Fitnessstudio und World of Warcraft erst einmal links liegen lassen. Ganze 155 Stunden umfasst die gesamte Serie bei rund 45 Minuten pro Folge. Bei jeweils vier Folgen pro Tag, sieben Tage die Woche, lässt sich das Komplettpaket in 52 Tagen packen. Bei neun Folgen, also etwa sieben Stunden, am Tag ist der Marathon in etwa 23 Tagen zu bewältigen. Bei täglich fünf Folgen unter der Woche und je elf am Samstag und Sonntag, ist's in einem Monat schaffbar.

Wo schauen: Amazon Prime Video, iTunes, Maxdome, Google Play, DVD-Box

Folgen, die man getrost überspringen kann:

Staffel 1: Episode 12, „Feuer“
Auf einem englischen Landsitz fängt ein Mann urplötzlich Feuer und verbrennt bei lebendigem Leib. Mulder und Scully sollen den Fall gemeinsam mit der britischen Polizei untersuchen. Wie Agent Mulder schnell erkennt, muss etwas übersinnliches dahinterstecken. Spontane Selbstentzündung? Nein, sondern Pyrokinese. Aber wer ist dafür verantwortlich? Na derjenige, der's in schlechten Krimis immer ist …

Staffel 1: Episode 15, „Lazarus“
Das Gangsterpärchen Lola und Warren will eine Bank überfallen, wird dabei aber von Scully und ihrem Ex-Kollege Jack Willis überrascht. Das geht nicht gut aus. Denn Warren und Jack werden dabei lebensgefährlich verletzt. Der Gangster stirbt wenig später, lebt allerdings im Körper des geretteten Agenten weiter, der verzweifelt versucht, seine Bankräuberbraut wiederzufinden. Ja, die Folge ist leider wirklich so schlecht, wie sie hier klingt.

Staffel 2: Episode 7, „Drei“
Nach Scullys Entführung durch den von Aliens gequälten Duane Barry und dann den „Außerirdischen“ selbst, schlägt sich Mulder alleine durch. Er untersucht einen Fall, in dem ein Geschäftsmann und mehrere andere Personen offensichtlich von Vampiren getötet wurden, die mit Blut Bibelverse an die Wände kritzeln. Eine seichte Lückenfüllerfolge.

Staffel 2: Episode 14, „Satan“
In einem Waldstück versuchen einige Teenager den Teufel zu beschwören. Doof nur, dass das wirklich klappt und eines der Kinder vom Leibhaftigen getötet wird, der darauf in Gestalt eines Aushilfslehrers die Schüler und Lehrer der örtlichen Schule terrorisiert. Denn die Lehrkräfte sind zwar Satanisten, aber schon lange nicht mehr von der Existenz Luzifers überzeugt, der dafür wenig Verständnis hat. Mulder und Scully untersuchen das unglaubliche Geschehen, das selbst ihnen reichlich trashig vorkommt.

Staffel 3: Episode 18, „Der Fluch“
Bei einer Ausgrabung in Ecuador finden Archäologen eine Urne, die gegen den Willen der Ureinwohner in die Staaten verschifft wird. Bald darauf stirbt einer der Wissenschaftler in seinem Zelt und ein Museumsmitarbeiter in den USA. Ein Jaguar-Geist soll beide getötet haben, da sie die Urne aus der heiligen Erde entfernten. Alsbald stolpern Scully und Mulder über tote Ratten und blutrünstige Katzen.

Staffel 4: Episode 3, „Teliko“
Dumpfer Rassismus wurde dieser Folge nach ihrer erstmaligen Ausstrahlung vorgeworfen – und das nicht zu unrecht. In „Teliko“ versuchen die beiden FBI-Agents dem Verschwinden von vier afrikanischen Einwanderern nachzuspüren. Als der bis dato letzte Vermisste gefunden wird, wird der Fall jedoch recht schräg. Denn der Afroamerikaner ist schlohweiß – ihm wurden sämtliche Pigmente aus dem Körper gesaugt. Alle Spuren deuten auf den erst kürzlich immigrierten West-Afrikaner Samuel Aboah, der jedoch von einem Diplomaten aus Burkina Faso geschützt wird. Dieser hält den jungen Mann nämlich für einen sogenannten Teliko, ein Geistwesen, dass seinen Opfern des Nachts die Farbe und das Leben aus dem Körper reißt. Und tatsächlich scheint Aboah dieses zu tun, da ihm die Melanin-produzierende Hypophyse fehlt. Eine recht unglückliche Episode ist das, die eine dumpfe Exotismusschau praktiziert und damit leider Xenophobie und Argwohn gegenüber jedwedem Fremden proklamiert.

Staffel 4: Folge 13, „Mutterkorn“
Ein geschiedener Weiberheld lässt sich im Suff ein Betty-Page-Tattoo stechen, das anschließend zu ihm spricht, ihn beleidigt und zu Morden anstachelt. Unter den potentiellen Opfern ist auch Scully, die sich zu dem gut aussehenden Single durchaus hingezogen fühlt, wodurch Scullys „dunkle Seite“ und verborgenen Sehnsüchte sichtbar werden. Währenddessen jagt Mulder in Philadelphia vermeintlichen Geheimakten über UFOs nach. Traurig eigentlich, dass diese Folge so dumpf geraten ist. Das hätte nicht sein müssen. Eigentlich hatte sich nämlich Pulp Fiction-Macher Quentin Tarantino als Regisseur angemeldet, der jedoch wegen eines Streits mit der Regisseurs-Vereinigung Directors Guild of America der Zusage nicht nachkommen konnte.

Staffel 5: Folge 6 und 7, „Emily - Teil 1“ und „Emily - Teil 2“
Scully will eigentlich nur mit ihrer Familie die Weihnachtsferien verbringen, wird aber durch einen Telefonanruf ihrer toten Schwester in einen Mordfall verwickelt. Die Adoptivtochter der getöteten Frau, Emily, scheint nämlich genetisch das Kind ihrer Schwester zu sein – zunächst. Bei einer genaueren Genanalyse zeigt sich dann aber, dass Scully ihre biologische Mutter sein muss, die aber eigentlich keine Kinder bekommen kann. Doch stimmt mit der Kleinen sowieso etwas nicht. Sie fällt in ein Koma und stirbt. Letztlich ist die „Emily“-Doppelfolge ein weiteres Unterstreichen von Scullys Trauma, das wichtig wirkt, aber im Storykanon der Serie keine weitere Erwähnung mehr findet.

So ziemlich alle Folgen der Staffeln 7 bis 9
Von vielen Fans werden die größten Teile der letzten drei Staffeln der Originalserie schlicht ignoriert. Denn vor allem nach dem Fox Mulder dank einer UFO-Entführung urplötzlich von der Bildfläche verschwindet, Scully immer öfter unabkömmlich scheint und stattdessen Agent Doggett und Agent Reyes übernehmen, driftete die Serie ins Absurde ab. Natürlich sind auch in dieser Zeit einige äußerst kultige und sehenswerte Folgen herum gekommen, aber die Mehrheit – abgesehen von den unten erwähnten –, kann ohne Probleme ausgelassen werden.

 Eigentlich alle Folgen, die die übergreifende Handlung vorantreiben...
... zumindest, wenn euch die Verschwörung interessiert. Das sind insgesamt 62 Episoden. Ob's davon eine Spoiler-freie Liste gibt? Na klar, ganz unten.* Bei diesen Folgen kann's schon genügen, eine Folge zu überspringen, um den Anschluss an das Komplott und damit den Überblick zu verlieren. Warum ist Scully plötzlich verschwunden, wieso ist sie nun schwanger, warum wurden dem Duo schon wieder die X-Akten entzogen, wer sind diese „Supersoldaten“ und wieso lebt der Raucher eigentlich noch? In diesen Folgen wird genau das aufgelöst.

Folgen, die man sich anschauen sollte:

Alle Eröffnungsfolgen und Staffelfinal-Episoden
Ganz einfach: Nahezu jede Staffel endet mit einem Cliffhanger, der freilich erst zum Anfang der nächsten Staffel aufgelöst wird. Und auch wenn plötzlich alles vollkommen irre, bizarr und schräg scheint, sind diese Folgen spannend, aufwändig und explosiv – vielleicht auch gerade deswegen. Zudem treten Figuren aus diesen Episoden, wie etwa der Indianer Albert Hosteen und Krycek, immer wieder und wieder über die Serie hinweg in Erscheinung, klären dabei Rätsel und werfen gleichzeitig neue Fragen auf.

Eigentlich alle Folgen, die die übergreifende Handlung vorantreiben...
... zumindest, wenn euch die Verschwörung interessiert. Das sind insgesamt 60 Episoden. Ob's davon eine Spoiler-freie Liste gibt? Na klar, ganz unten.* Bei diesen Folgen kann's wirklich genügen, eine Folge zu überspringen, um den Anschluss an das Komplott und damit den Überblick zu verlieren. Warum ist Scully plötzlich verschwunden, wieso ist sie plötzlich schwanger, warum wurden dem Duo schon wieder die X-Akten entzogen und wer sind eigentlich diese „Supersoldaten“? In diesen Folgen wird genau das aufgelöst.

Staffel 1: Episode 5, „Das Nest“
Eher durch Zufall stoßen Mulder und Scully auf eine ungewöhnliche Mordserie, die bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts zurückreicht. Bei dieser hat sich der Mörder offenbar durch engste Spalten in die Wohnungen der Opfer gequetscht und ihre Lebern verspeist. Unmöglich. Es sei denn, der Hauptverdächtige Eugene Victor Tooms wäre tatsächlich ein unsterblicher Gummi-Mensch.

Staffel 1: Episode 11, „Eve“
Im Reagenzglas erschaffene Klon-Kinder, die Teil eines Projektes zur Erschaffung von Supersoldaten sind und mordend durch die Gegend ziehen? Zu Beginn der Serie scheint dies einfach eine gelungene Monster-of-the-Week-Folge, die aber letztlich einiges andeutet und vorweg nimmt, das in den späteren Staffeln wichtig wird.

Staffel 1: Episode 13, „Die Botschaft“
Scully feiert gemeinsam mit ihren Eltern Weihnachten, die am Heiligabend zur Nachhausefahrt aufbrechen. Inmitten der Nacht glaubt Scully dann ihren Vater zu sehen, aber erhält danach die Nachricht über seinen Tod. Wenig später ermittelt die noch trauernde Ärztin mit ihrem Partner in einer Reihe von Morden. Ein Todeskandidat behauptet diese aufklären zu können, da er Kontakt zu den Seelen der Getöteten aufnehmen könne. Eine Folge, die tief blicken lässt. Denn hier tauschen die beiden Ermittler die Rollen. Scully will an den Kontakt zu den Toten glauben, während Mulder all dies als Lug und Trug erachtet.

Staffel 2: Episode 2, „Der Parasit“
Echt eklig und erschreckend sind diese kultigen 45 Minuten, und eine der besten Begründungen dafür, warum wir nicht wirklich wissen wollen, was so alles in den Abwasserkanälen unserer Städte wimmelt. Denn das könnte etwa durchaus auch ein „riesiger blutsaugender Wurm“ sein, wie Mulder das Wesen beschreibt, das aus der Abwasseranlage eines russischen Schiffes in die Kanalisation von New Jersey geriet.

Staffel 2: Episode 20, „Der Zirkus“
Eine „Freak Show“, ein lebendes Puzzle, ein Hundemann ohne Fell, ein siamesischer Zwilling und mehrere mysteriöse Morde. Das wäre die Zusammenfassung einer der der witzigsten und kuriosesten Fälle. Und ja, der Täter wird nicht gefasst und Gillian Anderson hat den Grashüpfer wirklich gegessen.

Staffel 3: Episode 20, „Andere Wahrheiten“
In dieser aus mehreren Perspektiven erzählten Kultfolge, dekonstruiert sich Akte X auf genüssliche Weise selbst und nimmt etliche todernste UFO-Mythen und Verschwörungstheorien auf's Korn. Air-Force-Piloten in Alienkostümen, Hypnose und Herrscher aus der Hohlerde sind genauso vertreten wie Alien-Entführungen, eine E.T.-Autopsie und natürlich die Men in Black, die auf eindringliche Weise erklären, was die fremden Raumschiffe in Wirklichkeit sind: „Kein anderes Objekt ist öfter fälschlicherweise als fliegende Untertasse missinterpretiert worden als der Planet Venus.“

Staffel 4: Episode 2, „Blutschande”
Sowohl berüchtigt als auch berühmt ist die in den USA mit einerViewer Discretion Advised“-Warnung ausgestrahlte Monster-of-the-Week-Story um eine entstellte Inzest-Familie. Die versucht verzweifelt, gesunde Nachkommen zu zeugen und verscharrt die missgebildeten Fehlversuche im Garten ihres Hauses im sonst so idyllischen Örtchen Home. Ein düsterer und verstörender Klassiker.


Staffel 5: Episode 5, „Der große Mutato”
Als Hommage an die Horror-Streifen der 30er- bis 60er-Jahre hat Chris Carter diese Tragödie um ein künstlich geschaffenes Elefantenmann-Monster in einer Stadt voller Talk-Show-süchtiger Idioten gedreht. Und das komplett in Schwarz-Weiß und mit Weitwinkel-Optik.  Dazu treten in der sowohl satirisch-lustigen wie aber auch nachdenklichen Geschichte die Sängerin Cher als auch Talk-Ikone Jerry Springer auf. Ein kleines Meisterwerk, das dem Akte X-Team einen Emmy und Carter eine Auszeichnung für herausragende Regieleistung einbrachte.

Staffel 6: Episode 2, „Die Fahrt“
Breaking Bad-Darsteller Bryan Cranston, alias Heisenberg, gibt hier den derangierten Patrick Crump, der mit Mulder an der Seite, eine Irrsinnsfahrt durch Nevada zurücklegt. Hält der Wagen nämlich an, oder wird er zu langsam, platzt Crump der Schädel.

Staffel 6: Episode 3, „Im Bermuda-Dreieck“
Das Bermuda-Dreieck, ein Reise zurück in der Zeit, Nazis, ein Wissenschaftler und ein Kuss zwischen Mulder und Scully. „Im Bermuda-Dreieck“ ist eine der Folgen, die den Fortlauf der Serie maßgeblich vorauszeichneten, auch wenn es teilweise nicht so recht ersichtlich ist, worum's darin eigentlich geht.

Staffel 6: Episode 19, „Ex“
David Duchovny selbst hat das Drehbuch zu dieser etwas kurvigen aber herzigen Liebeserklärung ans Baseballspiel geschrieben und auch Regie geführt. In der untersucht Mulder die Geschehnisse um den berühmten Spieler Josh Exley aus der afro-amerikanischen Baseball-League. Dafür befragt er einen Polizisten, der den von Rassisten angefeindeten Spieler aus dem kleinen Örtchen Roswell dereinst beschützte. Und laut dessen Erinnerung war nicht nur Ex' Umgang mit dem Schläger aus einer anderen Welt.

Staffel 7: Episode 12, „Vollmond“
Fox Mulder und Dana Scully stoßen zu einen Polizeieinsatz in Los Angeles, der gerade vom Team der Reality-Show COPS gefilmt wird. Daher ist die gesamte Folge im Wackelkamera-Stil gehalten, bei der es die Polizisten und FBI-Agenten zunächst mit einem Werwolf, dann Freddy Kruger und letztlich dem Bienenmann zu tun bekommen. Bald erkennt Mulder jedoch, dass hinter den Horrorgestalten nur ein einziges Wesen steckt.

Staffel 9: Episode 13, „Sechs und neun“
Die Agenten Reyes, Doggett und Scully verfolgen einen Mörder, der offensichtlich von Numerologie getrieben wird. Immer wieder entdecken die Ermittler dabei die Zahlen Sechs und Neun. Der Killer selbst hingegen fühlt sich jedoch nicht nur vom FBI, sondern auch von einen von Burt Reynolds verkörperten und stetig lächelnden „Spieler“ verfolgt. Der scheint alles zu wissen und immer präsent zu sein. Auch die Vertonung der amüsanten Episode ist außerordentlich, denn sie wird alleinig von lockeren Songs des französischen Popkünstlers Karl Zero untermalt.

Staffel 10: Episode 3, „Mulder und Scully gegen das Wer-Monster”
Gerade als Agent Mulder über sein Leben verzweifelt, da sich Monster-Sichtungen immer wieder als Scherze oder Spinnereien herausstellen, werden er und Scully zu einem Mordfall gerufen. Ein Reptiliengeschöpf soll in einem Wald mehrere Menschen angefallen haben. Das existiert auch tatsächlich. Allerdings ist das mutmaßliche Monster menschlicher als mancher Mensch und hat eine äußerst lebhafte Fantasie. Vor allem was Scully angeht. Das ist eine amüsant selbstironische Folge, die eher an ein Bühnenstück denn an eine ernsthafte TV-Produktion denken lässt.

Staffel 10: Episode 5, „Babylon“
Diese Episode ist nicht unumstritten. Denn sie beginnt mit zwei islamistischen Attentätern, die sich vor einer Kunstausstellung in die Luft sprengen. Allerdings überlebt einer der beiden Terroristen. Er ist schwer verletzt und liegt im Koma. Mit der Hilfe zweier Jung-Agenten, die Mulder und Scully verblüffend ähnlich sind, soll das Agenten-Duo dennoch einen Weg finden, an Informationen zu kommen. Dabei setzt Scully auf Wissenschaft und Technik. Mulder hingegen versucht es mit Magic Mushrooms, die ihm einen surrealen Rausch aus Bildern, Metaphern und Cameo-Auftritten bescheren.

Die besten Momente
Bei über 150 Stunden in 208 Folgen bietet Akte-X unzählige großartige Szenen, fantastische Momente und herrliche Aussetzer. Herzzerreißend ist Scullys Entsetzen, nachdem in Folge 22 der dritten Staffel ihr Hund Queequeg von einem „Seeungeheuer“ gefressen wird. Herrlich albern dagegen kommt die Szene in Staffel 8, Episode 19, in der Mulder und Scully erklären sollen, wie sich am Schluss von Akte-X: Der Film ohne Benzin und warme Klamotten aus der Eiswüste entkamen. Ebenso amüsieren und entzücken Mulders herrlich trockene Sprüche wie „Scully, das ist ein klassischer Fall von Dämonenfötus-Raub“. Anrührend ist seine Verzweiflung in der Revival-Staffel nachdem Wissenschaftler herausfanden, dass lediglich Eis für die wandernden Felsen im Death Valley verantwortlich ist. Dazu kommen die immer wieder zögerlichen Annäherungen des ungleichen Paares, das aber auch nach all den Jahren Jahren nicht so recht zusammenfinden will. Und vor allem aus heutiger Sicht wirkt der gelegentliche Umgang mit Technik in den frühen Folgen geradezu zuckersüß und unbedarft, beispielsweise wenn Emails von Adressen wie invisigoth@com (ja, @com) gesendet werden.

Was uns „Akte X“ lehrt
„Die Wahrheit ist irgendwo da draußen.“, „Egal, wie paranoid du bist, du bist nie paranoid genug!“ und: „Aluminiumfolie ergibt einen hübschen Hut und blockiert die Gedankenkontrollstrahlen der Regierung.“

Diese Folgen muss man sehen, um die Handlung zu verstehen

Staffel 1: Episode 1, „Gezeichnet“
Staffel 1: Episode 2, „Die Warnung“
Staffel 1: Episode 10, „Gefallener Engel“
Staffel 1: Episode 17, „Täuschungsmanöver“
Staffel 1: Episode 24, „Das Labor“

Staffel 2: Episode 1, „Kontakt“
Staffel 2: Episode 5, „Unter Kontrolle - Teil 1“
Staffel 2: Episode 6, „Seilbahn zu den Sternen - Teil 2“
Staffel 2: Episode 8, „An der Grenze“
Staffel 2: Episode 10, „Rotes Museum“
Staffel 2: Episode 16, „Die Kolonie - Teil 1“
Staffel 2: Episode 17, „Die Kolonie - Teil 2“
Staffel 2: Episode 25, „Anasazi - Teil 1“

Staffel 3: Episode 1, „Das Ritual - Teil 2“
Staffel 3: Episode 2, „Verschwörung des Schweigens - Teil 3“
Staffel 3: Episode 9, „Die Autopsie - Teil 1“
Staffel 3: Episode 10, „Der Zug - Teil 2“
Staffel 3: Episode 15, „Der Feind - Teil 1“
Staffel 3: Episode 16, „Der Feind - Teil 2“
Staffel 3: Episode 24, „Der Tag steht schon fest - Teil 1“

Staffel 4: Episode 1, „Herrenvolk - Teil 2“
Staffel 4: Episode 8, „Tunguska - Teil 1“
Staffel 4: Episode 9, „Tunguska - Teil 2“
Staffel 4: Episode 14, „Memento Mori“
Staffel 4: Episode 17, „Tempus Fugit - Teil 1“
Staffel 4: Episode 18, „Tempus Fugit - Teil 2“
Staffel 4: Episode 21, „Der Pakt mit dem Teufel“
Staffel 4: Episode 24, „Gethsemane“

Staffel 5: Episode 1, „Redux - Teil 1“
Staffel 5: Episode 2, „Redux - Teil 2“
Staffel 5: Episode 13, „Cassandra - Teil 1“
Staffel 5: Episode 14, „Cassandra - Teil 2“
Staffel 5: Episode 20, „Das Ende“

Staffel 6: Episode 1, „Der Anfang“
Staffel 6: Episode 9, „S.R. 819“
Staffel 6: Episode 11, „Zwei Väter - Teil 1“
Staffel 6: Episode 12, „Ein Sohn - Teil 2“

Staffel 7: Episode 1, „Böse Zeichen - Teil 1“
Staffel 7: Episode 2, „Tausend Stimmen - Teil 2“
Staffel 7: Episode 10, „Alte Seelen - Teil 1“
Staffel 7: Episode 11, „Sternenlicht - Teil 2“
Staffel 7: Episode 15, „Cobra“
Staffel 7: Episode 22, „Alles beginnt in Oregon - Teil 1“

Staffel 8: Episode 1, „Verschwunden - Teil 2“
Staffel 8: Episode 2, „Gibson Praise - Teil 3“
Staffel 8: Episode 13, „Frucht des Leibes“
Staffel 8: Episode 14, „Es ist zu spät - Teil 1“
Staffel 8: Episode 15, „Lebendig tot - Teil 2“
Staffel 8: Episode 16, „Drei Worte“
Staffel 8: Episode 18, „Sie kommen“
Staffel 8: Episode 20, „Einer von vielen - Teil 1“
Staffel 8: Episode 21, „William - Teil 2“

Staffel 9: Episode 1, „Unter Wasser - Teil 1“
Staffel 9: Episode 2, „Adam und Eva - Teil 2“
Staffel 9: Episode 6, „Schattenmann“
Staffel 9: Episode 9, „Drohungen - Teil 1“
Staffel 9: Episode 10, „Die Prophezeiung - Teil 2“
Staffel 9: Episode 16, „Zum Wohle des Kindes“
Staffel 9: Doppelepisode 19-20, „Die Wahrheit“

Staffel 10: Episode 1, “Der Kampf“
Staffel 10: Episode 6, “Der Kampf 2“

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