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Diese Projekte kämpfen für saubere Luft

von WIRED Editorial
300 Millionen Kinder weltweit atmen täglich hochgiftige Luft, meldet UNICEF. Findet sich eine Lösung für dieses Problem bei all den Erfindern, Designern und Wissenschaftlern da draußen? WIRED stellt einige vielversprechende Projekte gegen Luftverschmutzung vor.

Rund 300 Millionen Kinder auf der ganzen Welt müssen jeden Tag hochgiftige Luft atmen. Weitere zwei Milliarden leben in Gebieten, in denen die Luftverschmutzung über dem Niveau liegt, das die Weltgesundheitsorganisation WHO als gesundheitsschädlich einstuft. Das geht aus einem Report des Kinderhilfswerks UNICEF hervor, der am Montag veröffentlicht hat. „Kinder sind besonders gefährdet, weil ihre Lungen sich erst noch entwickeln“, sagte der Autor des Reports, Nicholas Rees. „Früh giftiger Luft ausgesetzt zu sein hat lebenslange Folgen für sie.“

Und nicht nur die Jüngsten sind gefährdet, Luftverschmutzung ist eines der größten Gesundheitsrisiken für die gesamte Menschheit Eine WHO-Studie zeigt: Rund 92 Prozent der Weltbevölkerung atmet Luft ein, die die WHO-Grenzwerte übersteigt. Im Jahr 2012 sind demnach mehr als sechs Millionen Menschen an den Folgen von belasteter Atemluft gestorben – knapp zwölf Prozent der gesamten Todesfälle weltweit.

Dabei gibt es geografische Unterschiede. Menschen in Afrika, Asien und Nahost sind durchschnittlich einer sehr viel stärkeren Luftverschmutzung ausgesetzt als Bewohner anderer Weltregionen. Der soziale Status innerhalb eines Landes spielt dagegen keine Rolle – arm und reich atmen sprichwörtlich die selbe Luft.

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Auf den großen Klimakonferenzen versuchen Regierungen, sich auf Mittel und Wege zu einigen, wie das Problem gelöst werden kann – meist mit maäßigem Erfolg. Gut, dass auch außerhalb davon zahlreiche Projekte die Luftverschmutzung bekämpfen wollen. Wir stellen einige von ihnen vor.

CityTree
Das Dresdner Startup Green City Solutions bindet täglich den Feinstaub von 417 PKW und wandelt ihn in saubere und kühle Luft um. Die sogenannten CityTrees des Unternehmens bestehen aus einer vertikalen, drei Quadratmeter großen Begrünungsfläche mit Mooskulturen und Gefäßpflanzen. Sie sollen mithilfe von Solarenergie und einem integrierten Wassertank die Feinstaub-Filterleistung von 275 Bäumen erreichen.

Die CityTrees helfen aber nicht nur gegen Schmutz in der Luft, sie verringern auch Straßenlärm und kühlen die Umgebungsluft auf bis zu 17 Grad ab. Die smarten Biofilter stehen schon in verschiedenen deutschen Städten wie Dresden, Jena und Berlin. Auch Oslo, Paris und Hong Kong haben inzwischen ihre eigenen CityTrees.

Smog Free Tower
Menschen erleben lassen, welchen Wert saubere Luft hat – das war und ist das Ziel des niederländischen Designers Daan Roosegaarde. Zusammen mit der Universität Delft hat er den Smog Free Tower konstruiert, der 30.000 Kubikmeter Stadtluft pro Stunde reinigen kann. Der erfolgreich über Kickstarter finanzierte Turm ist eine sieben Meter hohe Konstruktion, die mit Blechlamellen überzogen ist. Er saugt die verschmutzte Luft am oberen Ende ein, lädt den enthaltenen Feinstaub über Kupferspulen elektrisch auf und bindet ihn mit feinen Filtern. So entsteht eine smogfreie Blase mit einem Durchmesser von 60 Metern um den Turm.

Der im Inneren gesammelte Schmutz wird aber nicht einfach nur entsorgt, sondern weiterverwertet. Die Feinstaubpartikel lassen sich komprimieren und in kleine transparente Würfel gießen. Die können dann als Ringe oder Manschettenknöpfe Verwendung finden. Nach Rotterdam reist der Smog Free Tower mittlerweile durch Peking und weitere chinesische Städte.

Island wandelt CO2 in Basaltstein um
Das Hellisheidarvirkjun in Island ist das zweitgrößte Geothermal-Kraftwerk der Welt. Bei der Energiegewinnung entstehen dort jährlich etwa 40.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid. Forschern der Universität Island, der Universität Kopenhagen, der Columbia University und von Reykjavik Energy ist es gelungen, das umweltschädliche CO2 in Basaltstein einzulagern und so 95 Prozent des Gases sicher zu binden. Dazu fangen sie das Kohlenstoffdioxid auf, mischen es mit Wasser und pumpen es 500 Meter in die Tiefe.

Der isländische Boden besteht aus Basalt, der sehr porös ist und leicht mit anderen Stoffen reagiert. Durch den in der Tiefe vorherrschenden Druck und die hohen Temperaturen reagiert das CO2-Wasser-Gemisch mit dem basischen Gestein und bildet innerhalb von zwei Jahren feste Mineralien. Das sogenannte CarbFix-Verfahren ist zwar vergleichsweise kostengünstig, verbraucht allerdings auch viel Wasser. Zudem eignet sich nur Vulkan-Basalt, der etwa in Mitteleuropa kaum vorkommt.

Nebelkanonen gegen Smog
Laut der WHO ist China das Land mit der größten Smog-Belastung weltweit. Im Dezember 2015 hat die Hauptstadt Peking zum ersten Mal die höchste Smog-Alarmstufe ausgerufen. Das Unternehmen Hunan Jiujiu Mining Safety Equipment will mit seiner Nebelkanone den Feinstaub quasi aus der Luft schießen. Die aktuellste Variante der Kanone verschießt feine Wasserpartikel, die gerade einmal zehn Mikrometer groß sind. Sie binden den Feinstaub und fallen anschließend als Regen zu Boden.

Allerdings können auf diese Weise nicht alle Partikel aus der Luft gefischt werden. Die Technik sei trotzdem effektiv, versichert der Hersteller. Zwei der Maschinen hätten den Staub eines gesprengten sechsstöckigen Gebäudes binnen fünf Minuten eliminieren können. Mehrere chinesische Städte haben inzwischen Interesse bekundet, die Nebelkanonen bei besonders starkem Smog einzusetzen.

Die Prosolve-Fassade reinigt Luft
Allison Dring und Daniel Schwaag sind Architekten. Aber zwischendurch werden sie zu Baumaterial-Entwicklern im Kampf gegen zu viel Schmutz in der Luft. Sie haben ein Fassadenmodul geschaffen, das einerseits sehr gut aussieht, andererseits etwas Beeindruckendes kann: die Luft reinigen. Die Fassaden sind mit eine Photokatalysator beschichtet. Die Wissenschaftler, die diese Technik entwickelt haben, sagten: Damit es funktioniert, brauchen wir sehr komplexe Oberflächen.

Also haben die beiden Architekten eine passende Fassade entwickelt. Damit die Luft gereinigt und der Photokatalysator arbeiten kann, muss sie so oft wie möglich mit der Fassade in Kontakt kommen, erklären die Architekten im WIRED-Interview. Die Luft muss verwirbelt werden. Smog sei allerdings nicht immer gleich Smog und jede Stadt habe ihre eigene Smog-Komposition. „Prosolve ist dann gut, wenn es um Autoabgase und sekundären Feinstaub geht.“

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