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24 Fragen an die neue Doku von Werner Herzog über das Internet

von Dirk Peitz
Regisseur Werner Herzog macht einen Film über das Internet,  „Lo And Behold“, und wir müssen dringend darüber reden. Warum in 24 Fragen? Weil ein Film 24 Bilder pro Sekunde hat natürlich. Und 25 Fragen schon ein bisschen viele wären, nicht?

1. Puh, ein 73-Jähriger macht einen Film übers Netz. Er versucht darin aber bitte nicht, Snapchat zu verstehen?
Nein, es kommt nicht mal Facebook vor. Aber immerhin auch nicht MySpace.

2. Herzog, Herzog, also der Name … Ist das nicht der Regisseur, den Klaus Kinski ermorden wollte? Oder umgekehrt: Für den Eingeborene am Amazonas Kinski ermorden wollten? Jedenfalls lange her, nicht?
Ja, genau. 35 Jahre ungefähr, da haben Kinski und Herzog im Urwald „Fitzcarraldo“ gedreht. Mordsanekdote aber immer noch. Herzog hat später auch extra einen Film allein über Kinski gemacht, 1999, „Mein liebster Feind“. Doch ehrlich gesagt: Außer in Deutschland erinnert sich niemand mehr daran. Nächste Frage also.

3. Hey, ich habe ja auch nur so getan, als ob ich Herzog nicht kenne. Der ist doch das, was 40-Jährige einen Youtube-Star nennen: Es gibt unfassbar viele Videos, deren Titel mit „Werner Herzog on ...“ anfangen. Der scheint zu wirklich allem etwas zu sagen zu haben. Zu Kanye-West-Videos genauso wie zu desorientierten Pinguinen, die vor ihrer Kolonie in die Eiswüste fliehen. Wie geht das?
Keine Kunst! Kanye-Videos und desorientierte Pinguine, das läuft doch ungefähr auf das Gleiche raus: Es ist zum Wegrennen.

4. Aber jetzt mal zu diesem neuen Film: Was hat Herzog im Internet gefunden?
Er hat jedenfalls nicht gegoogelt. Sondern stattdessen zum Beispiel mit den Erfindern des Internet geredet. Die sind noch älter als Herzog und erzählen schöne alte Geschichten. Wie zum Beispiel 1969 die erste Email verschickt wurde, zwischen den amerikanischen Universitäten UCLA und Standford: Einer wollte in einen Computer an der UCLA „Login“ tippen, doch schon nach dem zweiten Buchstaben ist der Computer in Stanford abgestürzt.

5. OS oder Windows?
Moah, die Betriebssysteme gab’s beide noch nicht! Jedenfalls: Weiter als „Lo“ kamen sie nicht, und deswegen heißt der Film von Herzog jetzt „Lo And Behold“. Der Spruch bedeutet so viel wie: „Überraschung!“

6. Überraschung, weil das Netz sich nicht ganz so entwickelt hat, wie seine Erfinder sich das mal ausgedacht hatten?
Naja, die wollten die Menschen miteinander verbinden, und das ist dann ja auch gelungen irgendwie. Wer konnte schon vor einem halben Jahrhundert ahnen, wie viele Leute im Grunde nichts anderes tun wollen, als der Welt Fotos von ihren Füßen am Strand und ihrem Essen auf dem Tisch zu zeigen.

7. Ist das also ein Instagram-kritischer Film?
Nein, eher ein philosophischer. Herzog stellt interessanten Netzmenschen interessante Fragen. Zum Beispiel: „Träumt das Internet von sich selbst?“

8. Das schläft doch nie, das Netz! Sagen zumindest Social-Media-Redakteure im öffentlich-rechtlichen Fernsehen, bevor sie dann unsere Tweets vorlesen müssen. Wovon sollte das Netz denn bitte träumen?
Sagt Herzog nicht. Wenn ich das Internet wäre, würde ich auch nicht schlafen. Ich würde nachts meine Porno-Sammlung durchgucken.

9. Pfui! Fragt Herzog da auch was zu?
Nein, das Thema lässt er leider aus. Aber es geht zum Beispiel um autonom fahrende Autos.

10. Aber die fahren doch nicht im Netz herum, sondern auf echten Straßen! Weiß Herzog das?
Natürlich, und autonom fahrende Autos werden ja permanent online sein, deswegen gehören sie auch in einen Film übers Internet. Genauso wie Roboter und Künstliche Intelligenz. Herzog fragt zum Beispiel Sebastian Thrun, der früher bei Google unter anderem was mit diesen autonom fahrenden Autos zu tun hatte, ob sich die Dinge aus dem Internet of Things irgendwann verlieben werden wie wir Menschen.

11. Erotik kommt also doch vor? Mit Maschinen?
Zum Glück ist Thrun da vor! Er sagt: Kühlschränke, die sich verlieben, seien eher unnütz. Und deshalb würden auch nie welche auf den Markt kommen, die sich verlieben könnten. Dafür aber würden künstlich-intelligente Maschinen irgendwann Filme machen. Aber die würden natürlich nicht so gut sein wie die von Herzog.

12. Ist „Lo And Behold“ denn wirklich so gut?
Absolut. Er lohnt sich schon allein dafür, Elon Musk 15 Sekunden beim Schweigen zuzusehen.

13. Wieso soll ich mir das Schweigen von einem Mann angucken, der uns auch nie verraten hat, wie zur Hölle er bis auf den Mars kommen will mit seinen Raketen?
Weil Musk nach der Schweigeviertelminute zugibt, eigentlich nur Alpträume zu haben.

14. Der Arme, wieso das denn?
Die Alpträume haben wohl was mit der Zukunft zu tun.

15. Sieht Herzog auch schwarz? Fürs Internet?
Eher für die Erde. Es geht eine Weile lang um Sonneneruptionen – und wie ein starker sun flare das Internet weltweit lahmlegen könnte.

16. Ich dachte, dass können nur Hacker?
Die kommen auch vor in dem Film. Beziehungsweise: Es kommt nur ein Hacker. Ein Veteran. Ist bis heute stolz drauf, dass ein Staatsanwalt vor 20 Jahren dachte, der Hacker könne so in ein Telefon pfeifen, dass ein Modem am anderen Ende der Leitung denken würde: Das ist jetzt der Befehl zum nuklearen Erstschlag.

17. Welche Melodie sorgt für den Weltuntergang?
Versuche nicht, hier so verquaste Fragen zu stellen wie Werner Herzog!

18. Haha, war doch einen Versuch wert! Okay, dann halt ganz konventionell: Was ist die schönste Szene des Films?
Am Ufer des Lake Michigan stehen buddhistische Mönche, im Hintergrund läuft „Are You Lonesome Tonight?“ von Elvis – und jeder der Mönche, wirklich jeder von denen tippt auf seinem Smartphone herum.

19. Worauf mögen wohl buddhistische Mönche sein?
Du meinst: auf welchen Drogen?

20. Nee, auf welcher Social-Media-Plattform natürlich. Immer noch auf Second Life?
Ho, ho, ho. Keine Ahnung, das verrät Herzog nicht. Er zeigt bloß die tippenden Mönche.

21. Ist Gott auf Facebook?
Du sollst keine Herzog-Fragen stellen!

22. Ist ja gut. Wo läuft der Film?
Auf Amazon Video, ab heute.

23. Ein Film übers Internet kann natürlich nur im Internet laufen?
Nein, in Amerika läuft er im Kino.

24. Warum?
Nicht auf jede Frage gibt es eine Antwort.

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