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Liebe auf Twitter: Forscher analysieren Beziehungen anhand von Tweets

von Katharina Brunner
Um Beziehungen in sozialen Netzwerken zu identifizieren und auszuwerten, ist es gar nicht nötig, dass Leute wie bei Facebook ihren Beziehungsstatus angeben. Drei Forscher aus Finnland, Katar und den USA haben es nur anhand von öffentlichen Tweets geschafft. Fünf Monate lang beobachteten sie etwa 40.000 Paare auf Twitter und analysierten danach vor allem die 661 Paare, die sich in dieser Zeit getrennt hatten.

Verhaltensweisen bei Trennungen, die aus dem Real Life bekannt sind, lassen sich auch über öffentlich zugängliche Daten bei Twitter nachvollziehen. Kiran Garimella, Ingmar Webe und Sonya Dal Cin machten sich dafür die Twitter-Programmierschnittstelle zunutze und werteten Profilangaben aus, um so auf den Beziehungsstatus zu schließen. Hilfreich waren zum Beispiel Schlüsselwörter wie „love“, „boyfriend“ und „girlfriend“ oder deren Abkürzungen „bf“ und „gf“. So identifizierten sie knapp 40.000 Paare. Die Tweets der zugehörigen etwa 80.000 Personen zwischen November 2013 und April 2014 speicherten die Forscher und siebten die Accounts noch weiter aus: Um kulturelle Unterschiede und verschiedene „Beziehungsdynamiken“ zu kontrollieren, kamen nur unverheiratete, heterosexuelle User aus den USA, Kanada und Großbritannien in die Stichprobe. Zudem überprüften drei Helfer die Profilangaben. Nur wenn alle drei den Beziehungsstatus gleich einschätzten, galten zwei Twitter-Accounts als Paar. Am Schluss konnten so 661 Paare identifiziert werden, die sich innerhalb der fünf Beobachtungsmonate getrennt hatten.

Die Veränderung geht grob gesagt von ‚Ich liebe dich…‘ zu ‚Ich hasse dich…‘

Auszug, Forschungs-Paper

Deren Profilangaben und Tweets als Wörterwolken – einmal vor der Trennung und einmal danach – zeigen, dass nach einer Trennung begriffe wie „I’m“, „god“, „single“, „dreams“ oder „fuck“ wesentlich häufiger benutzt werden. Die Wissenschaftler interpretieren das als eine verstärkte Fixierung auf sich selbst, einen größeren religiösen oder spirituellen Einschlag und die Flüche als Weg, um mit der veränderten Lebenssituation umzugehen.

„Die Veränderung geht grob gesagt von ‚Ich liebe dich…‘ zu ‚Ich hasse dich…‘, wobei sich eine für uns überraschende Menge an öffentlichen Streitigkeiten und Beschimpfungen nach der Trennung zeigte“, schreiben die Forscher in ihrem Paper „From ‚I love you babe‘ to ‚leave me alone‘ – Romantic Relationship Breakups on Twitter“.

Viele Trennungen kommen jedoch nicht überraschend sondern bahnen sich über Wochen an: Die Anzahl der Tweets an den Partner sinkt, die Nachrichten an andere Personen dagegen werden mehr. Bei 38 Prozent der Fälle ging das so weit, dass ein Partner die Kommunikation abblockt und auf Tweets des anderen nicht mehr antwortet. 

Stärkere depressive Stimmungen lassen sich aus Tweets lesen.

Ist die Trennung dann vollzogen – also ist in den Profilangaben kein Verweis mehr auf den Partner zu finden – lassen sich auch stärkere depressive Stimmungen aus den Tweets herauslesen. Indikatoren dafür sind Wörter wie „sad“ oder „anxious“, vor allem bei denjenigen Personen, die verlassen wurden. 

Die Tweets und Metadaten der 1322 Personen, die die Forscher analysiert haben, zeigen Verhaltensweisen, die als typisch für ein Beziehungsende gelten. Wer ganz konkrete Tipps zum Umgang mit Trennungen in sozialen Netzwerken braucht, der sollte sich Eva Horns Vortrag „Über das Entlieben in Zeiten des Internets“ ansehen. 

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