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CES 2015 / Kickoff fürs Tech-Jahr: WIRED Germany berichtet aus Las Vegas

von Bernd Skischally
Immer größer oder kleiner, immer smarter oder faster: Was auch immer wir uns von Technik erträumen, auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas wird es irgendwann aus dem Hut gezaubert. Die Traumdeutung für dieses Jahr: Neue Superchips machen Autos zu Intelligenzbestien, und bei Wearables, Drohnen und VR-Brillen experimentiert man weiter am Use-Case-Szenario herum.

Bahnbrechende Innovationen wie den 1981 erstmals vorgestellten CD-Player oder das 1998 präsentierte HD-TV lässt die CES (in diesem Jahr vom 6. bis zum 9. Januar) schon seit Längerem vermissen. Manche Hersteller bevorzugen für echte Knüller mittlerweile eigene Events. Apple nimmt an der CES zum Beispiel grundsätzlich gar nicht erst teil.

Bahnbrechende Inovationen werden auf der Messe seit Langem vermisst.

Dennoch hat die seit 1967 stattfindende Messe nichts von ihrem Ruf als Mekka  für neue Wohnzimmer- und Hosentaschen-Gadgets und Show-Bühne für große Tech-Visionen eingebüßt. Aufregung und News-Dichte rund um das Messe-Event zum Jahresbeginn sind weiterhin hoch. Das mag an der vergleichsweise großzügigen Bereitschaft vieler Hersteller liegen, Blogger und Journalisten eigens ins Glücksspiel-Paradies einfliegen zu lassen. Sicher spielen auch der für eine Trend-Schau optimal gelegene Termin und das Glitzer-Ambiente eine Rolle. Vor allem aber: Die Mischung aus internationalen Branchen-Riesen und innovativen Newcomern hat sich in den vergangenen Jahren auf der CES so verdichtet wie nirgendwo sonst.

Über 3500 Aussteller aus 140 Ländern präsentieren sich 2015. Das sind mehr als doppelt so viele Branchenvertreter wie auf der IFA in Berlin. Mit 375 registrierten Startups verzeichnet man in Las Vegas in diesem Jahr sogar eine Verdoppelung der Gründer im Vergleich zu 2014. „Die CES wird immer mehr zum Schlüssel-Event für Startups “, sagt Karen Chupka, Senior Vice President der International CES. Überraschungen dürften somit im Laufe der Woche garantiert sein. Im vergangenen Jahr zählten etwa das Semi-Hoverboard Onewheel und der Elektro-Roller Scrooser aus Dresden zu den Startup-Highlights auf der CES.

Wer weiß schon, ob appbasierte Zahnbürsten nicht dazu führen, dass in zehn Jahren jeder sein eigener Zahnarzt ist?

Sean Dubravac, CES-Chef-Analyst

Optisch wenig futuristisch gingen die Vorab-Trend-Shows in Las Vegas über die Bühne. Mit Power-Point-Projektionen, die heute jeder Gymnasiast aufwändiger designt, gaben die CES-Chef-Analysten Sean Dubravac und Steve Koenig mehreren hundert Pressevertretern einen Ausblick auf das, was die Messe-Woche bringen wird. Im Mittelpunkt: Das Use-Case-Szenario der Digitalisierung. „Wir befinden uns derzeit in vielen Bereichen der Technik in einer massiven Experimentierphase“, sagte Dubravac und nannte Wearables, Drohnen und Virtual-Reality-Brillen als Beispiele, die die Herzen der Gadget-Fans zwar bereits erobert haben, ihren endgültigen Stellenwert in unserem Alltag aber noch finden müssen. „Ziel ist es, aus unseren physischen Bedürfnissen und der Digitalisierung von immer mehr Lebensbereichen einen in sich geschlossenen Kreislauf zu schaffen“, sagte Dubravac. Heute frage man sich bei vielen neu vernetzten Dingen noch: Brauche ich das wirklich? Aber, so Dubravac weiter, wer wisse schon, ob etwa die Daten von appbasierten Zahnbürsten langfristig nicht dazu führten, „dass in zehn Jahren jeder ein Stück weit sein eigener Zahnarzt ist“.

Dass — nach der Vorstellung erster Studien im vergangenen Jahr — diesmal das Thema selbstfahrende Autos ein Schwerpunkt der CES werden wird, konnte man sich im Vorfeld bereits zusammenreimen. So sind Dieter Zetsche, Vorstandsvorsitzende der Daimler AG, und Ford-Chef Mark Fields als Keynote-Speaker angekündigt. Und Audi ließ schon Taten sprechen: Der Volkswagen-Ableger schickte einen autonom steuernden A7 vom Silicon Valley in Kalifornien nach Las Vegas. 900 Kilometer nur via Internetnavigation und Bord-Sensoren. „Jack“ heißt das Wunderauto, dass laut Audi schon in zwei Jahren marktfähig sein soll.

NVIDIA will Autos mit lernfähigen Supercomputern ausstatten.

Richtig greifbar wurde das Thema dann auch gleich beim allerersten CES-Live-Event, das Chip-Hersteller Nvidia traditionell vor dem eigentlichen Kickoff abhält. Fast die Hälfte der Veranstaltung drehte sich um die Vernetzung von Autos. Dabei stellte Nvidia-CEO Jeh-Hsun Huang mit dem Drive CX und dem Drive PX gleich zwei neuartige Bordcomputer vor, die Fahrzeuge künftig intelligenter machen sollen. Letzteren nannte Huang einen „revolutionären, lernfähigen Supercomputer.“ Bis zu zwölf hochauflösende Kameras soll der Drive PX auswerten und mit deren Daten selbstständig alle Herausforderungen des Straßenverkehrs bewältigen können.

Noch mehr große Ankündigungen werden auf den CES-Konferenzen von Samsung, LG und Sony erwartet, wobei es sich vor allem um die Erweiterung der 4K- und Curved-TV-Technologien handeln dürfte. Gerüchteweise sollen aber auch schon die ersten, noch nicht marktreifen 8K-Riesenfernseher präsentiert werden. Deren Auflösung beträgt sagenhafte 7680 x 4320 Pixel.

WIRED Germany ist die die CES-Woche lang in Las Vegas und begleitet die Messe mit News und Analysen. 

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