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Berlin könnte nach dem Brexit zur Fintech-Metropole werden

von Caspar Tobias Schlenk / Gründerszene
Bislang galt London als Fintech-Hauptstadt – nun wird sich nach dem Brexit für die Startups einiges ändern. Andere Städte könnten davon profitieren.

Die Nachricht des Brexit ist noch nicht verdaut, schon äußern sich die ersten britischen Startups zu den Konsequenzen, Ernüchterung schwingt mit. So heißt es von Revolut, einer Payment-App aus London: „Wir werden ernsthaft überlegen, Großbritannien zu verlassen“, teilte eine Sprecherin auf Nachfrage von Gründerszene mit. Die EU-Zahlungsrichtlinien seien essentiell für ihr Geschäft.

Mit dem Plan, die Fintech-Metropole London zu verlassen, ist Revolut nicht allein. Allen voran hatte sich das gehypte Transferwise schon vor der Entscheidung klar positioniert: „Andere Städte wie Berlin oder Paris würden als europäisches Drehkreuz dann attraktiver erscheinen als London“, sagte der Chef Taavet Hinrikusgegenüber Bloomberg. Sieben andere Fintechs kündigten ebenfalls gegenüber Bloomberg an, ihren Hauptsitz verlegen zu wollen, wenn Großbritannien aus der EU austritt.

Doch nicht alle Fintechs sind mit ihren Äußerungen so schnell. Beispielsweise Funding Circle, das erst kürzlich mit dem deutschen Zencap fusionierte: Erst einmal werde es zwei Jahre dauern bis die Exit-Verhandlungen abgeschlossen seien, teilte eine Sprecherin gegenüber Gründerszene mit. Die Message: nichts überhasten. Trotzdem trifft es das Unternehmen nicht unerheblich: Partnerschaften mit EU-Organisationen, wie der Europäischen Investmentbank könnten man „nicht weiter ausbauen“.

Ähnlich abwartend formuliert es Jonas Piela vom Berliner Banking-Startup Avuba, das eine britische Bank als Partner hat. Ob sich Avuba nun nach neuen Kooperationen umsehen müsse? „Wir beobachten jetzt, wohin sich die Reise entwickelt. Sobald sich abzeichnet, was passieren wird, werden wir entscheiden, wie wir darauf reagieren“, so Piela gegenüber Gründerszene. Genau diese Frage nach neuen Partnern müssten sich Startups stellen, sagt auch Fintech-Experte Jochen Siegert. Sein Fazit: „London als Europas führender Fintech-Standort hat gerade Selbstmord begangen.“

Klar ist für alle Fintech-Unternehmen, die entweder in Großbritannien sitzen oder wichtige Geschäftsbeziehungen dorthin haben, aber auch: Ihr Business wird vom Brexit mittelbar betreffen. Doch was ist konkret das Problem? Der wichtigste Punkt für die jungen Finanzunternehmen: Das sogenannte Passporting werde, laut dem Fintech-Experten Rafael Otero, vermutlich hinfällig. Bislang ist es damit möglich, sich eine Erlaubnis bei den britischen Aufsichtsbehörden zu holen und den Dienst vergleichsweise einfach in anderen EU-Ländern anzubieten. „Neue Fintech-Startups sind nun in Europa besser aufgehoben als in London“, sagt Otero. Die Profiteure dürften Irland und Luxemburg für die neuen Lizenzen sein. Sie gelten als besonders Fintech-freundlich.

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Andere sehen Berlin eher als den Profiteur des Brexits. Etwa der Bundesverband Deutsche Startups: „Insbesondere Fintech-Startups werden in Berlin nun in ihrer Wahrnehmung gegenüber den britischen Kollegen glänzen können“, schreibt Christian Miele aus dem Vorstand. Ein Sieg, den man nicht feiern wolle, denn ein fragmentierter Binnenmarkt sei für alle schlecht. Und tatsächlich spielt ein Punkt Berlin in die Karten: Für internationale und europäische Fachkräfte könnte London an Attraktivität verlieren, es könnte zu einem Fachkräftemangel kommen. Berlin, das als lebenswert und günstig gilt, hätte an dieser Stelle einen großen Standortvorteil.

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Dieser Text ist zuerst auf Gründerszene erschienen.

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