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Get a Life! Social-Media-Junkies und die Sucht nach dem nächsten Like

von Silvia Weber
Menschen kämpfen immer um Anerkennung — auch in sozialen Netzwerken. Doch das Buhlen um Facebook-Likes kann abhängig machen und schöne Augenblicke ruinieren. Bleiben sie aus, leidet unser Ego. Eine neue Studie zeigt, wie stark das bisweilen unser Leben beeinflusst.

Auch ständig auf der Suche nach dem perfekten Post oder Tweet? Bisher konnten wir es vielleicht noch abstreiten, aber damit ist jetzt Schluss. Zumindest, wenn man einer aktuellen Studie der Amerikaner Joseph Grenny und David Maxfield Glauben schenkt. Die beiden sind Autoren des Bestseller-Ratgebers „Crucial Conversations“ zum Thema professionelles Kommunizieren. Was für kuriose Ausmaße die Social-Media-Trophäenjagd annehmen kann, haben sie in einer Umfrage mit mehr als 1600 Teilnehmern herausgefunden.

14 Prozent der Teilnehmer sagten, sie hätten für einen besonders ausgefallenen Post schon einmal ihre eigene Sicherheit riskiert.

58 Prozent der Befragten gaben zu, dass sie sich mit dem Versuch, das perfekte Foto zu schießen, schon mehrfach einen schönen Augenblick vermiest haben. Ist ja auch traurig, wenn man die Sonne auf dem Display des Smartphones im Meer versinken sieht, obwohl man eigentlich selbst vor Ort ist. Oder wenn die Katze gerade besonders niedlich ist, man sie aber nicht streicheln kann, weil der Moment unbedingt für die Facebook-Freunde festgehalten werden muss.

Noch schlimmer ist folgendes Beispiel für die Social-Media-Anerkennungssucht: 14 Prozent der Umfrage-Teilnehmer sagten, sie hätten schon einmal ihre Sicherheit riskiert, um einen besonders ausgefallenen Post veröffentlichen zu können. „Ich habe gesehen, wie Leute mitten auf dem überlaufenen Hollywood Boulevard in letzter Minute Autos, Touristen und Fußgängern auswichen, um ein schnelles Selfie zu machen“, zitieren Grenny und Maxfield einen Befragten, „nur am dann auf dem Bürgersteig ‚Neiiiiin’’ zu rufen, weil es nicht geklappt hat.“ Ganz zu schweigen davon, wie sehr es nervt, wenn auf Konzerten der Blick zur Bühne durch Hunderte von Handys versperrt wird. Hier wird sogar zusätzlich den anderen Besuchern die Magie des Augenblicks ruiniert.

Am allerschlimmsten: Drei von vier Studien-Teilnehmern gaben an, hin und wieder grob oder unaufmerksam gegenüber Freunden gewesen zu sein, weil sie das, was in sozialen Netzwerken passiert, wichtiger fanden als deren Gesellschaft. Auch hätten sie sich schon von ihrem Smartphone in Momenten der Intimität stören lassen. Beim Sex kurz mal die Facebook-Timeline zu checken, scheint für manche zumindest nicht komplett ausgeschlossen zu sein. Da ist es eigentlich kein Wunder, dass die übertriebene Nutzung von sozialen Netzwerken zu Frustration führt.

Die pausenlose Jagd nach dem nächsten großen Social-Media-Auftritt könne zwar dazu führen, dass man mehr Freunde und „Gefällt mir“-Angaben erhält, sagt Maxfield. Dabei bliebe aber ein Gefühl der Leere zurück. „Unsere Haupterkenntnis ist, dass wir wichtige Momente in unserem Leben weniger genießen, wenn wir versuchen, sie festzuhalten, als wenn wir sie einfach auskosten“, sagt Grenny. 

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