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Zwei Startups, die der Filmbranche nicht gefallen werden

von Michael Förtsch
Netflix, Amazon Prime oder MUBI haben die Art verändert, wie wir Filme schauen. Zwei neue Startups wollen jetzt noch mehr: The Screening Room möchte aktuelle Kinofilme ins Wohnzimmer holen und MovieSwap dürfte Hollywood-Anwälte ins Schwitzen bringen.

Ganze 50 Dollar soll ein Film auf The Screening Room kosten. Für 48 Stunden kann er dann geschaut werden. Ein happiger Preis. Dafür gibt es aber auch keine hustenden, schmatzenden und schlürfenden Sitznachbarn und das Bier kommt aus dem eigenen Kühlschrank. Das Ziel des bislang stillen Startups: Nicht nur auf DVD und Blu-ray verfügbare Streifen nach Hause zu bringen, sondern solche, die aktuell im Kino laufen.

Hinter der Idee steht, so das Filmfachblatt Variety, unter anderem Napster-Co-Gründer Sean Parker, der gerade mit Verleihern und Studios in Verhandlungen sei. Sein Argument sei vor allem der hohe Erlös, den die Unternehmen einstreichen könnten. Für jedem Steam soll der jeweilige Rechteinhaber bis zu 20 Dollar bekommen.

Um die Kinoketten nicht gegen The Screening Room aufzubringen, würden auch sie einen Teil des Leihpreises einstreichen. Zudem soll Parker den Studios Maßnahmen gegen Piraterie versprochen haben. Anders als Netflix und Co. würde The Screening Room keine App oder ein Webdienst sein, sondern als Sky-artige, 150 Dollar teure Set-Top-Box daherkommen, deren Bewegtbild sich nicht mitschneiden ließe. Ob das reicht, um die Branche zu überzeugen, ist fraglich.

Ganz anders geht derweil MovieSwap vor. Dessen Macher riskieren nämlich die offene Konfrontation mit Hollywood. Das via Kickstarter finanzierte Projekt will den Zugang zur „größten Filmsammlung überhaupt“ ermöglichen – ohne dabei Studios oder Verleiher einzubinden. Statt Kunden, die einen monatlichen Beitrag zahlen, etwas zu verleihen, will das Startup ihnen via Internet zugänglich machen, was ihnen sowieso schon gehört. User können ihre DVD-Sammlung bei MovieSwap einschicken, die dort auf sie registriert und eingelagert wird. Laut den französischen Gründern ist es legal, sich die Filme dann von ihnen aus der Cloud streamen zu lassen. Der wahre Clou ist jedoch ein anderer.

„Es ist exakt wie im echten Leben“, erklären die Gründer auf Kickstarter. „Mit MovieSwap tauschst du deine Filme mit jedem anderen Mitglied der Community.“ Und das sei erlaubt. Durch eine virtuelle und automatisch abgewickelte Tauschökonomie könne so jeder User jeden Film aus dem Pool als Stream genießen. Wobei nicht jeder Streifen immer zugänglich wäre – ist eine seltene „virtuelle DVD“ schon verliehen, muss man eben warten. Doch mit jeder eingesendeten DVD würde die Verfügbarkeit und mit jedem neuen Film das Angebot größer.

Technisch setzt MovieSwap auf den VLC-Player und HDMI-Sticks – womit das derzeit 200.000 Filme umfassende Portfolio auf PCs, Macs, Android-Tablets und TV-Geärten verfügbar wäre. Das alles soll in einer Private Beta im Sommer getestet werden.

Die Logik hinter MovieSwap ist schlicht und verständlich. Laut Cyril Barthet, Urheberrechtsexperte und Co-Gründer, stünde das Projekt durch die „first sale doctrine“ und „fair use“ auf einer rechtlich unerschütterlichem Basis – in Deutschland gilt der ähnlich funktionierende Erschöpfungsgrundsatz. Allerdings ist anzunehmen, dass die Filmstudios und ihre Anwälte die Auffassung der MovieSwap-Macher nicht teilen werden.

Schon Musk-Streamingdienste wie MP3.com haben ähnliches versucht – und sind gescheitert. „Hollywood wird MovieSwap hassen“ lautet die Einschätzung des Blogs TorrentFreak. „Es scheint wie ein klassischer Fall, in dem brillante Köpfe aufdrehen, und einen Dienst schaffen, den jeder liebt. Aber auch einen, der einen Spitzenkandidat für einen dreckigen Rechtsstreit darstellt und nur die Anwälte reich macht.“ 

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