Das Internet durchdringt nahezu alle Bereiche unserer modernen Gesellschaft. Wir teilen darin mit, was wir gerade tun, was uns bewegt, verwalten unsere Konten oder bestellen Pizza. Wir leben darin. Mit „Lo and Behold, Reveries of The Connected World“ will sich Werner Herzog dem Internet nun als kulturelles Phänomen näheren – und das in seinem typisch intellektuellen wie versponnenem Stil. Denn es sei zwar „eine der größten Revolutionen, die die Menschheit jemals erfahren hat“ gleichsam aber eine Maschinerie, die unsere Kultur und unser Leben auf unvorhersehbare Weise verändert und dabei auch Opfer fordert.
In der 98-Minuten-Dokumentation will der deutsche Regisseur einen Blick auf die Anfangszeiten des Netzes werfen. Er hinterfragt, wie ein Militärexperiment zu einer zentralen und unverzichtbaren Infrastruktur erwachsen konnte, und was dieses fragile Konstrukt am Leben erhält. Er blickt zurück auf 80er-Jahre-Visionen wie die „elektronische Zeitung“ und spricht unter anderem mit Internetpionieren wie Vinton G. Cerf, dem „Vater des Internets“. Aber auch jene, die die omnipräsente Vernetzung als mal mehr mal weniger reale Bedrohung begreifen, kommen zu Wort. Darunter beispielsweise Elektrosensible, die sich durch Smartphone- und WLAN-Strahlung geschwächt und krank gemacht fühlen.
Letztlich will Werner Herzog aber auch die Frage stellen, wie die Zukunft der gegenwärtigen Entwicklung ausschauen könnte. Nämlich, ob das Internet mit seiner rasanten Verbreitung, intelligenten Algorithmen und dem Einzug in all unsere Lebensbereiche vielleicht eines Tages ein eigenes Bewusstsein ausbilden wird. „Träumt das Internet von sich selbst?“, wird in der Inhaltsangabe gefragt. „Kann es die Fundamente von Moral entdecken oder eines Tages gar die Bedeutung von Liebe begreifen?“ Am 23. Januar 2016 wird „Lo and Behold Reveries of the Connected World“ auf dem Sundance Film Festival in Park City, Utah seine Premiere feiern.