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SpaceX, Blue Origin und Virgin Galactic: Wer steht wo im Wettlauf ins All?

von Anna Schughart
Mit Blue Origin, SpaceX und Virgin Galactic beherrschen zur Zeit gleich drei private Raumfahrtunternehmen die Schlagzeilen. Als sie Anfang der 2000er gegründet wurden, war noch nicht klar, was solche Firmen im Weltall überhaupt leisten können. Doch die wöchentlichen Erfolgsmeldungen, zuletzt die erfolgreiche Landung einer Falcon-9-Rakte von SpaceX, zeigen: Das Zeitalter der privaten Raumfahrt hat begonnen. Zeit, sich die drei großen Konkurrenten genauer anzuschauen.

1. Wer steckt dahinter?
Hinter allen drei Firmen stehen illustre Unternehmer.

Blue Origin
Amazon-Chef Jeff Bezos gründete Blue Origin im Jahr 2000. Davon bekam aber die ersten Jahre nicht wirklich jemand etwas mit. An dieser grundlegenden Einstellung hat sich bis heute kaum etwas geändert: Blue Origin ist der größte Geheimniskrämer unter den kommerziellen Raumfahrtunternehmen. So durften zum Beispiel erst Anfang 2016 zum ersten Mal einige Journalisten den Blue-Origin-Hauptsitzt in Kent besichtigen.

Virgin Galactic
Steht Blue Origin eher auf Understatement, dann ist Virgin Galactic der absolute Overseller unter den drei Konkurrenten. Das liegt vor allem am Vorsitzenden Richard Branson, der immer wieder neue Versprechen macht, die er dann widerrufen muss. So kündigte Branson beispielsweise den ersten Jungfernflug eines Virgin-Galactic-Raumschiffs ursprünglich bereits für 2009 an. Inzwischen ist er vorsichtiger geworden: „Ich habe gelernt, keine Termine zu nennen“, sagte Branson im Januar in einem Interview. Virgin Galactic wurde 2004 gegründet und hat sein Hauptquartiert im kalifornischen Pasadena.

SpaceX
Auch hier steckt eine absolute Tech-Größe hinter dem Projekt: Der Paypal- und Tesla-Gründer Elon Musk erschuf SpaceX 2002. Sein eigentliches Ziel: der Mars (siehe unten).

2. Was ist das Ziel?
Der Weltraum beginnt bei Kilometer 100 über dem Meeresspiegel. Für die Raumfahrt macht es einen großen Unterschied, ob man nur zu dieser Grenze gelangen oder die Erde umkreisen möchte, also ob man einen suborbitalen oder einen orbitalen Flug plant. Denn: Nur kurz mal die Nase in den Weltraum halten, ist einfacher, als dort zu bleiben.

Virgin Galactic
Virgin möchte die erste kommerzielle „Space-Line“ sein und es jedem Menschen (der die nötigen 250.000 Dollar hat) ermöglichen, den Weltraum zu erleben. Die Virgin-Galactic-Raumschiffe können aber auch von Wissenschaftler genutzt werden.

Blue Origin
Auch Blue Origin will suborbitale Weltraumflüge für Touristen anbieten, ab 2018. Die zahlenden Kunden sollen dabei (wenn auch nur knapp) über die Kármán-Linie (also die 100-Kilometer-Grenze) kommen – und sich so offiziell Astronaut nennen können. Doch Blue Origin will noch weiter hinaus und arbeitet deshalb schon an einem orbitalen Raumschiff.

SpaceX
Touristen interessieren SpaceX nicht. Auch mit suborbitalen Flügen gibt das Unternehmen von Elon Musk sich nicht zufrieden. Das Ziel: wiederverwertbare Raketen entwickeln, die eines Tages helfen, neue Planeten zu besiedeln. Bis dahin macht sich SpaceX aber vor allem als Weltraum-Cargo-Unternehmen einen Namen.

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3. Und wie soll das funktionieren?
Unternehmen können auf Dauer nur existieren können, wenn sie Gewinne machen. Für die Raumfahrtfirmen heißt das: Die Systeme, die sie entwickeln, müssen sich wiederverwenden lassen. Auch um tatsächlich eines Tages den Weltraum besiedeln zu können, ist die Wiederverwertbarkeit entscheidend: Sowohl die Trägerrakete als auch die Raumkapsel sollten also heil auf die Erde zurückkommen und später zu neuen Missionen aufbrechen können. Es ist das große Ziel, das die drei Unternehmen eint. Um es zu erreichen, entwickeln sie jeweils ihre eigenen Systeme.

SpaceX
Die aktuelle Rakete von Space X heißt Falcon 9. Ein Exemplar kostet etwa 60 Millionen Dollar, doch wenn sie zehn bis 20 Missionen fliegen kann, kostet jede Tankfüllung nur noch 200.000 bis 300.000 Dollar. Falcon 9 bringt die Dragon-Raumkapsel an ihrer Einsatzorte, zum Beispiel zur Internationalen Raumstation (ISS) und ist teilweise wiederverwendbar. Die Erststufe (ausgerüstet mit neun Raketenantrieben, so dass zwei ausfallen können, ohne dass etwas passiert) soll wieder auf der Erde landen. Die Zweitstufe bringt dann die Dragon-Kapsel in den Orbit. Momentan transportiert Dragon vor allem Ladung von und zurück zur Erde – aber in zwei bis drei Jahren soll es erste Testflüge mit Menschen geben. Außerdem plant SpaceX für dieses Jahr auch noch den Jungfernflug einer weiteren Rakete: Die Falcon Heavy kann noch mehr Ladung transportieren – und irgendwann vielleicht auch Menschen zum Mars.


Blue Origin
New Shepard (benannt nach Alan Shepard, dem ersten Astronauten der USA) besteht aus einer Kapsel und einem Raketenantrieb, der ebenfalls vertikal landen und starten soll. Nach etwa zweieinhalb Minuten trennen sich die beiden Module. Die Rakete landet mithilfe von Raketenantrieb vertikal, die Kapsel gleitet – nach einem kurzen Aufenthalt im All – mittels Fallschirm zur Erde zurück. Beide Module können danach wiederverwendet werden. Die Kapsel soll schlussendlich sechs Menschen Platz und die „größten Fenster im Weltraum“ bieten. Wie genau das Raumschiff, dass auch orbitale Raumflüge bewältigen kann, aussehen wird, will Blue Origin noch in diesem Jahr verraten. Ein wichtiger Schritt auf diesem Weg ist der extrem starke BE-4-Raketenantrieb, der ab diesem Jahr getestet werden soll.


Virgin Galactic
Ende Februar präsentierte Virgin Galactic sein neues SpaceShipTwo, die VSS Unity. Die Virgin-Raumschiffe erinnern äußerlich stark an Flugzeuge. Damit sie an die Grenze zum Weltraums gelangen können, werden sie von einem Mutterschiff auf eine Höhe von 15 Kilometern gebracht, wo sie aus der Luft starten. SpaceShipTwo soll acht Personen transportieren und sich – je nach Bedarf – wie eine Raumkapsel oder ein Flugzeug verhalten.


Die Raumflüge von Blue Origin und Virgin Galactic werden dabei wahrscheinlich ziemlich ähnlich ablaufen: Die Passagiere werden einige Minuten die Schwerelosigkeit und den Ausblick genießen können, dann geht es zurück zur Erde.


4. Wie weit sind sie?
Von den einen gibt es bisher nur Versprechungen, die anderen können hingegen schon Erfolge vorweisen.

Virgin Galactic
Richard Branson hat in den vergangenen Jahren regelmäßig neue Starttermine für den ersten kommerziellen Weltraumflug angekündigt. Bisher hat aber kein SpaceShipTwo die Grenze zum Weltraums erreicht. Im Oktober 2014 zu einem tragischen Unfall: Bei einem Testflug stürzte die VSS Enterprise ab, der Kopilot kam ums Leben.

Blue Origin
Blue Origin gelang im April 2015 zum ersten Mal ein suborbitaler Flug, bei dem zwar der Raketenantrieb verloren ging, die Kapsel jedoch sicher landete. Bei einem erneuten Versuch im November kamen beide Teile heil an. Im Januar 2016 konnte Blue Origin seinen bisher größten Erfolg feiern: Ein Raketenantrieb wurde zum ersten Mal erfolgreich wiederverwendet und landete danach abermals sicher. Außerdem hat Blue Origin ein Abkommen mit der United Launch Alliance geschlossen. Die will den neuen BE-4-Raketenantrieb für ihre Vulcan-Rakete nutzen.

SpaceX
SpaceX größtes Problem war bisher immer die Landung der Raketen-Erststufe auf einer Plattform im Ozean. Sie schlug mehrmals fehl. Doch am 8. April 2016 gelang sie endlich: Falcon 9 startete, brachte Dragon auf den Weg und landete schließlich sicher auf der schwimmenden Plattform. Jetzt muss SpaceX nur noch zeigen, dass es die Rakete tatsächlich noch einmal verwenden kann.


5. Gibt es außer diesen drei noch andere kommerzielle Unternehmen im Raketen-Business?
Ja, Blue Origin, SpaceX und Virgin Galactic sind nicht die einzigen privaten Raumfahrtunternehmen. Das amerikanische Unternehmen Orbital ATK beliefert zur Zeit zum Beispiel ebenfalls die ISS. Und auch ein weiterer großer Name aus der Tech-Branche interessiert sich für den Weltraum: Microsoft-Co-Founder Paul Allen gründetet 2015 Vulcan Aerospace.


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