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HoloLens: Microsofts VR-Brille beeindruckt, lässt aber viele Fragen offen

von Michael Förtsch
Im Januar hat Microsoft seine Virtual-Reality-Brille HoloLens vorgestellt, die Möglichkeiten des Prototypes aber nur grob umrissen. Was der Windows-Konzern auf der hauseigenen Konferenz Built 2015 jetzt allerdings an Demos zeigte, kann durchaus beeindrucken. Dabei soll HoloLens nicht nur zum Spielen gedacht sein, sondern könnte auch Architekten und Medizinern das Leben erleichtern.

Im Gegensatz zur Konkurrenz, etwa Oculus Rift oder Project Morpheus, schottet HoloLens seine Benutzer nicht vollkommen von der Umwelt ab, sondern setzt auf Augmented Reality. Hier hat Microsoft gegenüber der ersten Vorführung kräftig nachgelegt. So können Träger der VR-Brille etwa durch Räume gehen und deren Wände von Websites und Programmen überlagern lassen. Darunter etwa Skype, der neue Microsoft-Browser Edge, Fotos, Nachrichten und weitere Anwendungen, die sich allesamt so verhalten und auch selbstständig aktualisieren, wie es der Brillenträger aus Windows kennt.

Microsoft präsentierte einen virtuellen Hund, der freudig mit dem Schwanz wedelt.

Denn „alle für Windows 10 entwickelten Apps werden auch auf HoloLens laufen“, wie Designer Alex Kipman sagt. Gestartet werden die klassisch über das Startmenü, das mit einer Aufklapp-Geste geöffnet wird und vor dem Anwender in der Luft schwebt. Diese virtuellen Projektionen können beliebig in ihrer Größe verändert werden — vom Notebook-Bildschirm bis zur gesamten Wand, ist alles drin — und dem HoloLens-Nutzer via „Follow me“-Befehl bei seinem Gang durch seine Wohnung begleiten.

Doch soll dank Augmented Reality auch Witziges, etwa ein virtuelles Haustier realisierbar sein. Beispielsweise präsentierte Microsoft in einer Demonstration einen virtuellen Hund, der freudig mit dem Schwanz wedelt, den Teppich einsaut und um Zuneigung bettelt. Ziemlich gut passt sich dieser dabei in die Umgebung ein. Jedoch ist auch ein Roboter namens B15 drin, der während der Keynote einem simplen Raspberry-Pi-getriebenen Fahr-Robo zusätzlich Gesicht und Gliedmaßen verlieh. Für letzteren diente HoloLens auch als eine Art Fernbedienung, denn über das Drücken von neben den Roboter schwebenden Science-Fiction-Bedientafeln, ließen sich Funktionen auslösen. Dies gestaltete sich zwar noch etwas ungelenk und hakelig, fasziniert aber trotzdem.

 

Das Entwickeln derartiger Späße und kompletter Games soll recht einfach sein, denn statt einer proprietären Engine, läuft auf HoloLens die Videospiele-Engine Unity, die mittlerweile nicht mehr nur in Mobile-Games, sondern auch auf PC und Konsolen für komplexe Spiele wie „Gone Home“ und „Superhot“ genutzt wird.

In fünf Jahren soll HoloLens der Standard für Architekten sein.

Letztlich ist HoloLens für Microsoft aber kein reines Spielzeug, auch wenn etwa ein auf einen Schreibtisch holografiertes „Minecraft“ durchaus umhaut. Stattdessen sieht der Konzern ebenso professionelle Anwendungsgebiete. So wurde zum Beispiel vorgeführt, wie HoloLens Architekten bei der Planung von Gebäuden oder der Koordination von Bauschritten behilflich sein würde. Holografische Modelle könnten unter anderem reale Miniaturen ersetzen. Denn ihre virtuellen Gegenstücke sollen sich schnell modifizieren und transparent gestalten lassen. Die Vernetzung von HoloLens-Systemen untereinander lässt überdies alle VR-Brillenträger einer Gruppe das gleiche sehen, etwa wenn Teile eines Modells hervorgehoben oder abgewandelt werden.

Hier, so Microsofts Vorstellung, würden HoloLens und ähnliches in fünf Jahren schon der Standard sein. Ärzte und Medizinstudenten könnten hingegen mit HoloLens virtuelle Körper untersuchen, in diese eintauchen und in einzelne Organe hineinschauen, um deren Aufbau und Funktion besser zu erfassen. Auch sei die Microsoft-Brille hier perfekt, da Lehrer durch diese etwa erkennen, was ihre Schüler und Studenten gerade genau betrachten.

Zurückhaltend war Microsoft auf der Built 2015 jedoch noch, was mögliche Erscheinungstermine oder Entwicklerversionen der Brille angeht. Auch zum Preis wurde erneut geschwiegen, ebenso was die verbaute Technik angeht, die zwar in einem Trailer angedeutet, aber nicht spezifiziert wurde. Dafür betonte Alex Kipman mehrfach, dass das System autark sei: Es brauche keine Kabel, keine Stromzufuhr, keinen PC oder externe Kameras und Sensoren. Alles nötige sei in der Brille selbst verbaut — was allerdings Fragen zur Akkulaufzeit aufkommen lässt. Doch auch die Microsoft bislang nicht beantworten. 

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