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Der 30. Juni wird eine Sekunde länger sein als andere Tage — und davor fürchten sich manche

von Caspar Clemens Mierau
Ein normaler Tag hat 86.400 Sekunden. Doch der 30. Juni 2015 wird kein normaler Tag sein. Denn er wird um eine Schaltsekunde auf 86.401 Sekunden verlängert. Und das bereitet vor allem Technikern Kopfschmerzen.

Seit 1972 werden Schaltsekunden nach Bedarf festgelegt, um die mit Atomuhren auf der Erde gemessene „koordinierte Weltzeit“ mit der „Sonnenzeit“ abzugleichen. Da die Rotation der Erde unregelmäßig verläuft und sich langfristig verlangsamt, ist das durchschnittlich alle anderthalb Jahre nötig. Schon 25 mal wurde daher seit 1972 eine Schaltsekunde eingeführt. Dabei können die Zusatzsekunden auch wieder abgesagt werden, wenn sich die Erde zum Beispiel durch Staudämme oder Erdbeben unerwartet schneller dreht.

Beim letzten Mal machten die Server von Websites wie Reddit, FourSquare oder LinkedIn plötzlich Probleme.

An 30. Juni diesen Jahres ist es wieder soweit: Der Tag endet nicht um 23:59:59 sondern um 23:59:60. Die letzte Schaltsekunde gab es am 30. Juni 2012 und sie hinterließ weltweit einige Spuren an IT-Systemen. Ein Bug im Betriebssystem Linux sorgte damals zum Beispiel für einen sprunghaften Anstieg im Stromverbrauch vieler Server. Direkt betroffen waren Fluglinien, aber auch große Webseiten wie Reddit, FourSquare, LinkedIn.

Der Grund für diese Probleme ist, dass es bei der Zeitmessung viele Ausnahmen gibt: Klar definierte Schaltjahre, nicht automatisch vorhersagbare Schaltsekunden — von den vielen anderen Merkwürdigkeiten unseres Kalendersystems ganz abgesehen. Für Programmierer bedeutet das, dass sie viele Einzelfälle berücksichtigten müssen. Recht anschaulich erklärt das der YouTube-Kanal Computerphile ab Minute 6:45 in diesem Video:

Drücken wir also für dieses Jahr die Daumen, vielleicht verläuft es diesmal reibungsloser. Aber bei allen Problemen sollte man nicht vergessen: Der Tag ist eine Sekunde länger! Was könnte man mit dieser Sekunde eigentlich anfangen?
Eigentlich ganz schön viel. Wer zum Beispiel jeden Tag ein einsekündiges Video aufnimmt, erhält am Ende des Jahres einen wundervollen Rückblick, wie dieser Film von Carey Ciuro zeigt:

Und natürlich gibt es auch dafür eine App: 1 Second Everyday. Vielleicht erlaubt sie einem ja am 30. Juni ausnahmsweise zwei Sekunden Aufnahmezeit. Das wäre nur fair. Ansonsten bliebe nur noch die Möglichkeit, die Erdrotation künstlich zu beschleunigen, um die Schaltsekunde ein für alle Mal abzuschaffen. XKCD-Zeichner Randall Munroe ist dieser Frage bereits auf seine ganz eigene wissenschaftliche Art nachgegangen und kam zu dem Schluss: Theoretisch möglich, aber wahrscheinlich mit katastrophalen Folgen. Da freuen wir uns doch lieber auf die eine geschenkte Sekunde und sehen, was diesmal schiefläuft. 

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