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War Games: Wenn Politiker Bankenkrise spielen

von Katharina Brunner
Nur mal angenommen: Eine große britische oder amerikanische Bank bricht zusammen. Die Finanzmärkte sind im Aufruhr, Investmentbanker hysterisch, das Wort Krise macht die Runde. Wie sollen die Politiker reagieren?

Um diese Frage zu beantworten, haben sich nun die Finanzminister der USA und Großbritanniens und ihre Zentralbankchefs zu einem Spiel getroffen. Ziel der eintägigen Übung: Was tun, wenn wieder eine große Bank pleite geht? Solche Simulationen des Ernstfalls kennt man eigentlich vom Militär, daher der Name: War Games – Kriegsspiele.

Nicht ohne Grund erinnert das Szenario an den Fall von Lehman Brothers, mit dem die Finanzkrise ab 2007 begann. „Wir wollen sicher gehen, dass wir mit einer Institution umgehen können, die zuvor als ‚too big too fail‘ angesehen wurde“, sagt George Osborne, der Schatzkanzler von Großbritannien, wie der Finanzminister dort genannt wird. Die Minister standen nicht allein am Spielfeld, an ihrer Seite in Washington waren die beiden Zentralbankchefs und hochrangige Mitarbeiter. The Guardian nannte den Versuchsaufbau deswegen in Anlehnung an Computerspiele eine „multiplayer simulation“.  

Ein Angriff könnte in der City of London oder auf der Wall Street passieren.

Solche War Games sind nicht nur dazu gut, mit einer Krise umgehen zu lernen und die staatliche Regulierung zu testen, sie sollen auch Vertrauen schaffen. Schon im Frühjahr simulierten deswegen die Staatschefs verschiedener Länder – unter anderem aus den USA, Deutschland und China – in Den Haag eine ganz andere Krise: Terroristen greifen mit einer Atombombe eine westliche Großstadt an. „Es könnte in der City of London oder auf der Wall Street passieren, genauso wie in Mailand oder anderswo“, soll in der Anleitung gestanden haben. Aus vier Handlungsmöglichkeiten sollten Barack Obama, Angela Merkel oder Xi Jinping in Echtzeit eine Entscheidung treffen. Die Öffentlichkeit informieren oder nicht? Mit anderen Ländern zusammenarbeiten oder nicht? 

Im Gegensatz zu den Finanzministern in dieser Woche suchten sie jedoch nicht kooperativ nach einer gemeinsamen Lösung, stattdessen seien die individuellen Entscheidungen nach dem Spiel anonym vorgetragen worden. Nicht alle der hochrangigen Politiker fanden dieses „Kriegsspiel“ hilfreich. Einer Teilnehmerin soll das Rollenspiel laut The Telegraph ganz und gar nicht gefallen haben: Bundeskanzlerin Angela Merkel.

Kein Kriegsspiel ist wie der Krieg selbst.    

George Osborne, der Schatzkanzler von Großbritannien

Regelrecht euphorisch ist dagegen der britische Schatzkanzler, der schon vor dem Spiel mit seinem US-Kollegen Jack Lew bekannt gab, dass es bestimmt wiederholt werden wird: „Kein Kriegsspiel ist wie der Krieg selbst. Aber es bedeutet, dass wir viel besser vorbereitet sind. Ich bin sicher, dass das nicht das letzte Mal sein wird“, sagte Osborne. 

Welche gefährdeten Banken die Simulation im Auge hatte, wurde nicht verraten, genausowenig wie Details zum Verlauf der Simulation. Welche Institute wahrscheinlich gemeint waren, ist dank der Aufgabenstellung leicht zu erraten: Barclays und HSBC aus Großbritannien und die amerikanischen Institute Goldman Sachs und Bank of America machen auf beiden Seiten des Atlantiks Geschäfte – und gelten als „too big too fail“. 

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