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In der menschlichen DNA schlummern mehr uralte Viren als gedacht

von Anna Schughart
Die menschliche DNA ist gar nicht komplett menschlich. Jetzt haben Wissenschaftler erneut Virus-Stücke und sogar den Bauplan für ein komplettes Virus im menschlichen Genom entdeckt. Die uralten Viren haben noch heute Auswirkungen auf uns.

Rund acht Prozent unserer DNA stammen von urzeitlichen Viren. Diese haben es vor Millionen von Jahren geschafft, sich in die DNA unserer Vorfahren einzuschleichen. Dazu schrieben sie ihre eigene RNA (das ist das Genom der Viren) in DNA um. Die Kunst für die Viren besteht dann darin, Geschlechtszellen zu infizieren. Wenn aus Spermium und Eizelle ein neuer Mensch wird, verbreitet sich das Genom der Viren automatisch mit – und das über Generationen. Im Laufe der Zeit mutierte die Virus-kreierte DNA im menschlichen Genom. Das heißt sie veränderte sich und ist deshalb heute nur sehr schwer zu finden.

Wissenschaftler der Tufts University und der University of Michigan haben nun allerdings neue Stücke von Viren entdeckt, die einmal unsere Vorfahren infiziert haben. Dazu untersuchten sie das Genom von 2500 Menschen. In der DNA von 50 Personen fanden sie sogar das Rezept für ein komplettes Virus. Es wurde auf dem X-Chromosom gefunden und ist erst das zweite intakte Provirus (so nennt man die Virus-DNA, die in das Genom eines Wirtes integriert ist — im Fall des Menschen handelt es sich dabei ausschließlich um sogenannte endogenen Retroviren), das man in der menschlichen DNA entdeckt hat. Ob das versteckte Provirus sich noch replizieren oder fortpflanzen kann, wissen die Wissenschaftler noch nicht.

Andere Studien zeigen jedoch: Auch die urzeitlichen Viren können noch einen Effekt auf den Menschen haben. Im Guten wie im Schlechten. Ein Science-Paper, das Anfang März veröffentlicht wurde, behauptet: Endogene Retroviren helfen dem menschlichen Körper im Kampf gegen Krankheitserreger. Oder er nutzt sie einfach gleich zu seinen eigenen Zwecken. So hilft ein früherer Schädling heute etwa dabei, die Plazenta aufzubauen.

Doch die endogenen Retroviren haben auch eine dunkle Seite. Man vermutet, sie könnten zum Beispiel auch für Autoimmunkrankheiten verantwortlich sein. „Viele Studien haben versucht einen Zusammengang zwischen diesen endogenen viralen Elementen und Krebs und anderen Krankheiten herzustellen, aber das größte Problem war, das wir sie tatsächlich bisher noch nicht alle gefunden haben“, sagte Zachary Williams, einer der Autoren des Papers. Um das zu tun, müsste man das menschliche Genom von noch mehr Menschen untersuchen. 

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