Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Sein Erfolg ist eine Illusion: Uwe Maass bringt Tupac, Madonna und Indiens Premier als Hologramme auf die Bühne

von Bernd Skischally
„Do you know what the fuck this is?", schreit eine leuchtende Gestalt in hängenden Jeans und mit goldenem Kreuz vor dem nackten, tätowierten Oberkörper. Eben noch war das Publikum des Coachella Valley Music and Arts Festivals in Kalifornien am Jubeln, Tanzen, Feiern. Jetzt starren sie fast alle fassungslos auf die Bühne. Manche wirken ernsthaft erschüttert, einige kreischen, bei anderen fließen sogar ein paar Tränen. Niemand kann glauben, was da gerade vor sich geht. „Do you know what the fuck this is?“

Dies ist: die Wiederauferstehung des Tupac Shakur, des legendären Gangs­ter-Rappers, der 1996 im Alter von 25 Jahren erschossen worden ist. In einer Wüstennacht des Jahres 2012 kehrt er zurück unter die Lebenden wie ein Messias des Hip-Hop – als lebensgroßes Hologramm. Ein Moment, der Popgeschichte schreibt. Weltweit sorgt der Auftritt für Schlagzeilen, den der Tupac-Avatar an der Seite von Dr. Dre und Snoop Dogg auf dem Coachella absolviert. Über 30 Millionen Mal ist der Mitschnitt auf Youtube inzwischen angeklickt worden.

Und was sagt Uwe Maass dazu, der vom Bühnenrand aus damals die Technik überwachte? „Für unsere Verhältnisse war das ja ein kleiner Aufbau.“ Ist das noch Understatement oder schon Größenwahn? Bei dem Rheinländer ist das nicht genau zu sagen. Der Weg, der ihn in die kalifornische Wüste geführt hat, lässt beides zu.

Der 50-Jährige ist eine Art David Copper­field des Elektronikzeitalters – ein Geschäftsmann mit zurückhaltender Ausstrahlung, der von Dubai aus eine Firma mit 30 Mitarbeitern und Büros in London und Los Angeles führt. Das einzige Produkt, das sein Unternehmen Musion anbietet: Hologramme. Wie das von Prinzessin Leia in Star Wars. Nur nicht im Film, sondern in echt. Er ist es, der die Comicband Gorillaz für Konzerte zum dreidimensionalen Leben erweckt, für das Luxuslabel Burberry Holo-Models auf den Laufsteg zaubert und Prince Charles bei einer Tagung in Abu Dhabi als 3D-Avatar auftreten lässt. Maass bringt zusammen, was zusammengehört. Technik. Science-Fiction. Popkultur. Entertainment.

Wenn jetzt noch klappt, worüber er gerade verhandelt, wird endgültig die ganze Welt von seiner Erfindung erfahren: Bei den Vorwahlen zur Kür des nächsten amerikanischen Präsidenten könnte ein Avatar von Hillary Clinton auftreten. „Das wäre natürlich der Hammer“, sagt Maass beim Treffen in Köln und fährt sich durch seine leicht zer­zausten, grauen Haare. Es wäre sein endgültiger Triumph über die Zweifler, die ihm in den vergangenen zwanzig Jahren – vor allem daheim in Deutschland – Tiefschläge versetzt haben, von denen er sich oft nur langsam erholen konnte.

Dabei hat das, was Maass inszeniert, mit der Technik, derer er sich bedient, so viel gemein wie ein Tupac-Rap mit einer Klaviersonate von Mozart. Kennengelernt hat er sie 1995 am Stand einer japanischen Firma auf einer Lichttechnik-Messe in Hannover. Ihr Name: Pepper’s Ghost.

Wenn ich aufhöre, mich zu fordern, höre ich auf zu leben.

Uwe Maass

Zu diesem Zeitpunkt hat Maass bereits seine erste Firma gegründet, mit zwei gebrauchten Computern und ein bisschen Licht-Equipment. Damals in seinem Angebot: Lasershows für Diskotheken und Clubs. Zufällig kommt Maass beim Rundgang an einem Glaskasten vorbei, in dem eine kleine, dreidimensional wirkende Lichtfigur schimmert. Erfunden hat die Technik der britische Forscher John Henry Pepper im 18. Jahrhundert, inspiriert von Lichteffekten, die in der Theaterwelt unter der Bezeichnung Phantasmagorie zu dieser Zeit schon lange für dramatische Spannung gesorgt haben. Durch den geschickten Einsatz von Licht und Spiegelflächen ist es Pepper erstmals gelungen, die Menschen glauben zu lassen, es erscheine ihnen eine wahre Geistergestalt.

Auch Maass ist zunächst beeindruckt von Pepper’s Ghost. Die Version, die er sieht, basiert nicht mehr allein auf Licht, Schatten und Spiegeln, sondern auch auf Bildprojektionen. Doch die Faszination hält nur kurz. „Wenn du die Konstruktion aus der Nähe siehst und entlarvt hast, wie es funktioniert, wird es schnell langweilig.“ Wochenlang grübelt Maass, was er mit Pepper’s Ghost anstellen könnte. Er beginnt in seinem Studio zu experimentieren, das als Notkirche gebaut und nach 1945 als Kriegsflüchtlingsunterkunft genutzt worden ist. Schnell stellt er fest: Glas ist zu schwer, unflexibel und teuer, um die Lichtspiegelungen in größerem Maßstab zu erzeugen. Es muss anders funktionieren.

1. Über eine Projektion auf eine im Boden eingelassene Leinwand oder  via LED-Fläche werden Bilder durch eine im 45-Grad-Winkel gespannte Polyethylenfolie reflektiert.

2. Die Folie ist für das Publikum, das auf der rechten Seite des Aufbaus sitzt, nicht zu sehen. Durch das gebrochene Licht sieht es aus, als bewege sich das Hologramm hinter der Folie im Raum. 

„Ich bin aufgewacht, und mir war klar: Es muss Folie sein. Wenn man Glas durch transparenten Kunststoff ersetzt, sind dir keine Grenzen mehr gesetzt.“ Plötzlich weiß Maass, wie er lebensgroße Hologramme erschaffen kann. Beziehungsweise das, was unserer Vorstellung davon so nahe kommt wie Prinzessin Leia. Auch ihren von R2-D2 ausgestrahlten Hilferuf ließ George Lucas 1977 mit der Pepper’s-Ghost-Technik inszenieren.

Bei einem deutschen Spezialhersteller findet Maass eine Polyethylenfolie, die in Sachen Spiegeleigenschaften und Lichtdurchlässigkeit Glas sogar noch übertrifft. Bringt man sie, wie bei Pepper’s Ghost, im 45-Grad-Winkel zur Fläche an, die das hochauflösende Bild eines Objekts reflektiert – entweder von oben auf eine Leinwand projiziert oder via LED-Panels (siehe Grafik auf der nächsten Seite), entsteht ein dreidimensionales Objekt im freien Raum. Weil die Folie schon bei geringem Abstand nicht mehr wahrnehmbar ist, wird die optische Täuschung perfekt. Hinzu kommt: Dank der Folie lassen sich auch größere Objekte und Menschen als 3D-Ava­tare zeigen. Es ist das, worauf Maass von Beginn an abgezielt hat.

Seinen ersten großen Auftritt hat er bei den Grammys 2006. Auf der Bühne: ein Comic-Koloss am Schlagzeug mit Halstuch und Plastikbecher auf dem glatt rasierten Schädel. Ein Gitarrist mit Polizeimütze, blauem Umhang und darunter nichts außer einer vergilbten Unterhose und Springerstiefeln. Und ein Spargeltarzan mit blauen Haaren und Lederband am rechten Arm. Keinen davon gibt es wirklich. Und doch haben die Zuschauer den Eindruck: Diese Witzfiguren da vorn sind real. Es sind die Gorillaz, die virtuelle Zweitband von Damon Albarn. Der Sänger von Blur ist schon früh begeistert von dem, was Maass auf die Bühne zu zaubern vermag. Er beauftragt ihn, die Gorillaz für einige Konzerte zum Leben zu erwecken.

Bei den Grammys reißen die Gorillaz Grimassen, wie man es aus ihren Videos kennt. Strecken die Zunge raus, lassen einen Drumstick auf dem Finger tanzen, strecken den Unterkörper ins Publikum. Schon hier wirkt alles auf eine faszinierende Art: perfekt unecht. Die Grenzen zwischen Virtualität und Realität verschwimmen endgültig, als plötzlich – nicht als Hologramm – die Rapper von De La Soul auf die Bühne kommen und kurz mit musizieren. Dann befördert eine Hebebühne das Hologramm einer Frau im beinfreien Glitzerdress neben die Gorillaz: Madonna. Sie spielt mit, tanzt, der Gitarrist dreht sich verschämt weg, als sie ihn antanzt, das Madonna-Hologramm wirft noch ein Küsschen – und plötzlich erscheint im hellen Lichtpegel nebenan die echte Madonna und übernimmt.

Genau diese Momente liebt Uwe Maass. Wenn Menschen sich dank seiner Technik kopfschüttelnd fragen: „Wahnsinn, wie kann das sein?“ Dann hat er sein Ziel erreicht. „Ich war immer vom Willen getrieben, mehr zu wollen als andere. Irgendwie ist mir klar: Wenn ich aufhöre, mich selbst zu fordern, höre ich auf zu leben.“

Maass sitzt im Garten seiner Eltern in Köln, als er von der Evolution seiner Magie erzählt. Im unaufgeregten rheinischen Tonfall, in dem er spricht, könnte er genauso gut die Entwicklung einer neuen Bremstechnologie erklären. Das entspräche seinen Wurzeln. Sein Vater, 80 Jahre alt, hat Jahrzehnte in der Automobilbranche malocht. Noch heute steht er regelmäßig in seiner kleinen Werkstatt.

In Indien nennen sie Uwe Maass inzwischen den „King Maker“.

Maass selbst hat erst eine Ausbildung zum Feingeräte-Elektroniker absolviert, das folgende Elektrotechnik-Studium aber abgebrochen. „Das war mir zu langweilig. Ich wollte lieber Geld verdienen.“ Vom Vater hat Maass vermutlich nicht nur das handwerkliche Geschick und die rheinische Gelassenheit geerbt, sondern auch die Fähigkeit, niemals aufzugeben. Auch dann nicht, wenn alles am Ende scheint. So wie an dem Nachmittag, der Maass noch heute vor Ärger rot werden lässt.

Zunächst sieht alles gut aus. Nach seiner nächtlichen Eingebung lässt er die Idee sofort auf den Namen Eyeliner patentieren. Nur eine Woche später hat er die Chance, Millionär zu werden. Ein Assistent von Steven Spielberg klopft an seine Tür. „Ich frage mich bis heute, wie die so schnell dahinterkamen.“ Denn offiziell hat das Patent den klangvollen Namen Device For Displaying Moving Images In The Background Of A Stage. „Es war wie im Film: Da kam dieser Typ, legte mir einen Scheck auf den Tisch und schrieb ,1 Million Dollar‘ drauf. Der musste sich bei mir zu Hause nur umschauen und wusste genau, dass ich das Geld gut gebrauchen konnte.“ Maass aber folgt seinem Bauchgefühl und lehnt ab. Er ahnt: Wenn solche Leute so schnell so viel Geld bieten, ist seine Idee vielleicht mehr wert, als er sich das je erträumt hätte.

Doch um mit seiner Eyeliner-Technik vo­ranzukommen, benötigt er viel Geld. Denn mit dem Material, das er in Deutschland bekommt, braucht er gar nicht erst anzufangen. Also leiht er sich mehrere Hunderttausend Mark und lässt sich fortgeschrittene lichtstarke Kameras und Projektoren aus Japan und Südkorea kommen. Seine Technik ist bald so weit, dass irgendwann der Sender RTL seine Leute schickt, damit die mal sehen können, wie HDTV aussieht. Zum Dank wird ihm der damalige Senderchef Helmut Thoma am Ende den schmerzenden Schlag versetzen. „Der hat mich gekillt“, erinnert sich Maass. Aber eben nur fast.

Der Reihe nach: Um den aktuellen Stand seiner Erfindung zu präsentieren, lässt er 1999 ein Musical mit Eyeliner-Hologrammen inszenieren. Titel: Die Welt hinter den Spiegeln. Er lädt Banker, Medienleute und potenzielle Investoren ein und sagt offen: „Wenn ihr wollt, dass wir mit dieser Zukunftstechnologie in Deutschland vorwärtskommen, müsst ihr jetzt aufspringen.“ Die Zuschauer sind begeistert. Am Ende erhebt sich erst Applaus – und dann Thoma. „Während die Leute klatschten und ich auf die Bühne kam, sagte er vor versammelter Runde: ,Was soll daran bitte schön besonders sein? Das habe ich doch jeden Tag im Fernsehen.‘“

Für mich basiert diese ganze Technik auf Täuschung. Die eigentliche Zukunft heißt Virtual Reality.

Helmut Thoma, ehemaliger RTL-Chef

Keiner der Anwesenden habe sich danach getraut, Geld in die Hand zu nehmen, erzählt Maass. „An diesem Tag dachte ich echt: ,Der Traum ist aus. Alles, was ich investiert habe – für immer futsch.‘“ Thoma ist auch heute noch überzeugt, mit seiner Einschätzung richtiggelegen zu haben. „Für mich basiert diese ganze Technik auf Täuschung. Ein verzichtbarer Zwischenschritt. Die eigentliche Zukunft heißt Virtual Reality und Oculus Rift“, sagt der ehemalige Fernsehboss am Telefon.

Maass braucht eine Weile, bis er sich von der gescheiterten Investorensuche erholt hat. Es ist der Punkt, an dem die meis­ten wohl aufgegeben hätten. Da arbeitet einer jahrelang am Einstieg in die Unterhaltungsindustrie, und dann schlägt die ihm die Tür vor der Nase zu. Ist es da wirklich so klug, weiterzumachen? Maass glaubt, er muss nur eine andere Tür finden. Er trifft die nächste richtige Entscheidung und sagt sich: „Wenn sie dich zu Hause nicht wollen, versuche es eben in Dubai.“ Diesmal folgt er allerdings nicht nur seinem Bauch, sondern auch – der Liebe.

Die Ortswahl erweist sich als Glücksgriff. Bei den investitionsfreudigen Scheichs mit ihren scheinbar nie versiegenden Öl-Dollars und dem Hang zum Luxus stößt Maass schnell auf offene Begeisterung. Es dauert nicht lange, bis Eyeliner-Bühnen mit dem Stempel Made in Germany zu gern gesehenen Showelementen auf den verschwenderisch dekadenten Partys des Wüstenemirats werden. Maass nutzt die sich ihm bietende Chance, gründet die Firma Musion und eröffnet Büros in den Entertainment-Hotspots London und Los Angeles. Dort hat sich der Name des eigenartigen Deutschen bereits herumgesprochen, der Steven Spielberg hat abblitzen lassen.

So gelangt das, was den Medienprofis in Deutschland nicht gut genug war, zu Damon Albarn, Snoop Doog und Madonna. Die Zusammenarbeit mit den Popstars wiederum bringt Maass’ Firma Aufträge in der Modebranche und für Werbekampagnen von Auto- und Telefonkonzernen ein.

Comicfiguren als Hologramme wiederzugeben, ist die eine Sache. Komplizierter ist es, einen Toten zu reanimieren. Für die Sensation von Coachella holt sich Maass deshalb geballtes Know-how an Bord. Das kalifornische Unternehmen AV Concepts, Experte für audiovisuelles Design, hilft bei der Umsetzung. Die auf Animationseffekte spezialisierte Firma Digital Domain, gegründet von Oscar-Preisträger James Cameron, liefert den virtuellen Tupac: als Animation aus dem Computer unter Zuhilfenahme alter Aufzeichnungen.

Weltweit bricht am Tag nach der Coachella-Auferstehung der mediale Hype aus. Selbst in deutschen Medien wird darüber spekuliert, ob „virtuelle Star-Zombies“ jetzt die Live-Branche revolutionieren. Doch über Uwe Maass, der die Grundlage geliefert hat, berichtet niemand. Was ihm herzlich egal war. „Do you know what the fuck this is?“ Diese Frage ist da längst beantwortet.

Wie schnell die Magie der Illusion in Manipulation umschwenken kann, zeigt sich in dem spektakulärem Erfolg, den Maass 2014 mit einem ganz anderen Projekt erzielt, das ihm sogar einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde einbringt. Dafür verlässt Maass seine Wahlheimat Dubai in Richtung Indien. Der Auftrag: Wahlkampfhilfe für Narendra Modi. Als Hologramm lässt er den Kandidaten für das Amt des indischen Premierministers in Dörfern und Kleinstädten auftreten. Ein Politiker in Geistergestalt – bis dahin etwas nie Dagewesenes. Was bei Popstars noch als unterhaltsamer Bluff durchgeht, hat einen ganz eigenen Geschmack bei einem Mann, der die größte Demokratie der Welt regieren will.

Die meisten Zuschauer haben nicht verstanden, dass da nicht der echte Modi auf der Bühne stand.

Uwe Maas über den Wahlkampf in Indien

Fast ein Jahr lang ist Maass im Vorfeld für den Aufbau und die Koordination der Eyeliner-Bühnen unterwegs. Er pendelt zwischen dutzenden Städten wie Mumbai, Delhi und Kalkutta. Ein gigantisches Projekt: Innerhalb von 46 Tagen läuft eine zuvor aufgezeichnete, immer gleiche Rede bei 1680 Wahlkampf­auftritten. 80 Trucks mit zu mobilen Bühnen umfunktionierten Containeraufbauten sowie 70 einzelne Bühnen mit Traver­senkonstruktionen, wie sie auch bei Tupac zum Einsatz kamen, sind dafür notwendig. Die Wahlkampfauftritte sollen so echt wie möglich wirken.

Zunächst spricht ein lokaler Politiker. Der Modi-Avatar sitzt währenddessen in einem Stuhl daneben. Dann kündigen die Parteikollegen den angehenden Staatschef als Ehrengast an. Der erhebt sich seelenruhig und schreitet vorbei an einem – echten – Tisch mit frischen Blumen hinüber zum – falschen – Mikroständer. Realität und Täuschung, für die Augen von Millionen von potenziellen Wählern kaum mehr wahrnehmbar. Die Technik dahinter wird gar nicht erst thematisiert. „Die meisten Zuschauer haben nicht verstanden, dass da nicht der echte Modi auf der Bühne stand und zu ihnen sprach“, glaubt Maass.

Er hat damit kein Problem. Modi habe ihm versichert, es gehe vor allem um Kostenersparnis. „In einem Riesenland wie Indien ist es schwierig, mit einer Entourage von 200 Leuten in alle wichtigen Städte zu reisen, um auf dem Marktplatz zu sprechen. Hologramme sind eine günstigere Alternative, um möglichst viele Leute persönlich zu erreichen“, meint Maass. Welchen Anteil ihm und seiner Technik letztlich für den erfolgreichen Wahlkampf des jetzigen Premierministers zuzuschreiben ist, wissen indische Zeitungen genau. Sie haben ihm den Titel „King Maker“ verpasst.

Und demnächst könnte er sogar zum „Queen Maker“ werden. Die Transformation der Eyeliner-Hologramme vom Entertainmentprodukt zum politisch relevanten Machtwerkzeug ist anderen Politikern nicht entgangen. Derzeit verhandelt der Kölner mit angehenden und amtierenden Staatschefs in Argentinien, Bolivien, Peru und Nigeria. Und auch Hillary Clinton interessiert sich für seine Technik.

Sollte sich die ehemalige Außenminis­terin der USA entschließen, 2015 in den Kampf um die Nachfolge von Barack Obama einzusteigen, könnte sie dies womöglich auch mit der Unterstützung von Uwe Maass tun. „Ihr Büro hat bei uns angefragt“, bestätigt er. Und dieses eine Mal wirkt sein verlegenes Lächeln tatsächlich eindeutig wie Understatement. 

GQ Empfiehlt