Die neue Muppets-Serie ist eine Mockumentary, also eine Fake-Doku. Eigentlich ein Genre, dass ich langsam ein ganz klein wenig satt habe, nach „The Office“, „Arrested Development“ und „Modern Family“. Andererseits drängt sich diese Erzählform für die Muppets geradezu auf, wodurch sich der Nerv-Faktor in Grenzen hält.
Was kann es Schöneres geben als ein wöchentliches Date mit Gonzo und Co.?
Worum geht's genau? Die Figuren, die man so gut kennt, haben mittlerweile eine Menge mit- und durchgemacht: Miss Piggy hat eine Late-Night-Show, die täglich gleich nach Jimmy Kimmel läuft. Sie und Kermit haben sich vor einiger Zeit getrennt und der Frosch hat eine neue Beziehung mit einer Produktions-Assistentin der Show angefangen, die ebenfalls ein Schwein ist. Fozzy wiederum ist mit einem Mädchen zusammen, dessen Eltern sich schwer tun, einen Bären als neuen Freund ihrer Tochter zu akzeptieren. Und im Hintergrund einer Late-Night-Show, inklusive täglicher Konferenz, passiert ohnehin mindestens genauso viel Chaos, wie man es von der klassischen „Muppet Show“ gewohnt ist.
In der ersten Folge sind der Break-Up von Kermit und Piggy und der Versuch, danach zusammen weiter zusammenzuarbeiten, das große Thema. Die Rolle der Verstoßenen liegt Piggy unheimlich gut, wenn sie einem auch selten so leid getan hat, wie in diesem Fall. Kermit ist irgendwie nicht ganz wohl in seiner Haut, obwohl er auch weiß, dass er nie eine andere Chance hatte: Gegen Piggys Ignoranz helfen eben nur klare Worte und Aktionen. Wenn überhaupt. Aber, wie heißt es in Hollywood so schön: The show must go on.
Vielleicht bin ich da zu wenig objektiv, ich liebe die Muppets. Aber heute habe ich vermutlich noch größere Herzchen in den Augen als vergangene Woche, als ich an dieser Stelle noch von der Kreativität von Jim Henson Werkstatt geschwärmt habe. Denn die Muppets, all diese Figuren mit ihren Spleens sind mir über die Jahre so ans Herz gewachsen, dass ich mich jedes Mal wieder freue, wenn sie irgendwo zu sehen sind. Ausserdem sind sie im Fernsehen perfekt aufgehoben. Was kann es schöneres Geben als ein wöchentliches Date mit Gonzo und Co.?
Wenn die Serie Fahrt aufnimmt, dann wird das ein wildes Fest.
Die neue Serie ist geschrieben und entwickelt von Bill Prady und Bob Kushell. Prady ist einer der Mitentwickler der „Big Bang Theory“ und hat in seinem Autorenleben schon für so ziemlich jede relevante Sitcom geschrieben. Außerdem hat er an ein paar Muppets-Specials mitgearbeitet, die Figuren sind ihm also alles andere als fremd. Kushell hat sich ebenfalls als Autor verdient gemacht, unter anderem bei Serien wie „Die Simpsons“, „American Dad“ oder „Malcolm mittendrin“. Für „Hinterm Mond gleich links“ hat er einen Golden Globe gewonnen. Die Muppets sind also in den denkbar besten Händen.
Die erste Folge ist das, was man wohl „solide“ nennt. Es gibt ein paar schöne Momente, von denen die wenigsten überraschend sind. Es fühlt sich ein bisschen so an, als müsste dieser neue Stuhl erst ein wenig eingesessen werden, damit sich alle wieder dran gewöhnen: Die Muppets sind seit Ende der Neunziger zum ersten Mal wieder mit einer eigenen Serie im Fernsehen. Aber man merkt der Serie das Potential an, das in ihr schlummert. Es mag noch nicht jeder Gag sitzen, alle tasten sich vorsichtig heran. Aber wenn die Serie Fahrt aufnimmt, dann wird das ein wildes Fest. Das zumindest lässt sich jetzt schon spüren.
Warten wir also darauf, dass die Handbremse gelöst wird, dann bricht das komplette Chaos auch wieder auf dem Bildschirm aus. Ich freu mich schon wie wild. Und, ach so, fast vergessen: Im Publikum der Late Night Show von Miss Piggy sitzen in der ersten Reihe auch wieder Waldorf and Stadler, die beiden Grumpy Old Men der Muppet Show. Nur falls jemand sie und ihre bösen Kommentare vermisst haben sollte.