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Tipp weiter, sonst ist alles weg! WIRED testet eine besonders fiese Schreib-App

von Michael Förtsch
Arbeit, Konzentration und Ablenkung, das geht nicht zusammen. Wie gut wäre es manchmal, wenn wir wirklich gezwungen wären, uns voll und ganz aufs Schreiben zu fokussieren. Genau das erledigt die The Most Dangerous Writing App für uns – und zwar gnadenlos. Unser Autor hat es ausprobiert.

Ein weißes Textfeld, ein blinkender Cursor und die Hand an der Tastatur. Dabei kommt nicht unbedingt allzu schnell etwas heraus. Denn wirklich jeder kennt das: Eine neue Nachricht auf dem Smartphone, ein Tab mit YouTube im Browser oder einfach nur die zwitschernden Vögel vor dem Fenster. Nur zu gerne lassen wir uns von jedem Quatsch ablenken – und zwar im Minutentakt. So kommt es gerne, dass nach einer halben Stunde nur eine Überschrift prangt, wo eigentlich schon ein ganzer Text stehen sollte.

Konzentration und Fokus – das ist mit all den vermaledeiten Ablenkungen einfach nicht zu machen. Oder? Doch! Das verspricht jedenfalls The Most Dangerous Writing App, mit der auch dieser Text heruntergehackt wird. Voll konzentriert und mit echter Anspannung. Versprochen.

Die Idee hinter der Web-App ist so einfach wie diabolisch: Es wird eine Zeitspanne gewählt, in der konzentriert getextet werden soll und dann schreibt man los. Kontinuierlich. Registriert die Web-App nämlich für fünf Sekunden lang keine Eingabe, beginnt der geschriebene Text zu verblassen. Eine Warnung! Passiert dann für weitere zwei bis drei Sekunden nichts, geht alles verloren. Der Text ist weg. Unwiderruflich.

Deswegen haue ich hier gerade auch immer wieder auf die Leertaste, drücke Backspace oder Enter, um einige Sekunden Zeit zu kaufen. Cheater! Ja, vielleicht. Aber hier und da sagt mein Gehirn: Moment! Chill mal. Lass uns kurz eine gescheite Formulierung finden. Dennoch, das Ganze funktioniert, irgendwie, der Blick haftet am Text. Ich bin fixiert. Einen „meditativen Flow“, wie ihn die Website verspricht, erzeugt das Zuchtmeisterschreibwerkezeug allerdings nicht – zumindest nicht bei mir. Oder noch nicht. Wer weiß. Jedenfalls wäre mir diese komische Smart-Schreibmaschine lieber, von der ich gelesen habe.

Der Entwickler der Most Dangerous Writing App ist übrigens ein gewisser Manuel Ebert. Ein Neurowissenschaftler aus San Francisco oder Los Angeles – eins von beiden war es. Würde mein Text nicht zu verschwinden drohen, würde ich das jetzt schnell im Netz nachschauen und noch irgendein repräsentatives Zitat von ihm einfügen. Aber das ist mir zu riskant. Dann wäre all die Arbeit umsonst. Genau wie vorhin schon der Teaser ganz oben. Da wollte ich nur kurz meine Mails checken. Und jetzt würde ich mir eigentlich auch gerne schnell einen Kaffee nachgießen. Grrr! Lernen durch Schmerz. Ich hab's verstanden, Manuel. Okay, schon wieder verblasst der Text. Ich beiße mir gleich in den Fuß oder so. Aber nur noch zwei Minuten, die überstehe ich.

Interessant, wie ungefiltert einem die Worte aus dem Kopf tropfen, wenn man gezwungen ist irgendwas auf's Pap… pardon, den Monitor zu bringen. Es ist viel Blödsinn dabei, den man gerne gleich wieder löschen will, der aber manchmal durchaus auch witzig sein kann. Will sagen: Ausprobieren lohnt. Puh! Noch zehn Sekunden. Jetzt brauch ich wirklich einen Kaffee. 

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