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Wer auf diese Bodenkacheln tritt, erzeugt Strom

von WIRED Editorial
10.000 Schritte am Tag sind jetzt nicht nur gut fürs Gewissen und den Körper, sondern auch für die Umwelt und die Straßenbeleuchtung: Das britische Unternehmen Pavegen baut Bodenkacheln, die beim Betreten Strom erzeugen.  

Das ist doch mal eine Motivation, sich zu bewegen: In Rio de Janeiro gibt es einen Fußballplatz, der nur beleuchtet wird, wenn man ausreichend über ihn drüber läuft. Die Flutlichtmasten rund ums Feld kriegen ihren Strom von 200 Kinetik-Platten unter dem Rasen. Werden sie durch den Schritt eines Spielers eingedrückt, wird eine Art Generator in den Platten aktiviert, der den Strom zu einem Speicher am Rande des Spielfelds schickt. Der Speicher liefert circa zwei Stunden Energie. Wird nicht mehr gespielt, geht irgendwann das Licht aus.

Der Fußballplatz befindet sich nicht irgendwo in Rio, sondern in Morra da Mineira, einem der vielen Armenviertel der Stadt. Stromausfälle gehören hier zur Tagesordnung. Die Energie-Platten beheben dieses Problem zum Teil. Besonders mitten in Großstädten oder an Flughäfen, wo jeden Tag Millionen von Menschen Schritte tun, hat die umweltfreundliche Energieerzeugung Potenzial. Der Erfinder der Kacheln, Laurence Kemball-Cook möchte mit seinem Unternehmen Pavegen, die Energieversorgung revolutionieren und das „Tesla des Laufens“ werden.

Pavegen gibt es seit sieben Jahren. Kemball-Cook kam die Idee als er nach seinem Design-Studium in England beim Energieunternehmen E.on arbeitete. Er sollte einen Weg finden, Straßen mit Solar- und Windenergie zu beleuchten und scheiterte daran, dass in England oft nicht die Sonne scheint und es in Städten viel Schatten gibt. Er erfand eine Kachel, die kinetische Energie eines Fußstapfens in elektrische Energie umwandelte. 2009 gründete er Pavegen.

Die erste Version der Pavegen-Kachel war rechteckig und erzeugte nur Strom, wenn der Fuß die Mitte der Fläche traf. Die neueste Generation der Kachel, V3 genannt, ist dreieckig und hat an jeder Ecke einen Generator. Egal wo der Schritt hinfällt, einer von ihnen wird aktiviert. Die V3-Kachel erzeugt 5 Watt Strom wenn man über sie drüber läuft.

Natürlich sind fünf Watt nicht viel und niemand glaubt, dass die Welt irgendwann von Pavegen-Platten ausreichend mit Strom versorgt wird. Aber immerhin: Für einen Marathon der 2013 in Paris stattfand, legte Pavegen einen 25 Meter langen Fliesen-Streifen, der insgesamt 4,7 Kilowattstunden Energie erzeugte -genug um eine LED-Lampe einen Monat lang brennen zu lassen. Dort, wo sich viele Fußgänger aufhalten – also ein steter Fluss an Schritten besteht – kann Pavegen eine Alternative zu traditionellen Energiespendern sein.

Pavegen-Platten sind bereits eine Hilft beim Beleuchten von Fußballplätzen in Brasilien und Nigeria, einer Abflughalle in Heathrow, sowie Büros und Einkaufszentren in London. Installationen vor dem Weißen Haus in Washington und auf der geschäftigen Einkaufsstraße Oxford Street in London sind in Planung.  

Pavegen-Gründer Kemball-Cook hofft, Fußgänger irgendwann darüber entscheiden zu lassen, was sie mit ihrem erzeugten Strom machen. „Stell dir vor du gehst Turnschuhe kaufen und bekommst sie günstiger, weil du Strom für den Laden erzeugt hast“, sagt er den Kollegen der US WIRED. Kemball-Cook stellt sich den Schritt als eine Art Stimmabgabe vor. Irgendwann soll es möglich sein, die Energie seines Fußes an Pavegen-betriebene Communities zu spenden. Und natürlich würde sich irgendwann auch etwas aus den gesammelten Daten machen lassen, da sich mit Pavegen leicht ablesen lässt, wie und wann sich Menschen in Städten bewegen.  

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