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Wann sind wir endlich bereit für LGBTQ-Helden?

von Joely Ketterer
Der neue Star-Trek-Film hat eine alte Diskussion ausgelöst. Einer der Hauptcharaktere wird sich Ende des Monats im Kino als homosexuell outen und das sorgt für einen Aufschrei: Warum können Helden nicht die Helden bleiben, die wir kennen? Unsere Autorin Joely Ketterer findet, wir sollten eher fragen: Warum hat das erste Coming out bitte so lange gedauert?

Schauspieler George Takei stellt das Drehbuch von Star Trek Beyond infrage. In Teil 13 der Kinoreihe hat Mr. Sulu nämlich sein Coming-Out. Takei, der die Rolle von Hikaru Sulu in der Original-Serie und mehreren Filmen spielte und selbst Teil der LGBTQ-Community ist, sagte im Gespräch mit The Hollywood Reporter: Es freue ihn zwar, dass es jetzt einen homosexuellen Charakter in Star Trek gebe – nur widerspreche der leider der Schöpfung von Autor Gene Roddenberry. Das sei „sehr bedauerlich“.

Es verwundert, dass Takei so denkt. Eigentlich war die Sci-Fi-Serie in den 60er Jahren eine Plattform für sozialkritische Themen. Sie war es zum Beispiel, die den „first interracial kiss“ ins Fernsehen brachte. Diversität ist aber offenbar nicht gleich Diversität und es fällt schwer, zuzugeben, wie konservativ unsere Gesellschaft in manchen Bereichen noch immer ist. Zum Beispiel eben, wenn es um Fantasy oder Science Fiction geht.

Dabei wird doch eigentlich überall für Toleranz und Offenheit plädiert. Wir wollen, dass gleichgeschlechtliche Heirat möglich ist, und dass homosexuelle Paare das gleiche Adoptionsrecht haben wie andere. Wenn es aber um die Helden aus unserer Kindheit geht, wird der Spielraum plötzlich ganz klein. Nicht nur bei Star Trek, sondern auch bei den Ghostbusters oder Iron Man. In einer Gesellschaft, die sich weiterentwickelt, sollten sich aber doch eigentlich auch ihre Leitbilder entfalten können – selbst wenn sie einmal anders erfunden wurden.

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Bei Comics ist es ähnlich wie im Film. Im Interview mit WIRED sagte Marvel-Experte Arnold T. Blumberg schon 2014: „Wenn Marvel einen Film herausbringt, dann verlangt das Publikum im Grunde immer die selbe Geschichte: Gut gegen Böse. Sie muss aber in einer Weise erzählt werden, die dem momentanen Zeitgeist entspricht.“ Und sollte der momentane Zeitgeist nicht längst über Geschlechtergrenzen, Rassismus und Homophobie hinweg sein? Dann ist der Held eben zur Heldin geworden, na und? Marvel-Geschichten spielen doch sowieso im Multiverse der unendlichen Versionen, da sollten doch gerade seine Fans auch Vielfalt verstehen.

Man muss in der Debatte auch sagen: Der Druck, eine große Zielgruppe zu erreichen, war nie höher. In Hollywood ist es deswegen mit Sicherheit nicht nur Toleranz, die zu Entscheidungen wie der führt, die sexuelle Orientierung von Hikaru Sulu zu ändern. Die neue Offenheit ist auch ein Geschäftsmodell, Identität auch eine Marketingstrategie. Wo ist das meiste zu holen? Meistens da, wo für jeden etwas dabei ist – für Menschen aller kulturellen und ethnischen Hintergründe, für L so wie für G, B, T und Q.

Das öffnet auch das Business der Filmemacher, das bisher vor allem ein Boys Club war. Und klar, viele Herren fühlen sich dabei latent unwohl, wenn sie zwei Männern beim Knutschen zusehen müssen, wenn ihre doch so traditionsreichen Helden nicht mehr nur die Rolle des Frauenbeschützers einnehmen – und die Frauen auf der anderen Seite eben nicht mehr gerettet werden müssen.

Denn die Ausrede, dass Dramaturgie, Intensität und Zuschauernähe ein heterosexuelles Paar bräuchten, haben Dramen wie Brokeback Mountain und Blau ist eine warme Farbe längst widerlegt. Hoffentlich kann jetzt Star Trek Beyond beweisen, dass ein bisschen längst überfällige Innovation auch dem Actionfilm gut tut.

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