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Studie: Schlechte Gamer neigen zum Sexismus

von Dominik Schönleben
Frauen sind im Netz immer wieder Sexismus und Belästigung ausgesetzt. Zwei Forscher wollten in einer Studie untersuchen, warum das so ist und stießen auf einen seltsamen Zusammenhang: Wer ein schlechter Gamer ist, beleidigt auch eher Frauen.

Immer wieder fragen Forscher: Möchten Männer lieber unter sich bleiben? Laut einer Studie von Michael Ksumovic, Evolutionsbiologe an der UNSW Australia, und Jeffrey H. Kuznekoff, Kommunikationswissenschaftler an der Miami University, heißt die Antwort: Jein — nur bestimmte Männer.

Die Forscher argumentieren folgendermaßen: Sexismus ist ein Verhalten, das eher als Reaktion auftritt, wenn die Position eines Mannes innerhalb einer Hierarchie gefährdet ist. Wenn Frauen also in männerdominierte Bereiche eindringen, sind es vor allem Männer mit niedrigem Status, die es mit der Angst zu tun bekommen. Ein abwertendes Verhalten gegenüber Frauen ist dann ihr Mittel, sich selbst wieder einen besseren Status zu sichern. Inwiefern diese Theorie Bestand hat, haben die Forscher empirisch überprüft, indem sie „Halo 3“ gespielt haben.

Männer mit niedrigem Status haben am meisten bei einer Restrukturierung der Hierarchien zu verlieren.

Aus der Studie von Michael Ksumovic und Jeffrey H. Kuznekoff.

Ihre Vermutung: Fähige „Halo“-Spieler würden ein weitaus geringeres negatives Verhalten gegenüber Frauen zeigen, da sie sich in ihrem Status nicht durch deren Teilnahme am Spiel bedroht fühlen. Warum gerade „Halo“? Die Charaktere im Spiel entsprechen durch ihre starke Körperpanzerung keinen klassischen Geschlechterstereotypen — solange es keinen Audiokontakt gibt, weiß im Spiel also niemand, wer Mann und wer Frau ist.

Für ihre Studie spielten die Forscher genau solche Stimmaufnahmen aber gezielt ein. Typische Kommentare wie „Ich mag diese Map“ oder „Guter Treffer!“ — solche, die während eines Spiels ins Headset gesprochen werden. Dabei verwendeten sie in knapp der Hälfte der getesteten 163 Online-Spielrunden eine weibliche Stimme, in den anderen eine männliche. Ziel war es, die Reaktionen der anderen Spieler zu testen. Auffällig war zunächst: In keinem der Spiele meldeten sich weibliche Spieler zu Wort. Falls es weibliche Mitspieler gab, blieben sie still.

Die Testspiele zeigten, dass alle Spieler ein negativeres Verhalten aufweisen, wenn sie verlieren oder ihre Teammitglieder Fehler im Spiel machen. Doch dann brachten die Forscher das vom Spiel berechnete Skill Level mit ein: ein Wert, der anzeigt, wie gut ein Spieler in vergangenen Matches abgeschnitten hat. Hier zeigte sich: Wer schlechter spielt, äußert sich häufiger negativ über Frauen. Männer wurden hingegen von schlechten Spielern weiterhin normal behandelt.

„Männer mit niedrigem Status haben am meisten bei einer Restrukturierung der Hierarchien zu verlieren“, schreiben die Forscher in ihrer Studie: „Deshalb reagieren sie auf die Gefahr, die weibliche Mitbewerber in ihren Augen darstellen.“ Gute Spieler würden sich dagegen sogar positiv gegenüber Frauen verhalten, da sie die Rolle eines potentiellen Partners einnähmen.

Kritisch anmerken zur Studie muss man allerdings, dass sie auf einer kleinen Fallzahl beruht und der Zusammenhang zwischen schlechtem Spiel und Sexismus nur angedeutet, aber nicht repräsentativ bestätigt werden kann.

Sexismus, so deutet die Studie von Ksumovic und Kuznekoff dennoch an, sei eine Technik von Männern mit niedrigem Status, ihre eigene gesellschaftliche Stellung zu sichern — und damit auch ihre eigene Fortpflanzung. Sexistische Männer sind demnach sprichwörtlich Loser im Game.  

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