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Künstliche Intelligenz lernt innerhalb von 72 Stunden Schach auf Weltniveau

von WIRED Staff
Erstmals hat eine künstliche Intelligenz sich selbst beigebracht, so Schach zu spielen, wie ein Mensch. Der Computer erreichte innerhalb von nur drei Tagen das Niveau von internationalen Meisterschaften und könnte demnächst auch Go erlernen, in dem Menschen Maschinen noch immer deutlich überlegen sind.

Eine künstliche Intelligenz namens „Giraffe“, entwickelt von Matthew Lai vom Imperial College London, spielt Schach wie ein Mensch, berichtet das MIT Technology Review. Bereits jetzt würde sich der Computer in den oberen 2,2 Prozent aller Spieler der Welt platzieren können, ein Niveau, für das andere Schachprogramme monatelang verbessert werden müssen. Die lernfähige Maschine nutzt dabei ein neurales Netzwerk, also ein System, dessen Aufbau mit verschiedenen Neuronen dem menschlichen Hirn nachempfunden ist.

Menschen und Computer spielen Schach auf zwei sehr unterschiedliche Weisen: Da eine Maschine alle möglichen künftigen Züge durchgeht und auf Millionen von Möglichkeiten  zurückgreifen kann, um eine optimale Aktion zu finden, wurden Schachprogramme mit kräftigerer Hardware im Verlauf der Zeit immer besser — indem sie Millionen Züge in der Sekunde durcharbeiteten. Auch die besten menschlichen Schachspieler kommen nur auf einige Züge pro Sekunde, konnten aber dennoch lange mithalten. Der Grund: Sie gehen nicht alle Möglichkeiten durch, sondern erkennen und bewerten Muster auf dem Spielbrett. So waren Großmeister Computern bis zum 10. Februar 1996 überlegen, als Deep Blue erstmals Gary Kasparov in einer von sechs Partien schlug.

„Giraffe“ hat Schach anhand einer Datenbank von Schachpositionen gelernt: Sein Schöpfer Lai erstellte zunächst eine Sammlung von fünf Millionen zufällig gewählten Positionen und erweiterte diese dann um zufällig gewählte zulässige Züge auf rund 175 Millionen Stück. Dann lies er seine künstliche Intelligenz gegen sich selbst spielen, um zu lernen, welche Position wie gut ist. So lernte „Giraffe“ sogar, den wechselnden Wert von Springer und Läufer einzuschätzen, je nach Position und Spielverlauf — eine Leistung, für die andere Schachprogramme Hunderte handgefertigter Parameter benötigen.

Lais Schachcomputer zieht seine Stärke nicht aus der Fähigkeit, viele Züge im Voraus zu sehen, sondern jede individuelle Positionierung auf dem Spielbrett exakt bewerten zu können. Was Menschen intuitiv können, ist damit erstmals auch einer Maschine gelungen. Maschinell noch nicht gelöst ist das chinesische Spiel Go, bei dem Computer noch weit hinter menschlichen Gegnern zurückliegen. Dies könnte sich mit der von Lai entwickelten Technik allerdings schon bald ändern. 

 

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