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Keine Panik, Roboter machen uns den Job so schnell nicht streitig

von Max Biederbeck
Roboter vernichten unsere Arbeitsplätze — eine Studie des Weltwirtschaftsforums beschreibt diese mögliche Entwicklung der nächsten fünf Jahre. Mehrere Millionen Jobs seien in Gefahr. Wir sagen: Wer so rechnet, kennt den Roboter Atlas nicht gut genug.

Er kostet mehre Millionen Dollar und hat Probleme mit ein paar Scherben. Das Robotics-Team des Florida Instituts for Human and Machine Cognition hat ihrem weltbekannten Roboter Atlas einen Besen in die Hand gedrückt. Eigentlich entwickelte es ihn im Namen von Google und der US Regierung, immerhin wurde er 2015 zweiter bei der Darpa Robotics Challenge des US-Militärs (Hier geht es zur WIRED-Fotoreportage). Trotzdem verhält sich das Gerät wie ein bockiger Jugendlicher bei der Hausarbeit: Ob beim Fegen, beim Staubsaugen oder beim Aufräumen — Atlas lässt sich Zeit.

Man möchte angesichts der Bilder kaum glauben, was eine Studie des Davoser Weltwirtschaftsforums gestern erneut betonte: In den nächsten fünf Jahren sollen fünf Millionen Arbeitsplätze den Robotern zum Opfern fallen, der „vierten industriellen Revolution“, wie es die Forscher beschreiben. Betroffen seien sowohl Industrie- als auch Schwellenländer. Und in der Tat, die Zahl sieht erst einmal erschreckend aus.

Die unbeholfenen ersten Schritte von Atlas zeigen allerdings: Es werden keine Haushaltsroboter sein, die uns die Jobs streitig machen. Stattdessen müssen wir differenzieren: Klar, in der Fabrikarbeit übernehmen zusehends Roboter die Fertigung. Dass sie jeden Teil unseres Arbeitslebens übernehmen, bleibt aber unwahrscheinlich. Es gibt noch immer genug  Bereiche, die Maschinen nach wie vor nicht für uns Menschen übernehmen können. Und die Hausarbeit ist ein gutes Beispiel. Denn, wie andere Dienstleistungen, braucht sie Geschick und Gefühl.

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Atlas aber bekommt die flüssige Bewegung eines Staubsaugers einfach nicht hin. Was für einen Menschen mit Abwägung, Balance und Einschätzungvermögen ein Leichtes ist, wird beim Roboter zur Ruckelarbeit. Nur durch automatisches Abbremsen des Saugers mit dem Fuß erreicht Atlas überhaupt eine halbwegs brauchbare Bewegung. John Carff, einer der Operator, sagte gegenüber dem Guardian: „Viele Aufgaben, die Atlas übernehmen kann, führt er im Vergleich zum Menschen ziemlich unterschiedlich aus.“

Die Davoser Studie zum Wegfall von Menschen-Jobs geht davon aus, dass vor allem im Gesundheits-, Energie- und Finanzsektor viele Arbeitsplätze wegbrechen werden. In Bürojobs also. Dafür verantwortlich machen die Forscher Künstliche Intelligenz, 3D-Druck, Nano- und Biotechnik. Sie reihen sich mit dieser Meinung ein in zahlreiche ähnlich zukunftspessimistische Studien — bereits im vergangen Jahr lautete das Ergebnis einer Studie, dass 59 Prozent der Arbeitsplätze hierzulande von der fortschreitenden Technisierung bedroht seien.

Zurück zu Atlas: Dessen unbefriedigende Leistung zeigt, in welchen Kinderschuhen die Technik rund um die Robotik noch immer steckt. Das gilt auch für 3D-Drucker, die noch immer langsam und teuer sind. Und es gilt für Hochleistungssoftware. Sie ist zwar schnell, kann aber noch immer nur in bestimmten Kontexten funktionieren. In Banken kann sie die Beratung nicht ersetzen, in der Medizin nicht die Erfahrung eines Arztes.

Das alles zeigt: Ja, es kommen wahnsinnig interessante und spannende Entwicklungen auf und zu. Und nein, Studien, die den Untergang unserer Arbeitskultur herbeischreiben sollten nicht als in Stein gemeißelt betrachtet werden. Wir sollten lieber fasziniert davon sein, dass ein Roboter versucht, unsere Scherben aufzukehren.

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