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Diese App verbindet Leute, die gerade auf dem Klo sitzen

von Marius Münstermann
Pooductive soll Menschen, die zur selben Zeit auf der Toilette sitzen miteinander verbinden. Die Macher wollen mit ihrer App auf globale Probleme hinweisen.

Vergesst Comics und Kreuzworträtsel, die klassische Klolektüre hat ausgedient. Drei Viertel aller Smartphone-Nutzer können offenbar selbst auf der Toilette nicht auf ihr Handy verzichten, unter den Jüngeren sind es 91 sogar Prozent. Das ergab 2012 zumindest die Umfrage „IT in the toilet“ einer amerikanischen Marketing-Argentur. Die meisten Befragten tätigen demnach sogar Anrufe, während sie ihr Geschäft verrichten.

Vor diesem Hintergrund erscheint die neue App Pooductive gar nicht mehr so abwegig, wie sie auf den ersten Blick klingt. Die Idee dahinter: Menschen, die zur selben Zeit an unterschiedlichen Orten der Welt auf dem Klo sitzen, miteinander zu verbinden. Die kostenlose App (aktuell nur für iOS) bietet einen anonymen Chat und ein soziales Netzwerk. Nutzer können wählen, ob sie mit anderen Usern in ihrer Nähe oder an einem gänzlichen anderen Ort der Erde verbunden werden möchten.

Die einzige Regel: keine Pornos oder Beleidigungen

Der Student Ricardo Gruber hat Pooductive entwickelt und stellt sich die App als „einen magischen Ort vor, an dem sich Menschen aus der ganzen Welt anonym treffen können, um ihre Zeit des Zen, des Friedens und der Stille gemeinsam genießen können, indem sie sich unterhalten, philosophieren und Ideen austauschen.“ So könne man etwa Freunde hinzufügen und Gruppen-Chats oder Einzelgespräche führen. „Es ist so viel besser und unterhaltsamer als einfach bloß die Rückseite einer Shampoo-Flasche zu lesen“, so Gruber.

Die einzige Regel: keine pornografischen oder beleidigenden Inhalte. Als Kickstarter-Kampagne floppte Grubers Idee, lediglich 184€ kamen zusammen. Doch der Entwickler lies sich nicht entmutigen und investierte sein eigenes Erpartes. Nach eigenen Angaben hat Pooductive inzwischen, eine Woche nach Veröffentlichung 20.000 Nutzer. Doch zu tiefgründigen Gesprächen scheinen längst nicht alle aufgelegt. Der meistgebrauchte Kommentar in den Chats ist ein naheliegender Wortwitz: „This app is shit!“

Die Lösung für ein First World Problem

Tatsächlich stellt sich die Frage, wieso Handybesitzer Pooductive nutzen sollten, wenn sie bisher ihre Zeit auf der Toilette mit anderen Online-Angeboten verbracht haben. Neben der Chat-Funktion besteht das einzige nennenswerte Feature der App darin, für die Gesprächspartner einen Song auszuwählen, der das Ergebnis des Geschäfts beschreibt („Songs that describe it“) — was sehr humorvoll („Some Kind of Monster“ von Metallica) oder auch ekelerregend sein kann („Bleed it out“ von Linkin Park).

Gruber gibt zu, dass die App eine Lösung für ein „First World Problem“ sei — die Langeweile auf dem Klo. Vielleicht hat er das Ganze deshalb mit einer Prise Idealismus überstreut: Pooductive soll auf den mangelnden Zugang zu sanitären Einrichtungen und frischem Wasser in ärmeren Teilen der Welt aufmerksam machen. In Zukunft will Pooductive Spenden für Hilfsorganisationen wie charity: water sammeln. 

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