Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Pop-Ikone Peaches über Superheldinnen und die Frage, ob Roboter bald ihre Shows übernehmen

von Bernd Skischally
Electroclash-Ikone Peaches sendet wieder auf allen Kanälen: Im Sommer erschien ein Bildband des Berliner Fotografen Holger Talinski, der ihren Rock'n'Roll-Lifestyle auf Tour zeigt. In der kommenden Woche veröffentlicht sie ihr neues Album „Rub“ (25.09.), auf dem Kim Gordon von Sonic Youth und Feist mitverewigt sind. Dazu kursieren neue Musikvideos im Web, in denen mal ein Laser in Form eines Buttblug, mal wollene Penis-Kostüme provozieren. WIRED Germany hat Peaches in Berlin getroffen, um über Superheldinnen-Einflüsse zu sprechen.   

WIRED: Die Peaches, die man von der Bühne und aus Videos kennt, ist eine feministische Superheldin. Wenn du jetzt die Wahl hättest: Welche übermenschlichen Fähigkeiten würdest du dir aus dem Superkräfte-Katalog aussuchen?
Peaches: Blitze schießen und Häuser hoch klettern überlasse ich anderen. Ich hätte gerne die Macht, Menschen auf einen Schlag von ihren Ängsten und Blockaden zu befreien. Damit sie Tag für Tag großartige Dinge anpacken und die Gesellschaft, die Politik, ja, die Welt verbessern. So gesehen, besitze ich als Künstlerin vielleicht sogar Superkräfte. Denn meine Shows sind interaktiv und sehr unmittelbar und sie sollen die Menschen ermutigen, selbst mal etwas Verrücktes zu starten.   

WIRED: Gab es Superheldinnencharaktere, die dich dabei ermutigt haben, die Kunstfigur Peaches zu formen und mehr zu werden als eine bloße Sängerin und Songwriterin?
Peaches: Ich bin in den Siebzigern mit den superkitschigen US-Fernsehshows der Brüder Sid und Marty Krofft aufgewachsen, „H.R. Pufnstuf“ zum Beispiel. Da gab es absonderliche, quitschbunte Tiere und Pflanzen, die meine Fantasie angeregt haben. Später kamen dann Elektra Woman und Dyna Girl, zwei Frauen mit Laser-Waffen, die wie Batman und Robin, in knallengen Anzügen und Cabes gegen Bösewichte kämpften. Das waren meine ersten Superheldinnen. Und Wonderwoman natürlich.

WIRED: Vieles, was in den Siebzigern nur Superheldinnen und Superhelden konnten, ist heute für normale Menschen auch kein Problem mehr — dank immer besserer Technologie. Was denkst du: Wieviel Wonderwoman-Power werden uns Roboter, Drohnen und Supercomputer in naher Zukunft noch verleihen?
Peaches: Ich bin überzeugt, dass die digitale Welt den ganzen Laden irgendwann komplett übernehmen wird. Computer werden so weit fortgeschritten sein, dass sie sich lieber untereinander unterhalten als mit irgendwelchen komplexbeladenen Menschen. Es gab vor Kurzem diesen wirklich guten Sci-Fi-Kurzfilm zu diesem Thema — von Jeremy Shaw, wie ich ein Kanadier, der in Berlin lebt. Er heißt „The Quickening“ und handelt von genau dieser Zukunft, wenn alles nur noch eine digitale Masse ist und eine kleine Gruppe an Menschen nur dank einer seltenen Krankheit in der Lage ist, das zu spüren, was wir heute echte, menschliche Emotionen nennen. Nun, derzeit funktioniert ja noch nicht einmal Google Glass, aber irgendwann werden Implantate, die uns direkt auf das ganze ins Netz ausgelagerte Wissen zugreifen lassen, so normal sein wie heute Kleinkinder, die auf einem Tablet herumwischen. 

I can give people an experience. A real fuckin' mad experience

Peaches

WIRED: Und Live-Künstler werden bald von Hologrammen und Entertainment-Robotern ersetzt?
Peaches: Wer weiß. Derzeit ist das, was meine Performance ausmacht, noch in keiner Weise digital reproduzierbar. I can give people an experience. A real fuckin' mad experience. Nicht nur etwas zum Sehen oder etwas zum Hören wie, wenn man sich ein Konzert auf YouTube ansieht. Meine Shows sind interaktiv und sehr direkt. Um das zu erleben, muss man schon im Publikum stehen.

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

WIRED: Seit deinem letzten Album sind sechs Jahre vergangen. Hat sich, wenn du die Aufnahmen zum Album „Rub“ betrachtest, bei dir im Studio technologisch vieles verändert im Vergleich zur Vorgängerplatte?
Peaches: Sagen wir so, auf meinen vorherigen Alben waren eigentlich immer Instrumente zu hören. Diesmal ist das gesamte Album nur mit meinem Laptop, zwei Lautsprechern und verschiedener Software entstanden. Ich hatte noch nicht einmal eine Maus. Wobei besonders viel Hardware habe ich noch nie eingesetzt. Für mein erstes Album hatte ich keinen Computer, sondern nur einen DAT-Recorder. Das ist komplett auf Digital-Audio-Kassetten aufgenommen.  

WIRED: Du wählst deine Hardware also sehr bewusst aus?
Peaches: Ich bin einfach kein Fan von Technologie, die in erster Linie dafür gemacht ist, dass wir unser Gehirn weniger anstrengen. Zum Glück gibt es offensichtlich genug Technologie, die Spaß macht und uns tatsächlich helfen kann, unser Gehirn besser zu nutzen.  Wir müssen nur sehr vorsichtig sein, dass wir den Unterschied bemerken.  Beeindruckend fand ich zum Beispiel Anfang des Jahres die Virtual-Reality-Reportage, die Spike Jonze und Chris Milk mit der App Vrse gemacht haben. Ich selbst bin auch schon mit Leuten im Gespräch über 360-Grad-Videos. Leider merkt man gerade schon wieder, was viele Leute am meisten an dieser neuen Technik reizt. Nämlich Pornos und andere Filme, die Typen noch leichter in eine verquerte, maskuline Welt eintauchen lassen und sie darin bestätigen. Von wegen: Ein Dude in der Mitte, links und rechts umgeben von nackten, virtuellen Chicks. It always comes to that point. 

icon_cookie

Um diese Inhalte zu sehen, akzeptieren Sie bitte unsere Cookies.

Cookies verwalten

 

Peaches neues Album Rub erscheint am 25.09. und kann auf ihrer Website bestellt werden. Aktuelle Tour-Daten der Künstlerin findet man hier. Holger Talinskis Bildband What Else Is In The Teaches Of Peaches gibt es auf der Website des Verlags Akashic Books.  

GQ Empfiehlt