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Social Media nach den Anschlägen von Paris: Live aus dem Netz direkt ins Herz

von Karsten Lemm
Der Horror kommt sehr nah, wenn von überall Tweets, Facebook-Updates und Instagram-Fotos in Echtzeit eintreffen. Das haben die Anschläge von Paris gezeigt.

Raum und Zeit schrumpfen in der vernetzten Welt nahezu auf ein Nichts. Das ist großartig, wenn uns wir per Videochat mit Freunden über Zehntausende von Kilometern hinweg unterhalten können. Und es kann erschütternd sein, wenn der Terror unvermittelt in die eigenen vier Wände einbricht und sich live vor unseren Augen abspielt. Wie in der Nacht von Freitag auf Samstag während der Anschläge in Paris.

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Twitter entwickelte sich in jener Nacht zu einer Live-Übertragung schrecklicher Nachrichten aus der französischen Hauptstadt. Im Sekundentakt lieferte der 140-Zeichen-Dienst neue Gerüchte, erste Fotos, bestätigte Fakten, es kamen Übersichtskarten und Links zu anderen Quellen im Internet — weit schneller, als traditionelle Medien zu reagieren vermochten. In ihrer Fülle unüberschaubar, konnten die Nachrichten oft mehr verwirren als helfen: Wer nur dem Hashtag #Paris folgte, musste überwältigt sein vom allgemeinen Rauschen, dem Bedürfnis von Zigtausenden, sich in die Unterhaltung einzubringen, egal ob gehaltvoll oder nicht, um ihrem Entsetzen Luft zu machen und neue Infos zu verbreiten.

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Der noch junge Twitter-Service Periscope, der es jedem Nutzer erlaubt, per Handy Live-Übertragungen in die Welt zu schicken, ließ Zuschauer von Berlin bis Brisbane näher an das Geschehen heranrücken, als es je zuvor möglich war: Dutzende von Periscope-Nutzern liefen durch die Straßen von Paris und fütterten das Internet mit Echtzeit-Videobildern aus der Terrornacht — bis der Dienst unter der Last des allgemeinen Ansturms zusammenbrach. Zuschauern, die den Periscope-Sendern Mut machen wollten, blieb dabei nichts anderes übrig, als ihre Unterstützung mit fliegenden Herzchen auszudrücken, dem bei Periscope üblichen Signal fürs „Gefällt mir“. Angesichts der Tragik der Ereignisse ein befremdlicher Anblick.

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Zugleich zeigt sich in solchen Situationen immer wieder die erstaunliche Fähigkeit der Masse, sich selbst zu organisieren — die „wisdom of the crowd“. Nach kurzer Zeit begannen Tweets aus dem virtuellen Stimmengewirr herauszustechen, die ermahnten, nicht jedes Gerücht mit einem Retweet zu adeln. Andere Twitterer verwiesen auf Nachrichtenquellen, die sich als verlässlich erwiesen hatten. Neben der englischsprachigen Live-Übertragung des französischen Senders France 24 (einem traditionellen Medium) wurde für viele dabei schnell die Website Reddit zur ersten Wahl. Deren Sonderseite zu den Anschlägen — kuratiert von Nutzern — trug wissenswerte Informationen zusammen, ohne sich in Banalitäten zu verlieren. Engagierte Wikipedia-Nutzer sorgten derweil dafür, den entsprechenden Artikel im Online-Lexikon zu einer aktuellen, aber auch glaubwürdigen Quelle für Informationen aus Paris zu machen.

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Ähnlich schnell, wie Nachrichten ihren Weg ins Netz fanden, bildeten sich aus der Community heraus Initiativen, einander zu helfen. Der Hashtag #PorteOuverte entwickelte sich in Minuten zum Signal an alle, die nicht nach Hause konnten: Hier findest Du eine #offeneTür, komm einfach vorbei. Ein Zeichen der Menschlichkeit, digital gesendet, ebenfalls in Echtzeit und in alle Richtungen, wie es ohne Internet, Smartphones und Dienste wie Twitter nie möglich wäre.

Gleich nach den ersten Schreckensmeldungen schaltete Facebook für Nutzer in Paris die neue „Sicherheitscheck“-Funktion frei, die ursprünglich für Naturkatastrophen wie das Erdbeben in Nepal entwickelt worden war: Schnell ein Häkchen gesetzt, schon wussten Freunde nah und fern, dass sie sich keine Sorgen machen mussten.

Mittlerweile hat sich bei Twitter #RechercheParis als neuer Hashtag etabliert, für all jene Fälle, in denen Menschen nach Freunden und Angehörigen suchen, die nach den Anschlägen weiterhin vermisst werden. Fremde eigentlich — und doch spricht aus jedem Gesicht, das unvermittelt im Nachrichtenstrom auftaucht, die Tragik der Ereignisse, zeigt uns, welche Menschen sich hinter den anonymen Opferzahlen verbergen.

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Gleichzeitig rollt eine Solidaritätswelle durch Facebook, Twitter und andere Dienste. Zehntausende Nutzer haben ihre Profilbilder in den Farben der französischen Flagge eingefärbt, andere posten das Peace-Zeichen im Eiffelturm-Look des französischen Illustrators Jean Jullien. Soziale Medien — in diesen Momenten der Solidarität und Anteilnahme haben sie ihren Namen wirklich verdient. 

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