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Nilz on Moviez / „Entourage“ ist das große Finale einer Kultserie — als Kinofilm

von Nilz Bokelberg
Wochenende ist Kinozeit. Genau richtig für Nilz Bokelbergs neue WIRED-Kolumne über die wichtigsten Filme und Serien der Woche. Heute mit Entourage. Stay tuned!

Ach, ist es nicht schön, wie einfach das Leben manchmal sein kann: Ich habe das besondere Vergnügen, einen Film zu besprechen, der quasi das Finale einer Serie ist. Ich schlage also zwei Fliegen mit einer Klappe, kann Serie und Film gleichzeitig besprechen. Es ist das kleine Kolumnistenglück.

„Entourage“ ist eine dieser Serien, die es nicht allen leicht machen, sich selbst am wenigsten. Nur schnell für alle, die die Serie nicht kennen sollten: Es geht darin um den jungen, aufstrebenden Hollywood-Star Vincent Chase und eben seine Entourage, also seine ihn stets begleitende Gruppe aus Freunden und Agenten und wie sie alle ihren Platz in Hollywood und dem Haifischbecken der Filmbranche finden. Das ganze ist zwar als Komödie angelegt, hat aber durchaus seine ernsteren Momente. Die acht Staffeln sind zeitlich immer zwischen den diversen, fiktiven Filmprojekten von Chase angelegt. Es geht also um neue Verträge, um Ärgernisse, um Premieren und natürlich immer wieder um Geld und Macht und Eitelkeiten. Managements bekriegen sich, Regisseure flippen aus, Schauspieler zicken rum. Garniert wird das ganze mit Gastauftritten von Schauspielern, die sich selber spielen, etwa Dennis Hopper, Matt Damon, Mark Wahlberg, Anna Faris oder Sasha Grey, oder von Regisseuren wie Martin Scorsese oder James Cameron.

Nun ist das ja ein gefährliches Genre. Gerade Film-im-Film (oder hier: Film-in-Serie) kippt allzu leicht in brancheninternes Schenkelklopfen mit Klischees, die jeder kennt, der beruflich mit der Szene zu tun hat, aber außerhalb niemand. Als Autor wird man da schnell betriebsblind. Aber es gibt zum Glück Tricks und Kniffe, sich dagegen zu wehren. Die brilliante Serie „Episodes“ schafft das, indem sie ein britisches Pärchen mitten in den Irrsinn von Hollywood verfrachtet. Und bei „Entourage“ ist es eben genau die titelgebende Truppe, die die Serie vor der Beliebigkeit rettet: Der Freundeskreis um Chase ist so bunt zusammengewürfelt und alle stehen in so einem Abhängigkeitsverhältnis zueinander, dass nie Langeweile aufkommt: Die Jugendfeunde Eric, genannt „E“, und Turtle sind schon so lange Vincents Wegbegleiter, dass er ihnen blind vertraut. Dazu sein (Halb-)Bruder Johnny, genannt „Drama“. Blut ist dicker als Wasser, auch wenn Johnny sich deutlich mehr von der Partnerschaft erhofft, als sie Vincent bringt, denn Johnny will seine Schauspielkarriere wieder dringend ankurbeln und versucht dies auf dem Rücken seines aufsteigenden Bruders.

Es gab immer genug zu eskalieren.

So schaffte es die Serie über acht Staffeln, eigentlich nie wirklich öde zu werden. Es gab immer genug zu eskalieren. Die Autoren gehen dabei recht clever vor und beschreiben die Filmindustrie weder romantisierend noch extra hart. Sie nutzen sie einfach nur als Kulisse, in der exakt dieselben Machtspielchen ablaufen, wie in allen anderen Berufen auch. Nur dass man hier eben andere Begehrlichkeiten verhandelt. Aber ob nun Öl wie in „Dallas“ oder Schauspieler und Drehbücher wie in „Entourage“ — das Zeug soll an den Mann gebracht werden und dafür ist manchmal eben jedes Mittel recht.

Nun also der Kinofilm. Man mag ihn befemdlich finden, wenn man die Serie nie gesehen hat, aber der Film macht genau da weiter, wo die letzte Staffel aufgehört hat. Ist er also nur für Seriengucker geeignet? Ja und Nein: Die Geschichte setzt ein halbes Jahr nach dem Serienfinale an. Ari Gold, acht Staffeln lang der Manager von Chase, ist nun Studioboss und will seinen ersten großen Blockbuster drehen. Und dafür Vincent als Hauptrolle mit an Bord haben. Der willigt ein, aber nur unter der Bedingung, dass er auch die Regie führen darf. Vincent und seine Jungs sind wieder in full effect, dieses Projekt könnte der große, alles überstrahlende Komet werden.

Es wird ge-bro-t bis zum Gehtnichtmehr.

Ich will ehrlich sein: „Entourage“ bietet genug Angriffsfläche für Attacken, die man sich schon denken konnte, bevor man auch nur ein Bewegtbild davon gesehen hat. Ja, ein Film über einen Schauspieler und seine rein männliche Entourage ist, wie auch schon die Serie zuvor zu gewissen Teilen, ein ziemliches Pimmelfest. Es wird ge-bro-t bis zum Gehtnichtmehr, alles ist supermännlich und auf eine gewisse Art cheesy. Aber: Darüber konnte man sich jetzt auch schon acht Staffeln lang ärgern. Ich kritisiere ja auch nicht, dass „Sex and the City“ so rein weiblich (und aus meiner Sicht auch gar nicht lustig) ist. Im Grunde genommen ist „Entourage“ ja auch nichts anderes als die Jungs-Version des ganzen. Muss man halt mögen, diesen Trashtalk.

Der Film wirkt wie eine aufgeblasene Episode der Serie.

Ein anderer Kritikpunkt, der auch nicht ganz von der Hand zu weisen ist: Der „Entourage“-Film wirkt wie eine aufgeblasene Episode der Serie. Das stimmt. Aber ganz ehrlich: Wer hätte denn auch etwas anderes erwartet? Wenn man sich Serienverfilmungen ansieht, scheint dass dabei das Prinzip zu sein. Wenn man mal von Comedy-Versionen wie „Charlie's Angels“ oder „21 Jump Street“ absieht (die auch beide toll sind). Aber auch „Sex and the City“ oder „Akte X“ waren im Kino eben immer nur etwas fettere Ableger der Serie. Sogar die Schimanski-Kinofilme waren „nur“ aufgeblasenere Tatorte. Ich begreife diese Kritik also nicht so ganz.

„Entourage“ ist rumalbern in und mit Hollywood. Mit ein paar Cameos, entweder aus Gefallen oder manchmal, so wirkt es zumindest, weil die betreffende Person gerade zufällig in der Nähe war. Dazu eine Story, die die Serie wunderbar abschliesst und die Metaebene noch richtig rund macht. Fertig ist ein vergnüglicher Film, in den man zum Abkühlen ins Kino gehen kann um sich bestens unterhalten zu lassen. Das geht übrigens auch, wenn man die Serie nie gesehen hat. 

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