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Nilz On Moviez / Hey, Guy Ritchie, das letzte Jahrhundert will seine Story zurück!

von Nilz Bokelberg
Wochenende ist Kinozeit. Genau richtig für Nilz Bokelbergs WIRED-Kolumne über den wichtigsten Film der Woche. Diese Woche hat er sich das Agenten-Remake „Codename: U.N.C.L.E.“ angeschaut.

Mitte der Sechzigerjahre gab es eine kleine Revolution im Fernsehen. Während sich die westlichen und östlichen Staaten der Welt in immer lauter werdendem Säbelrasseln gegenseitig dazu brachten, ihre Atomraketen-Silos aufzustocken, gab es da auf einmal eine Serie, in der ein amerikanischer und ein russischer Agent zusammenarbeiteten statt sich zu bekämpfen — für die inoffizielle Division U.N.C.L.E.

Die Serie war vor allem im US-Fernsehen sehr erfolgreich. In Deutschland und im Rest Europas lief sie zwar auch, erfolgreicher waren hier aber die aus verschiedenen Episoden zusammengeschnittenen Kinofilme. Zumindest in den Sechzigern und Siebzigern. Als RTL noch ein „Plus“ im Namen hatte, stellte man dort fest, wie gut solche Serien liefen und ließ nachträglich noch einen Großteil der hierzulande nie ausgestrahlten U.N.C.L.E.-Folgen synchronisieren. So fand „Solo für O.N.C.E.L.“ in Deutschland in den Neunzigern nochmal ins Fernsehen zurück.

Die Vorlage für den Film passt perfekt zum Regisseur: Style ist alles.

Nun ermitteln die Agenten also wieder, diesmal exklusiv auf der Leinwand. Es ist der Beginn der Sechziger, Napoleon Solo vom CIA und KGB-Agent Ilya Kuryakin werden gezwungen, zusammenzuarbeiten. Obwohl sie sich eigentlich auf verfeindeten Seiten gegenüberstehen, bringt die Geheimorganisation U.N.C.L.E. die beiden Top-Spione zusammen, denn nur vereint haben sie eine Chance gegen das unbekannte und gefährliche Verbrecher-Syndikat, welches in Besitz einer Atomwaffe gelangt ist. Zusammen mit Gaby Teller, der Tochter eines ostdeutschen Wissenschaftlers, können sie das Syndikat infiltrieren. Aber wird es das ungleiche Team schaffen, die Bedrohung aufzuhalten?

Wie sagte Magnum immer so schön: „Ich weiß was sie jetzt denken — und sie haben Recht.“. „Codename: U.N.C.L.E.“ wird aller Wahrscheinlichkeit nach keine Preise für seine innovative Story bekommen. Im Gegenteil, wenn man die Zusammenfassung liest, denkt man: Das Ende des letzten Jahrhunderts hat angerufen und will seine Storys zurück. Aber genau hierin liegt die Stärke des Films, exakt dieses Gefühl soll er auslösen.

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Denn Regie führte Guy Ritchie. Genau der. Guy „Ex-Madonna-Mann-Snatch-Sherlock-Holmes“ Ritchie. Und der weiß genau was er tut. Die Vorlage zu diesem Film spielt seiner zentralen Fähigkeit als Regisseur perfekt in die Hände: Style ist alles.

Ein Plot, den man in zwanzig Sekunden kapiert hat, hält einen nicht mehr damit auf, irgendetwas groß erklären zu müssen. Deswegen kann der Film sich so schnell wie möglich auf seine beiden Lieblingsthemen konzentrieren:

#1 Der andauernde Bitchfight zwischen Napoleon und Ilya
Die beiden kabbeln sich permanent, sind in einer Dauercompetition, wer den besseren Geheimdienst hat, die besseren Gadgets und überhaupt: wer stärker ist. Napoleon (der Eroberer-Name ist dabei sicher auch nicht zufällig gewählt) hat die Looks und den Charme, die dem Russen abgehen. Der bringt wiederum die besseren Gadgets und die pragmatischeren Lösungsansätze mit. In ihrem andauernden Sich-übertreffen-Wollen steckt die Energie, die die Mission braucht, um erfolgreich abgeschlossen zu werden. Das Unterhaltungspotential der beiden ungleichen Gockel ist immens.

#2 Style, Style und Style
Die Sechziger waren eine Zeit, zumindest popkulturell, in der Stil über allem stand und sind damit natürlich die perfekte Dekade für einen Guy Ritchie, der sich mal so richtig austoben will. Auch wenn man heute bei Agentenfilmen, die in dieser Zeit spielen, immer erst mal Angst hat, dass gleich Austin Powers um die Ecke kommt. Hat man sich aber erst einmal im U.N.C.L.E.-Kosmos eingefunden, ist das keine Sorge mehr. Alles in dieser Welt spielt Ritchies Kunstfertigkeit, Sachen extrem stylisch darzustellen in die Hände. Eine Augenweide.

„Codename U.N.C.L.E.“ mag nicht der ausgereifteste Film sein und wird sich erst Recht schwer tun, gegen ein Agenten-Monster wie „Mission: Impossible — Rogue Nation“ im Kino zu bestehen, aber das ist auch irgendwie unfair, steckt in dem Film doch noch ein bisschen mehr drin, in all seiner Oberflächlichkeit. „Codename U.N.C.L.E.“ wird einen nicht verändern, einem vielleicht kaum im Gedächtnis bleiben. Aber er macht Spaß und eine gute Zeit im Kino. Und zeigt endlich mal wieder Agenten mit einer herrlich altmodischen Ansicht von „Coolness“. Das tut zwischen diesen ganzen Rache-düster-heisere- Stimme-Agenten ja auch mal wieder ganz gut. 

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