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„Wir hassen es, das tun zu müssen“: Netflix-CEO Hastings über die neuen VPN-Sperren

von Elisabeth Oberndorfer
Kleber meets Hastings. Auf der DLD-Conference in München spricht der Anchorman des ZDF mit dem CEO von Netflix. Es geht um die neue Sperrung von VPN-Software, um quotengetriebene Produktion und um künstliche Intelligenz.

Lange bevor Netflix für seinen Streamingdienst und Eigenproduktionen wie „House of Cards“ bekannt war, verdiente das US-Unternehmen sein Geld mit einem postalischen DVD-Verleih. Daran kann sich Moderator Claus Kleber gut erinnern, der CEO Reed Hastings im Rahmen der DLD-Conference in München interviewte: „Ich bin seit 1998 Kunde von Netflix“, outete er sich auf der Bühne und stellte Hastings die Frage, wie sehr sich das Portal auf seine Algorithmen und Daten verlässt, um neue Produktionen zu launchen: „Wir ziehen natürlich die Daten heran, aber die finale Entscheidung wird aus dem Bauch heraus getroffen“, so der Geschäftsführer. Dieses „Bauchgefühl“ kommt laut Hastings nicht von einem Entscheider, sondern wird von vielen unterschiedlichen Personen im Unternehmen getroffen.

Die Internationalisierung der Plattform, die kürzlich in 130 weiteren Ländern launchte, werde durch die internationale Ausrichtung der Inhalte erleichtert: „Hinter der Serie ‚Narcos‘ stehen eine französische Produktionsfirma und brasilianische Schauspieler, und in Deutschland ist die Serie besonders erfolgreich“, erklärte der Unternehmenschef zum Beispiel.

Reed Hastings ist überzeugt: China wird noch lange ein Loch auf der Netflix-Karte bleiben.

Dennoch bleibt China ein Loch auf der Netflix-Landkarte, was laut Hastings noch lange Zeit so bleiben könnte: „Apple ist mittlerweile sehr erfolgreich am chinesischen Markt, aber das hat sechs Jahre lange, harte Verhandlungen gebraucht. Was wir daraus lernen: Wir müssen viel Geduld haben.“

Für internationale Abonnenten wird der Zugang zu anderen Länderversionen jedenfalls in Zukunft beschränkt. Netflix sorgte vergangene Woche mit der Ankündigung, Proxy-Server und VPN-Tunnel zu blockieren, für Aufregung. Hastings gestand auf der DLD-Bühne: „Wir hassen es, das tun zu müssen. Die Studios zwingen uns dazu, weil wir nicht die Lizenzen für die internationale Distribution haben.“ Um dies zu ändern, arbeite das Unternehmen bereits daran, globale Lizensierungen zu bekommen und so die Länderversionen wieder zu öffnen.

„Vor 50 Jahren war lineares Fernsehen ein Durchbruch, davor musste man ins Kino gehen. Aber jetzt wollen die Leute alle Inhalte auf Abruf, auf unterschiedlichen Geräten und personalisiert. Das kann nur das Internet bieten“, sagte Hastings im Hinblick auf das Ende des klassischen TVs und ergänzte: „Lineares Fernsehen wird langsam auslaufen, so wie das Festnetz langsam von Mobiltelefonen ersetzt wurde.“

Auf die Frage, welche gesellschaftliche Veränderungen die Tatsache, dass es nicht mehr klassische News-Anchors gebe, betonte der Netflix-CEO: „Jede Veränderung hat gute und schlechte Auswirkungen.“ Internet-Fernsehen sei eine Chance für Inhalte, die in klassischen Kanälen keine Chance hätten. So verschaffe man vielen Meinungen eine Stimme. Die Diskussion, dass künstliche Intelligenz eines Tages unsere Gesellschaft dominieren könnte, hält er für irrelevant: „Das ist so, als würden wir uns fragen, ob die Leute einer Mars-Kolonie übergewichtig werden. Wir müssen erst einmal dahin kommen!“

Weniger gesprächig als sein Mitbewerber gab sich im Anschluss Robert Kyncl, Chief Business Officer bei YouTube. Mit 20 Millionen Content-Creators sei YouTube nicht mit Netflix vergleichbar, sagte er auf der DLD-Bühne: „Bei uns kommen die Inhalte von der Community und haben die Möglichkeit, daraus ein Geschäft zu machen.“ Dafür essenziell sei die Interaktion mit dem Publikum, was Googles Videoplattform von der Konkurrenz unterscheide.

Hier lest ihr, wie Netflix die Filmverwertungskette revolutionieren will. Außerdem haben wir CEO Reed Hastings zum Interview getroffen

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