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Mit einem Computerspiel zum Traumjob

von Moritz Geier
So bequem kann die Jobsuche sein: Die Firma Starfighter entwickelt Computerspiele, die kostenlos zu haben sind, Spaß machen sollen und ganz nebenbei die Programmierfähigkeiten des Spielers auswerten. Die besten Zocker bringt Starfighter als Eliteprogrammierer bei Tech-Firmen aus aller Welt unter. Taugt das Konzept auch als Waffe gegen Sexismus in der Tech-Branche?

Wenn es nach Patrick McKenzie geht, sind Vorstellungsgespräche bald Vergangenheit. Zumindest in seinem Metier. Der Chef und Mitbegründer der Firma Starfighter hat mit seinen Kollegen eine ganz neue Form der Jobbewerbung vorgestellt: zuhause vorm Computer sitzen und zocken. McKenzies kürzlich gegründete Firma entwickelt Videospiele, die nur Programmiertalente oder Leute mit einer schnellen Auffassungsgabe und natürlichen Geschicklichkeit meistern können. Wer das Spiel beherrscht, der liefert so die perfekte Bewerbung für einen Job bei einer Tech-Firma ab.

„Ein Top-Starfighter-Spieler befindet sich auf direktem Weg zu lukrativen Jobangeboten der besten Tech-Firmen der Welt“, schreiben die Macher in einer Veröffentlichung. Der Grund dafür: „Du wirst ohne den geringsten Zweifel gezeigt haben, dass du die Anforderungend er Firma erfüllst.“ Mit den Elitespielern will Starfighter in Kontakt treten, um ihnen einen Job bei einem ihrer Klienten zu beschaffen. Für die Vermittlung entrichten die Tech-Firmen Starfighter eine Gebühr.

 

Die Spiele will Starfighter dagegen komplett kostenlos online zur Verfügung stellen. Sie sollen so entwickelt werden, dass sie Spaß machen – auch wenn sie nicht mit einer schicken Grafik daherkommen. Es stehe immer eine Geschichte im Zentrum, sagt McKenzie. „Man ist zum Beispiel für einen Tag ein Spion und muss Technologien knacken, die Staatsgeheimnisse schützen. Alles fiktiv – aber die Technologie ist die gleiche, die du nutzen würdest, um in der echten Welt eine Bank zu sichern.“

Wer im Spiel geschickt hackt, sollte das auch im echten Leben können.

Hinter dem Rollenspiel steckt die Annahme, dass diejenigen, die sich am geschicktesten in die Software des Spiels hacken, auch am geschicktesten Software im Arbeitsleben sichern können. Noch hat Starfighter keine Angaben darüber gemacht, welche Fähigkeiten genau getestet werden sollen. Nur so viel: Um im Spiel voranzukommen müssen die Spieler alle Programmierfähigkeiten anwenden, die sie kennen, und gleichzeitig im Verlauf neue Tricks aufgreifen und anwenden.

Ein Online-Game hatten die Gründer bereits vor Starfighter entwickelt: MicroCorruption. Darin muss der Spieler in geschlossene Lagerhallen auf der ganzen Welt einbrechen, um an Geld zu kommen. Eine Smartphone-App kontrolliert jedes Gebäudeschloss. Den Code kennen die Spieler aber nicht. Von 12224 Spielern bestanden am Ende nur 182 das härteste Level. Das nächste Spiel will die Firma demnächst veröffentlichen.

Im Vergleich zu herkömmlichen Bewerbungsverfahren haben Computerspiele vor allem einen Vorteil: Sie können Diskriminierung vorbeugen. In der Programmierbranche haben Frauen mit besonders starken Vorurteilen zu kämpfen. Wie sich Anonymität bei Bewerbungen auswirkt, zeigte sich erstmals in der Musik: In den 70er und 80er Jahren begannen Berufsorchester, Kandidaten hinter einer Schutzwand vorspielen zu lassen. Zuvor lag die Frauenquote der fünf wichtigsten Orchester der USA bei mickrigen fünf Prozent — heute sind es immerhin 25.

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