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Schon einmal an einer SMS geschnuppert?

von Benedikt Plass-Fleßenkämper
Der Erfinder, Unternehmer und Harvard-Forscher David Edwards hat sich zum Ziel gesetzt, unser Leben mit Gerüchen zu bereichern. Nun hat der Amerikaner die per Smartphone-App gesteuerte Geruchsbox Cyrano vorgestellt, die für jede Stimmung das passende Aroma bereithält.

David Edwards ist ein höchst kreativer Mensch. Der Biotechniker unterrichtet an der Harvard University und bietet dort den Kurs How to Create Things & Have them Matter an. Er ist außerdem Gründer von Artscience Labs, einem Netzwerk, in dem sich Kunst und Wissenschaft gegenseitig Impulse geben sollen, und zu dem auch Labore in Paris und Cambridge gehören.

In den vergangenen Jahren hat Edwards schon zahlreiche verrückt-geniale Erfindungen abgeliefert – zum Beispiel Schokolade, Insulin und Whisky zum Inhalieren. Verpackungen aus essbarem Polymer gehörten auch dazu.

Doch seine neueste Leidenschaft ist das Erforschen von Gerüchen. Er will sie in digitalisierter Form einsetzen, um das Wohlbefinden von Menschen zu verbessern. Ähnlich wie wir Musik nutzen, um uns zu entspannen, uns abzulenken oder daraus positive Energie zu gewinnen.

Schon 2014 hatte Edwards zusammen mit seiner früheren Studentin Rachel Field und ihrem gemeinsam gegründeten Unternehmen Vapor Communications einen Prototyp des oPhone vorgestellt – ein mit einem iPhone verbundenes Gerät, mit dem sich Geruchsnachrichten verschicken lassen. Eine Indiegogo-Kampagne führte jedoch nicht zum gewünschten Erfolg, eine Massenproduktion des Geräts blieb bislang aus.

Mit dem Duft-Lautsprecher, wie Edward seine neueste Schöpfung nennt, ist nun seit Ende April der neueste Coup des Harvard-Lehrers erhältlich – vorerst allerdings in einer auf 500 Stück limitierten Auflage. Dahinter verbirgt sich eine kleine, für 149 Dollar angebotene Geruchsbox namens Cyrano, die mittels der dazugehörigen iOS-App oNotes angesteuert wird.

In Cyrano sind drei Düsen verbaut, die unterschiedliche Gerüche versprühen können. Diese werden aus zwölf Aromen komponiert, die das US-Unternehmen International Flavors & Fragrances beigesteuert hat, der weltweit drittgrößte Hersteller von Duft- und Aromastoffen.

Der Nutzer wählt auf seinem Smartphone aus den drei Kategorien „Get Energized“, „Get Relaxed“ und „Get Away“ den gewünschten Duft aus, beispielsweise Vanille, Pfefferminz oder Ananas. Anschließend versprüht das Gerät tatsächlich den zuvor bestimmten Geruch. Wer will, kann die angebotenen Aromen auch beliebig mixen oder sich eine Geruchs-Playlist erstellen, die via Social Media geteilt werden darf.

Auch für intensiveren Filmgenuss soll sich Cyrano eignen. Edwards demonstrierte das ausgewählten Gästen einer Produktpräsentation im New Yorker Rubin Museum in der vergangenen Woche: Der Animationsstreifen Alex in Wonderland erzählt das Abenteuer der Comicfigur Alex, die rund um die Welt reist und dabei vom Dschungel bis hin zur Großstadt verschiedene Orte erlebt. Je nachdem, was man gerade sieht, spielt Cyrano den dazu passenden Smell-Score ab. So verströmt die Box etwa den Geruch von Sonnencreme, wenn Alex an einem Strand flaniert.

Weitere denkbare Einsatzmöglichkeiten für seine Erfindung sieht Edwards unter anderem in der Gastronomie – beispielsweise als Lehr-Tool für angehende Sommeliers oder Baristi – sowie im Straßenverkehr und der Medizin. Während Autofahrer durch entsprechende vitalisierende Düfte am Einschlafen gehindert werden sollen, könnten Ärzte mithilfe von Cyrano Patienten überwachen, bei denen Riechstörungen auf eine mögliche Alzheimer- oder Parkinson-Erkrankung hinweisen.

Edwards jedenfalls ist von seiner Technologie überzeugt und hofft, sie als „trojanisches Pferd“ für das gescheiterte oPhone-Projekt nutzen zu können, wie er im Interview mit dem dem US-Magazin The New Yorker verrät. Für ihn gehören Gerüche zu den wichtigsten Einflüssen auf den Menschen – man müsse sie nur als Interaktionsmöglichkeit ins alltägliche Leben integrieren.

„Duft ist eine wesentlich kraftvollere Ausdrucksform als Licht oder Sound“, sagte Edwards. „Ich glaube fest daran, dass irgendwann jemand um drei Uhr morgens aufwacht und sagt: Ich möchte jetzt eine Duftnachricht verschicken.“ 

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