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In Microsofts neuem Sci-Fi-Buch stehen düstere Zukunftsvisionen für Skype und Co.

von Michael Förtsch
Anfang des Jahres hat Microsoft eine Gruppe von Science-Fiction-Autoren eingeladen. Sie durften sich in die Forschung des Windows-Konzerns vertiefen und sie als Inspiration für Kurzgeschichten verwenden. Die lesenswerten Ergebnisse sind nun als kostenfreies eBook erschienen.

Tatsächlich konnten AutorInnen wie Ann Leckie, Seanan McGuire, Greg Bear, David Brin und Robert J. Sawyer recht frei in den Laboren von Microsoft herumstöbern. Dort wird an Technologien geforscht, die wir wohl erst in den kommenden fünf bis zehn Jahren zu Gesicht bekommen. Entsprechend beschäftigen sich die nun kostenlos als „Future Visions: Original Science Fiction Stories Inspired by Microsoft“ erschienen Geschichten nicht unbedingt mit Windows 10 oder Outlook, sondern mit selbstlernenden Maschinen, virtueller Teleportation, neuronalen Netzen, und damit, welche Folgen diese Errungenschaften für unser Leben haben könnten.

Wer aber Storys befürchtet, die einhellig und positiv für die Firma aus Redmond werben, kann beruhigt sein. Stattdessen finden sich in dem 239 Seiten langen Buch recht düstere Erzählungen, die beispielsweise vom Live-Übersetzer von Skype und dessen Fehlern inspiriert sind. In „Hello, Hello“ treffen nämlich zwei Fraktionen aufeinander, die gänzlich verschiedene Sprachen sprechen. Jeder noch so kleine Übersetzungsfehler, jede Missverständlichkeit von Kontext und Taxonomie könnte einen Konflikt heraufbeschwören. In „The Tell“ hingegen nutzen ein Magier und ein Spion Crowdsourcing und maschinelle Vorhersagemodelle, um ungesehen in ein Casino in Las Vegas einzudringen. Und in „Skin In The Game“ treibt der Trend zur Selbstüberwachung und Selbstoptimierung bei einem begabten Musiker ebenso faszinierende wie verstörende Blüten. Sehr lesenswert!

Gänzlich neu ist Microsofts kreative Marketing-Idee nicht. Auch die US-Denkfabrik und Lobbygruppe Atlantic Council hat mit „War Stories from the Future“ schon eine Anthologie von Science-Fiction-Geschichten gesponsert. Nicht ohne Hintergedanken: Das Atlantic Council vereint vor allem militärische Führungspersönlichkeiten beiderseits des Atlantiks. So drehen sich die Geschichten von David Brin, Linda Nagata und Ken Liu allesamt um Krieg, Militär und Verteidigung. Das US-Forschungsinstitut Center for Science and the Imagination holte dagegen Autoren wie Gregory Benford, Elizabeth Bear und Bruce Sterling zusammen, um für die Kurzgeschichtensammlung „Hieroglyph“ optimistische Zukunftsvisionen für Wissenschaft und Gesellschaft zu entwerfen.

Aber auch sonst hat es in den USA Tradition, kreative Science-Fiction-Visionäre einzuspannen. So wurden etwa die legendären Autoren Robert Heinlein und Larry Niven von der US-Regierung als Berater für das Raketenabwehrsystem SDI angeheuert, auch zu Reden von Präsident Ronald Reagan trugen sie bei. Das sich geheimnisvoll gebende Virtual-Reality-Start-up Magic Leap hat 2014 wiederum den Autor Neal Stephenson als Chef-Futuristen eingekauft. Und Cory Doctorow verfasst im Auftrag von Disney und Tesco sogenannte „Design Fiction“, also kurze Erzählungen über futuristische aber realistische Unterhaltungs- und Bedienkonzepte.

„Future Visions: Original Science Fiction Stories Inspired by Microsoft“ ist als kostenloses eBook erschienen und kann bei Amazon, iTunes und Kobo heruntergeladen werden. 

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