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Mit zehn Fingern tippt ihr auch nicht schneller

von Michael Förtsch
Wer wirklich schnell tippen will, der muss das Zehnfingersystem beherrschen, oder? Stimmt nicht. Ein finnisches Forscherteam hat herausgefunden: Wer intuitiv ein eigenes Tipp-System entwickelt hat, kann genau schnell Worte auf den Bildschirm bringen wie die Profis.

Wer im Büro, als Student oder aus einem anderen Grund viel mit Text arbeitet, wird meistens irgendwann gefragt, ob er das Zehnfingersystem beherrsche. Dabei werden beiden Händen eine genau definierte Grundstellung und jedem der zehn Finger bestimmte Tasten auf der Tastatur zugeordnet. Damit soll ein besonders effektives und vor allem schnelles Schreiben möglich sein.

Ein Team von Forschern der finnischen Aalto-Universität hat nun in einer Studie den Tippstil und die Geschwindigkeit von 30 Personen unterschiedlichen Alters und Könnens getestet. Dabei wurden die Bewegungen von Händen und Fingern mit Infrarotkameras und einem Motion-Capture-System erfasst. Das Ergebnis: Die Zahl der Finger, mit denen man tippt, ist ziemlich egal. Es kommt darauf an, wie man sie nutzt.

„Wir waren überrascht zu sehen, dass Menschen, die das Zehnfingersystem beherrschen, im Schnitt genauso schnell tippen, wie die, die nie einen solchen Kurs belegt haben“, sagt Anna Maria Feit, Co-Autorin der Studie. Tatsächlich konnten die Forscher feststellen, dass nicht der Stil, sondern andere Faktoren die Geschwindigkeit beeinflussen.

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Langsame Schreiber lassen ihre Hände etwa unruhig umher schweben und verwenden viel Zeit für den Blick auf die Tastatur. Schnelle Schreiber hingegen haben gelernt, ihre Hände in intuitiv gewählten Standardpositionen zu halten. Dabei bleibt die linke Hand oft fixiert, wohingegen die rechte leicht horizontal hin und her gleitet. Wirklich bewegt werden aber nur die Finger, wobei jedem bestimmte Buchstaben zugeordnet sind. Damit kommen schnelle Tipp-Autodidakten mit fünf oder sechs Fingern durchaus auf 75 Worte pro Minute — so viele wie die Zehnfinger-Profitipper.

„Wenn man die Leute fragt, welche Finger sie benutzen, können sie das nicht beantworten“, sagt Studienleiter Daryl Weir. „Sie agieren ganz unbewusst.“ Die Forscher glauben, die jeweiligen Techniken reflektieren die tägliche Arbeit am Rechner und die Anforderungen von Programmen wie zum Beispiel Photoshop oder Spiele wie „StarCraft“ oder „World of Warcraft“. So konnten die Wissenschaftler viele verschiedene Klassen von autodidaktischen Systemen identifizieren.

Bei manchen nutzten die Schreibenden nur zwei Finger pro Hand, bei anderen sechs und manchmal agierten die Testpersonen mit nahezu allen Fingern, ganz ähnlich wie beim Zehnfingersystem. Allerdings können auch innerhalb der Klassen große Geschwindigkeitsunterschiede bestehen. Denn natürlich ist auch das Verinnerlichen der Positionen von Buchstaben, Ziffern und Sonderzeichen auf der Tastatur ein wichtiger Faktor.

Die finnischen Forscher hoffen mit den gewonnen Erkenntnissen, Eingabemethoden und User-Interfaces komplexer Programme zu verbessern. 

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