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Die kultivierte Alternative zur Deutschen Bahn soll per Crowdfunding Realität werden

von Dominik Schönleben
Die Bahn gilt für viele als großes Ärgernis ohne Alternativen. Auf der Strecke Berlin-Stuttgart soll das sich jetzt ändern: Mit Crowdfunding will das Startup Locomore die grüne und kultiviertere Alternative zur Deutschen Bahn werden.

Bahnfahren ist für Derek Ladewig, den Gründer von Locomore, mehr als nur eine Möglichkeit, sich fortzubewegen. Für ihn stehen Züge für Entspannung, und für die kultivierteste und ökologischste Art des Reisens. Genau hier setzt auch seine Alternative zur Deutschen Bahn an: Locomore will Bahnreisen wieder zum positiven Erlebnis machen.

„Wer ein bisschen flexibel ist, kann gerne mit uns fahren“, sagt Ladewig, der früher Geschäftsführer eines Verkehrsverbundes in Brandenburg war und später Bahn-Referent der Grünen im Bundestag. Denn ein Problem hat Locomore aus Sicht der Passagiere: Der Zug fährt nur einmal am Tag, hin und zurück, auf seiner einzigen Strecke Berlin-Stuttgart. Dafür aber mit Ökostrom und nicht mit Höchstgeschwindigkeit. Nicht nur dadurch wird das Reisen ökologischer.

Ladewig will die Bahn nicht verdrängen, hat sich sogar extra einen Fahrplan ausgesucht, der nicht mit den bisherigen Zügen der Deutschen Bahn konkurriert. „Wir wollen zusätzlichen Verkehr auf den Schienen — weil das per se sehr ökologisch ist. Dazu kommt, dass Zugfahren eine entspannte und sehr kultivierte Möglichkeit der Fortbewegung ist“, sagt Ladewig. Locomore will auch nicht mit nagelneuen ICE-Zügen an den Start gehen, sondern will lieber auf generalüberholte, gebrauchte Wagen setzen.

Locomore soll eben kein Ryanair oder easyJet für Züge werden. Deswegen sucht Ladewig auch nach einer Finanzierung über Crowdfunding auf Startnext — leider glauben an seinen gemächlichen Old-School-Ansatz vom Zugreisen nur die wenigsten Banken und Finanziers. Stattdessen sollen die potentiellen Kunden jetzt darüber entscheiden, ob es Locomore wirklich geben soll. Ladewig sieht die Kampagne als Test dafür, ob sein Angebot überhaupt Erfolg haben kann: „Wir wollten uns nicht verbiegen, nur um an Geld zu kommen“, sagt er. Im September 2016 wird Locomore an den Start gehen — wenn es mit dem Crowdfunding klappt.

Neben mehr Tischen als bei der Bahn, kostenlosem WLAN und Service am Platz soll es bei Locomore „Social Seating“ geben. Anstatt einfach nur einen Sitzplatz zu reservieren, kann man dann mit ähnlich gesinnten im selben Abteil sitzen. Anhand der Profile der Mitreisenden können andere Fahrgäste entscheiden, ob sie neben ihnen sitzen möchten. Das sei natürlich kein muss, sagt Ladewig. Niemand würde dazu gezwungen werden ein Profil zu hinterlegen. Ladewig träumt von einem Abteil für Fußball-Fans, einem für Brettspieler oder einfach nur von spannenden Gesprächen. Er möchte mit Locomore das gepflegte Reisegespräch mit Fremden wieder salonfähig machen.

Drei Jahre arbeitet Ladewig schon an seiner Bahn-Alternative. Denn nur alle fünf Jahre vergibt die DB Netz AG Fahrpläne. Sein Konzept so abzustimmen, dass er nicht mit der „großen Bahn“ wie er sie nennt konkurriert, sondern einen zusätzlichen Zug aufs Gleis bringt, war nicht einfach. Denn im Zweifelsfall bekommt derjenige, der schon länger fährt oder mehr zahlt, den Zuspruch für eine Verbindung.

„Die Fernbusse haben durch den Preis der Bahn viele Kunden weggenommen. Da sehen wir ganz klar einen Bedarf für preisgünstigeres Reisen“, sagt Ladewig. Locomore sei für ihn der Versuch, diejenigen anzusprechen, die derzeit Bus fahren, aber eigentlich lieber Bahn fahren würden — was ihnen aber zu teuer ist. Trotz dieses Preiskampfes will er keine Abstriche beim Service oder der Nachhaltigkeit machen. Beides gehört für ihn alles zu seiner romantischen Vision des Bahnfahrens, bei der es um mehr als die bloße Fortbewegung geht.

Die Fundingschwelle von 240.000 Euro hat das Projekt auf Startnext bereits erreicht. Zumindest die Strecke von Berlin nach Stuttgart wird also wie geplant bis September 2016 umgesetzt werden. Die Crowdfunding-Kampagne läuft noch bis zum 29. Januar. Ab 500 Euro kann man sogar als Investor mit einsteigen. 

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