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Das TOR Project will unabhängig von Regierungsgeldern werden

von Michael Förtsch
Anfang dieser Woche lief der Dokumentarfilm „Citizenfour“ in der ARD. Wie die Filmemacherin Laura Poitras nun sagt, wäre dieser ohne das Anonymisierungsnetzwerk TOR wohl nicht möglich gewesen. Daher bittet sie, für die Macher des Projektes zu spenden.

Das TOR-Netzwerk basiert auf der Idee des sogenannten Onion-Routing. Statt dass sich ein Nutzer via Internet direkt mit einer Website verbindet, wird der Datenstrom durch TOR verschlüsselt und über in der ganzen Welt verteilte Proxy-Server geschleust. Dadurch wird die IP-Adresse des Nutzers verschleiert.

Finanziert wird die Betreuung und Weiterentwicklung von TOR vor allem durch Zuwendungen von Universitäten und auch der US-Regierung. Bis zu 90 Prozent der Einnahmen kommen aus diesen Quellen. Jetzt möchte die Non-Profit-Organisation TOR Project, die das Netzwerk betreut, weniger abhängig von Regierungsgeldern werden und bittet in seiner aktuellen Finanzierungsrunde verstärkt um private Spenden. Zuvor war bekannt geworden, dass das FBI IT-Experten der Universität Carnegie Mellon bezahlt haben soll, um TOR-Nutzer zu enttarnen.

Eine große Fürsprecherin von TOR ist dabei die „Citzenfour“-Filmemacherin Laura Poitras. Wie sie im Blog des TOR Project erklärt, wäre es „Edward Snowden ohne TOR und andere freie Verschlüsselungssoftware nicht möglich gewesen, mich zu kontaktieren.“ Das Anonymisierungsnetz sei essentiell, um Quellen zu schützen. Dabei habe auch sie durchaus einen Lernprozess durchgemacht, der die Art, wie sie kommuniziert und das Netz nutzt, veränderte. „Vor Snowden wusste ich, dass ich als Journalistin vorsichtig sein muss, aber ich wusste nicht, wie ich mich schützen kann“, sagt Poitras. „Es gibt so viele Gründe, unsere Privatsphäre zu sichern und nicht offenbaren zu wollen, was wir online tun.“

TOR, sagt die Dokumentarfilmerin, sei ein wichtiges Werkzeug der freien Meinungsäußerung. Daher solle man TOR nutzen und unterstützen. Mit den Spendengeldern soll nicht nur eine Weiterentwicklung von TOR finanziert werden. Gleichsam will die Non-Profit-Organisation auch Unterricht und Lehrgänge rund um das Thema Privatsphäre anbieten. Ebenso sollen die sogenannten Hidden Services ausgebaut werden — also die „versteckten Dienste“, mit denen Nutzer nur via TOR zugängliche Websites einrichten können. Dazu gehören berüchtigte Seiten wie der inzwischen geschlossene Drogenversand Silk Road, aber auch Regierungskritiker und Demonstranten in Unterdrückungsregimen oder WikiLeaks nutzen die Hidden Services. Ihnen dienen sie etwa als Basis für Foren und Chats, in denen sie sich ungesehen organisieren, besprechen oder Dateien tauschen können.

Zu den aktuellen Sponsoren von TOR gehören in diesem Jahr unter anderem schon das US-Außenministerium, Reddit, Radio Free Asia, die National Science Foundation, das Auswärtige Amt der Bundesrepublik sowie rund 4300 Privatleute. 

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