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Ein Künstler druckt aus, was der IS zerstört hat

von Max Biederbeck
Mutige Forscher wagen sich im Geheimen nach Syrien. Sie scannen unter Lebensgefahr Artefakte und Kulturgüter, bevor der sogenannte Islamische Staat sie zerstört. Mit dem Datenmaterial kann die Erinnerung erhalten werden — und neu ausgedruckt.

Die Fernsehbilder sind unvergessen: IS-Leute zertrümmern alte Büsten mit dem Vorschlaghammer, IS-Leute sprengen alte Kulturstätten in die Luft, IS-Leute verbrennen Bücher. Das Nineveh Museum in Mosul etwa haben die Islamisten auf diese Weise völlig verwüstet. Dennoch sind sie gescheitert. Sie wollten die in ihren Augen unreligiöse Kultur zerstören und vergessen machen, haben es aber nicht geschafft.

Denn jeder, der Zugang zu einem 3D-Drucker hat kann die Büsten und Denkmäler nun neu ausdrucken, weil es Menschen gibt, die die Kulturgüter vorher gerettet haben. So hat etwa der iranische Künstler Morehshin Allahyari das vergangene Jahr damit verbracht, gescanntes Material von mittlerweile zerstörten Statuen in digitale 3D-Objekte zu verwandeln. In der vergangenen Woche hat er seine Sammlung „Material Speculation“ in Toronto präsentiert. „Ich denke, je mehr Leute Zugang zu diesen Informationen haben, desto weniger wird die Geschichte vergessen“, sagte er Motherboard.

Allahyari ist Teil einer Bewegung, die vor allem in amerikanischen Medien als „Digital Monuments Men“ bezeichnet wird. Dahinter steht ein riesiges Netzwerk aus Aktivisten, Unternehmen und Museen, die gegen die Zerstörung kämpfen, etwa unter dem Banner der Non-Profit-Organisation CyArk.

Binnen fünf Jahren will diese 500 Kulturstätten abscannen und als 3D-Modell ins Netz stellen. Bei leicht zugänglichen Zielen wie dem Brandenburger Tor oder dem antiken Korinth in Griechenland hat das schon geklappt. Schwieriger wird es in Krisengebieten, zerfallenden Staaten und Autokratien.

Doch was getan wird, reicht noch nicht. Neben der Zerstörung von Kulturstätten durch Luftangriffe und Bodengefechte, spielt vor allem Plünderung eine große Rolle. Konkrete Zahlen kennt keiner, der Schwarzmarkt für Artefakte ist ähnlich undurchsichtig wie das Geschäft mit illegalen Waffen und Drogen. Als sicher gilt: Der IS handelt mit erbeutetem Kulturgut. Es ist für die islamistischen Kämpfer nach dem Erdöl eine der wichtigsten Einnahmequellen.

Wenn es nach dem Willen der „Digital Monuments Men“ geht, werden die Spuren der Vergangenheit bald nicht mehr verwischt. Die Aktivisten sind bewaffnet mit Notizblöcken, Kameras und Smartphones. Sie dokumentieren alles, was noch da ist. Allein der Besitz dieser einfachen Werkzeuge kann sie das Leben kosten.

Hier geht's zur WIRED-Geschichte über die neuen Gralshüter. 

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