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Sechster Sinn: Mit dieser künstlichen Haut können Menschen Magnetfelder fühlen

von Moritz Geier
Wissenschaftler haben einen Sensor entwickelt, der so dünn und flexibel ist, dass Menschen ihn problemlos auf der Haut tragen können — und der es möglich machen soll, Magnetfelder zu erfühlen. Viele Tiere nutzen diesen „sechsten Sinn“ zur räumlichen Orientierung, doch was kann der Mensch damit anfangen?

Tote wahrnehmen: Das war die Vision eines sechsten Sinnes, die Hollywood im Spielfilm „The Sixth Sense“ entwarf. Ein Forscherteam um Denys Makarov vom Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung in Dresden (IWF) hat nun eine Möglichkeit gefunden, Menschen tatsächlich um eine sechste Sinneswahrnehmung zu bereichern, wenn auch eine ganze andere als im Kino: den Magnetsinn.

Die Sensoren sind so leicht, dass sie auf einer Seifenblase schweben.

Die Forscher entwickelten dazu eine künstliche elektronische Haut mit einem Magnetsensor, die es dem Träger ermöglicht, statische und dynamische Magnetfelder wahrzunehmen. Die neuen Sensoren sind dabei so flexibel, biegsam und widerstandsfähig, dass sie ohne Probleme auf der Handfläche getragen werden können. Als Unterlage dient eine extrem dünne Polymerschicht. Die Sensoren selbst sind weniger als zwei Mikrometer dünn und so leicht, dass sie auf einer Seifenblase schweben. 

Als Magnetsinn bezeichnet man die Orientierung am Magnetfeld der Erde, der sogennanten Magnetosphäre. „Im Gegensatz zu Tieren sind Menschen nicht von Natur aus fähig, magnetische Felder wahrzunehmen. Eine elektronische Haut kann diese Lücke schließen“, schreiben die Forscher. Vor allem Insekten, aber auch manche Wirbeltiere wie Vögel und Haie nutzen den Magnetsinn zur räumlichen Orientierung und Navigation.

Hunde benutzen den Magnetsinn beim Urinieren.

Im letzten Jahr fand ein Forscherteam um den Zoologen Hynek Burda von der Universität Duisburg-Essen heraus, dass auch Hunde eine Magnetwahrnehmung besitzen. Wenn sie beim Urinieren ihr Bein heben, dann positionieren sie sich immer in Nord-Süd-Richtung. Bis auf diese Tatsache und einige Erkenntnisse aus der Zugvogel-Forschung bleibt der Magnetsinn bei Tieren aber zum größten Teil unverstanden.

Inwiefern kann also der Mensch von einer Magnetfeldwahrnehmung profitieren? In ihrem Artikel bleiben die Forscher vage, wenn es um Anwendungsmöglichkeiten für ihre Erfindung geht. Von einer berührungslosen Interaktion zwischen Mensch und Maschinen ist die Rede — mit der elektronischen Haut könnten etwa Entfernungen festgestellt werden. „Die Erfindung eröffnet ein großes Anwendungsfeld für Bewegungssensoren bei Soft-Robotern oder bei funktionellen medizinischen Implantaten”, schreibt Michael Melzer, Doktorand und Teil des Forschungsteams. Konkreter werden er und seine Kollegen nicht.

Die Forscher haben ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht. 

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