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KI-Spielzeug: So geht es weiter mit der smarten Rennbahn Anki Overdrive

von Dominik Schönleben
Die smarte Rennbahn Anki Overdrive entwickelt sich weiter. Im Oktober sollen Supertrucks das Spiel wieder spannend machen. Doch Chefentwickler Tommy Liu denkt schon weiter: Mit WIRED sprach er über KI-unterstütztes Spielzeug.

Anki Overdrive hat sich nicht nur zum Killer der Carrera-Bahn entwickelt, sondern konnte auch sonst ein ziemlich erfolgreiches Jahr verbuchen. Zum Weihnachtsgeschäft im Dezember 2015 war die smarte Rennbahn laut Zahlen des Marktforschungsinstituts NPD das zweitbeliebteste Spielzeug Deutschlands. Nach eigener Aussage kann Anki außerdem über drei Millionen App-Downloads verbuchen.

Statt detailgetreuer Nachbildung bekannter Rennwagen und Fahrzeugmarken ist Anki eher spielerisch, eine Mischung aus Super Mario Kart und klassischer Autorennbahn – bei der die Spielzeugautos mit dem Smartphone gesteuert werden. Um dieses Konzept weiter auszubauen, arbeitet das Unternehmen jetzt an einem Update: Supertrucks.

Die zwei neuen Fahrzeuge sollen am 3. Oktober auf den Markt kommen. Und mit ihnen ein zusätzlicher Spielmodus, sagt Tommy Liu, hauptverantwortlich für Robotik und Künstliche Intelligenz bei Anki: „Durch ein Software-Update können wir einfach das komplette Spiel verändern.“ Im neuen Takeover-Modus müssen Spieler dann die autonomen Trucks erst mit dem eigenen Auto abschießen, um dann die Kontrolle übernehmen zu können.

Erst wenn man den Truck steuert, kann man dann Punkte sammeln, indem man andere Spieler entweder per virtueller Ramme von der Fahrbahn kickt oder sie mit einem Haken hinter sich her schleift. Nach und nach lädt sich während dem Fahren außerdem der „Rage“-Mode auf, aktiviert man ihn, beschleunigt der Truck automatisch auf Höchstgeschwindigkeit und wird für 15 Sekunden unverwundbar.

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Doch Anki denkt schon über Autos hinaus: Auch andere Spielzeuge könnte man mit smarten Sensoren aufwerten, glaubt Chefentwickler Liu, der zuvor Robotik-Ingenieur bei Google war und dort an autonomen Fahrzeuge mitgearbeitet hat. Sein Traum: Der Laser Ranged Sensor der ersten Google-Car-Generation wird irgendwann so billig, dass man ihn auch für Spielzeug einsetzen kann.

Im WIRED-Interview erklärt Tommy Liu, wie die Künstliche Intelligenz der Anki-Cars funktioniert und welches Potential für ihn noch in smartem Spielzeug steckt.

WIRED: Warum habt ihr euch für Trucks entschieden?
Tommy Liu: Wir haben Rückmeldung von unseren Nutzern bekommen, dass sie mehr Fahrzeuge wollen. Nicht nur Autos, die anders aussehen, sondern Fahrzeuge, die sich anders anfühlen und fahren. Und die Nutzer wollten mehr Spielmöglichkeiten, deshalb der Takeover-Modus.

WIRED: Woher wissen die Autos, wo sie sich befinden?
Liu: An der Unterseite des Autos ist eine Infrarot LED-Lampe, die nach unten leuchtet. Und unter der schwarzen Oberfläche der Fahrbahn ist eine Schicht, die Infrarotlicht reflektiert. Wenn man die Bahnen in die Sonne hält, dann kann man diese barcodeartige Schicht sehen. Die Kamera liest diese Barcodes aus und sendet die Information ans Smartphone. So findet das Auto heraus, wo auf der Bahn es sich befindet, indem es ein Model der realen Welt bildet.

WIRED: Und was macht die Künstliche Intelligenz hinter Anki mit diesen Informationen?
Liu: Jedes der Autos sucht anhand von Regeln, anhand einer Kostenfunktion den optimalen Pfad. Da unser Spiel in Echtzeit stattfindet, muss das Auto fähig sein, in Sekundenbruchteilen eine halbwegs vernünftige Entscheidung zu treffen. Die Künstliche Intelligenz versucht vorherzusehen, wie die Welt sich verändern könnte, je nachdem welche Aktion sie ausführt, und wählt dann die beste Option.

WIRED: Die eigentliche KI steckt also in der App?
Liu: Man muss sich die Autos wie einen extrem feinen, mobilen Sensor vorstellen und all die komplexen Berechnungen werden vom Telefon durchgeführt. In ihm plant die Künstliche Intelligenz alle zukünftigen Zustände voraus. In einer Sekunde berechnet das Telefon tausende von unterschiedlichen möglichen Zuständen. Wir verwenden hier einen Robotoik und KI-Algorithmus, den so kein anderes Spielzeug verwendet. Es ist einfach ein sehr neues Forschungsfeld.

WIRED: Also gibt es noch viel Potenzial für KI-gesteuertes Spielzeug?
Liu: Absolut. Und hier liegt auch Ankis Vision. Wir wollen diese Algorithmen aus den Forschungslabors in die Leben der Menschen bringen. Zu einem Preis, den sich die durchschnittliche Bevölkerung leisten kann.

WIRED: Anki arbeitet also nicht nur an Rennbahnen?
Liu: Mehr als das, wir wollen mehr Spiele mit Robotik machen. Unser Konzept ist anpassungsfähig, aber nicht nur für andere Spiele, sondern auch darüber hinaus. Es geht darum ein Umfeld zu Scannen und ein Modell der Wirklichkeit zu erschaffen. Und dann ziehen wir rationale Schlüsse über die Welt, um Entscheidungen zu treffen. Ist eine Entscheidung gefallen, senden wir ein Kommando an die Robotik, um die Welt zu verändern. Dieses Konzept wäre auf eine große Zahl Spiele übertragbar.

Mehr über die Entwicklung von Anki Overdrive lest ihr hier

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