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Johnny Haeusler kann zu einem Facebook „Dislike"-Button nur sagen: Dislike!

von Johnny Haeusler
Zur Bekundung von Mitgefühl möchte Mark Zuckerberg den angekündigten DISLIKE-Button auf Facebook verstanden wissen. Und tatsächlich wäre ein Empathie-Knopf bei vielen Posts angebrachter als das LIKE. Traurige Nachrichten beispielsweise unterstützt man ja nicht mit einem Klick auf „Gefällt mir“, und für teilnahmsvolle Kommentare finden viele Menschen manchmal nicht die richtigen Worte. Die kleine virtuelle Berührung an der Schulter, ein digitales „Ich stehe dir in Gedanken bei“ könnte also eine sinnvolle Ergänzung der Facebook-Funktionalitäten sein.

Sollte die Mutter aller Sozialen Netzwerke jedoch wirklich einen Daumen runter zusätzlich zur Wahl stellen, könnte das in Anbetracht der Facebook-Nutzerzahlen die digitale Welt, wie wir sie kennen, für immer verändern. Und zwar zum negativen.

Das Schöne am viel kritisierten LIKE war und ist nämlich die Konzentration auf seine positive Verstärkung. Wer etwas zu meckern hatte an einem Posting, der konnte den Post nur ignorieren oder musste sich wenigstens die Mühe eines kritischen Kommentars machen. Und selbst, wenn dies vielerorts in Getrolle mündete, konnten mehr LIKEs dem entgegenstehen. 

Die ursprüngliche Idee des LIKE-Buttons, sich eben auf unterstützenswerte Gedanken, tolle Links oder interessante Hinweise zu konzentrieren, würde mit einem DISLIKE an seiner Seite entwaffnet werden und LIKE/DISLIKE-Klick-Kriege wären die Folge. So, wie man als Unternehmen schmutzigerweise LIKEs kaufen kann, würden unter Garantie auch ganze Heerscharen in Klickfabriken bereistehen, um die Konkurrenz mit vielen Down-Klicks gegen Geld zu diskreditieren, und bezogen auf die aktuellen Debatten rund um rechtsextreme Hassbotschaften will man sich lieber nicht ausmalen, wohin die Einführung eines „Gefällt mir nicht!!!1!!!elf!!!!“-Buttons führen könnte.

Die Urprungsidee von Facebook, sich zunächst auf das Gute zu konzentrieren und seinen Nutzerinnen und Nutzern die einfache Möglichgkeit für Unterstützung, Dank und Support anstelle von Missbilligung zu geben — sie wäre gescheitert. 

Facebook würde vor dem Bösen in der Welt kapitulieren, vor einer der Grundeigenschaften und Kernideen des Portals, vor sich selbst sogar, vor allem aber vor denjenigen Nutzerinnen und Nutzern, die sich nur dann besser fühlen, wenn sie etwas oder jemanden schlecht finden. 

Das größte soziale Experiment der Welt wäre mit einem DISLIKE-Button … nun ja, vielleicht nicht „gescheitert“, wenn man sich mit dem neuen Feature tatsächlich an den Wünschen der Nutzerinnen und Nutzer orientiert. Aber es würde zumindest ein vorläufiges Ergebnis präsentieren, das mir (sollte der Button so kommen, wie vermutet) nicht gefällt: DISLIKE. 

Mehr von Johnny Haeusler könnt ihr in seiner Kolumne „Digital ist besser“ lesen. Zuletzt schrieb er über den Stimmungswandel gegenüber Flüchtlingen im Social Web.  

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