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Digital ist besser / Man kann online auch zu wenig von sich preisgeben

von GQ
Datenschützer raten uns, im Netz möglichst sparsam mit persönlichen Informationen zu sein. Doch es gibt Fälle, in denen Verschlossenheit einem mehr schadet als Selbstentblößung, kommentiert Johnny Haeusler.

Ein vielgehörter Ratschlag im Zusammenhang mit Social Media lautet: „Pass auf, dass du online nicht zuviel von dir preisgibst! Wenn du mal einen Job suchst und der Personalchef peinliche Fotos oder ihm nicht passende politische Äußerungen von dir findet, dann könnte das negativen Einfluss auf deine Bewerbung haben.“

Ich bin zwar glücklicherweise kein Personalchef, aber ich habe trotzdem immer mal wieder mit Bewerbungen für Jobs zu tun. Diese haben in den meisten Fällen direkt oder indirekt etwas mit digitalen Medien zu tun, so dass man meine Erfahrungen sicher nicht verallgemeinern kann. Aber ich stelle fest, dass sich viele Menschen an den oben erwähnten Ratschlag zu halten scheinen. Kaum jemand, dessen Bewerbung ich auf dem Tisch hatte gibt online zu viel von sich preis. Das Problem ist eher: Die Meisten tun es zu wenig.

Ich gehe davon aus, dass jeder Personaler nach dem Lesen der Standard-Bewerbung den Namen der sich bewerbenden Person auch mal bei Google eingibt. Zum Beispiel, um bisherige Arbeiten oder Projekte genauer zu recherchieren, wenn es sich etwa um einen Freiberuflers handelt. Oder um nachzuschauen, wie aktiv und vernetzt eine Person ist, die sich um einen Posten in den Bereichen „Online-Kommunikation“ oder „Social Media“ bewirbt. Bei überraschend vielen Personen auf Jobsuche findet man dabei so gut wie gar nichts. Es ist erstaunlich, wie schlecht viele freiberufliche Projekte online dokumentiert sind und wie wenig sich Freiberufler um die Pflege ihrer eigenen Website kümmern — falls diese überhaupt existiert. Es ist ebenso beeindruckend, wie viele Menschen im persönlichen Gespräch dann mit Stolz davon berichten, dass es kaum Infos über sie im Netz zu finden gibt.

Im privaten Bereich kann ich das nachvollziehen. Ich verstehe, dass nicht jede Person ein ausführliches Profil auf allen Social-Media-Kanälen haben möchte. Ich halte das nicht mal für nötig. Eine halbwegs aktuelle Online-Dokumentation der eigenen beruflichen Vita mit möglichst vielen weiterführenden Links ist jedoch bei bestimmten Berufsgruppen (und noch einmal mehr bei Freiberuflern) derart unerlässlich, dass ich mir wünschen würde, meine Kinder würden das Anlegen und Pflegen eines beruflichen oder interessengesteuerten Blogs schon in der Schule lernen.

Das aktive Pflegen der Online-Selbstdarstellung hilft dabei nicht nur beim Bewerben. Eine Chronik des eigenen Schaffens kann einfach generell ganz nützlich sein. Außerdem verhindert sie das, was ich „passiven Identitätsklau“ nenne: wenn man zu einem Namensvetter mehr Info findet als zu der wirklich gesuchten Person, was zu bösen Verwechslungen führen kann, im schlechtesten Fall sogar zu unberechtigten Absagen.

Mein Rat für alle, die sich auf Jobsuche befinden, lautet daher : „Pass auf, dass du online genug von dir preisgibst! Wenn du mal einen Job suchst und der Personalchef gar nichts von dir findet, könnte das negativen Einfluss auf deine Bewerbung haben.“ 

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