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Digital ist besser / Wie sollen wir dem Hass im Internet bloß entgegentreten?

von Johnny Haeusler
Der Hunger in der Dritten Welt hat keine Relevanz, wichtig sind uns Petitionen gegen Markus Lanz“, sang einmal Adam Angst im Lied „Splitter von Granaten“. Wie wahr das ist, erlebte Til Schweiger am Wochenende auf seiner Facebook-Seite. Dort hatte er auf eine Hamburger Hilfsaktion für Flüchlinge hingewiesen und um Unterstützung der Aktion gebeten. Und damit unter einigen seiner Fans einen Sturm der Entrüstung ausgelöst, der von Vorwürfen bis zur Bedrohung reicht und inzwischen fast auch jeden erdenklichen rassistischen Hass beinhaltet.

Nochmal: Ein prominenter Schauspieler wirbt für Empathie für Bedürftige und muss sich dafür beschimpfen, beleidigen und bedrohen lassen. Er muss derart viele rasssistische und rechtsextreme Kommentare auf seiner Seite ertragen, dass er mit Lösch- und Meldeversuchen gar nicht mehr hinterherkommen kann.
Was ist hier eigentlich los in diesem Land? Was zum Teufel stimmt nicht mit diesen Leuten?

„Wehret den Anfängen!“, floskelte die Kanzlerin im Gespräch mit LeFloid, als dieser sie auf den NSU-Skandal und den anhaltenden Rechtsruck in Deutschland ansprach — und ließ offen, was sie dafür genau vorschlägt. Doch wenn das was bei Facebook meist unter Klarnamen geschrieben wird, nur der Anfang sein soll, dann möchte man sich lieber nicht vorstellen, wie es weitergeht.

Oh Mann- ich habs befürchtet!! Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack! Mir wird schlecht!!!

Till Schweigers Reaktion auf Hass-Kommentare


Til Schweiger reagierte auf die Hass-Kommentare, wie nicht viele Schauspieler oder Prominente es tun würden. Er machte die sehr klare Ansage: Oh Mann- ich habs befürchtet!! Ihr seid zum Kotzen! Wirklich! Verpisst Euch von meiner Seite, empathieloses Pack! Mir wird schlecht!!!

Klar, Deeskalation klingt anders. Und hat auch ein paar Ausrufezeichen weniger. Aber eine deutliche Haltung kann eben nicht immer deeskalierend wirken. Vor allem dann nicht, wenn man Aggressoren gegenüber steht. Schweiger bekam, neben Applaus, was er befürchtete: Noch mehr Hass, noch mehr Rassismus, noch mehr Beleidigungen und Drohungen.

Es ist zum Heulen manchmal. In all den Kämpfen, die auf diese Weise und in diesem Ton längst nicht nur online geführt werden, kann niemand gewinnen, sondern wir werden alle nur verlieren. Unsere Würde, unseren Großmut, unsere Empathie und unsere Hoffnung auf gesellschaftlichen Fortschritt. Unsere Menschlichkeit. All die Möglichkeiten, die wir mit dem Internet hätten haben können, werden verloren sein.

Ich bin leider etwas ratlos, wie man dieser Entwicklung begegnen sollte, wie man sie stoppen kann. Hinnehmen kann und will ich sie nicht — aufgeben gilt nicht. Denn sonst heißt es am Ende tatsächlich: Haters gonna win.  

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