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Digital ist besser / Das Internet der Dinge wird nur noch aus Updates bestehen

von Johnny Haeusler
In der rechten oberen Ecke meines MacBooks tauchen beinahe täglich Hinweise für System- oder Programm-Updates auf. Weil das oft genau dann passiert, wenn ich gerade konzentriert arbeite, versuche ich, die Hinweise wenigstens eine Zeit lang zu ignorieren und auszublenden. Meistens erfolglos.

Wir kennen das ja: Als wirklich erledigt empfinden wir solche Nachrichten unserer Rechner erst dann, wenn wir die neuen Programmversionen tatsächlich installiert haben. Wir sind ordentliche Menschen und außerdem Geeks, ein seit mehreren Minuten veraltetes Betriebssystem können wir kaum ertragen. Und meinen Text kann ich ja auch nacher weiterschreiben, nach dem Download des Updates, nach der Installation, nach dem Neustart des Rechners. Also in einer Viertelstunde. Vielleicht.

Auf dem Smartphone sieht es nicht anders aus. Je nach mobilem Betriebssystem weisen rot umkreiste Ziffern oder Icons am oberen Bildschirmrand auf neueste, vielleicht sogar sicherheitsrelevante Versionen unserer Apps hin, die auf Installation beharren. Handelt es sich dabei um ein Betriebssystem-Update, kann sich dieses Prozedere einige Zeit hinziehen.

Langweilig werden muss einem dabei natürlich nicht. Wie wäre es zwischendurch mit einem Videogame? Einfach mal wieder die Playstation anschalten und… „Eine neue Version der Systemsoftware wurde gefunden.“ Xbox? „A system update is required.“ WiiU? „Downloading data for update“.

 

Neulich las ich von jemandem, der mit seinem Auto vor einem dringenden Termin erst einmal am Straßenrand parken musste, weil der Bordcomputer vor der Weiternutzung des Navigationssystems auf einem Update bestand — schlechte Zeiten für die Nutzer von Fluchtautos. Der Mann hätte während der Wartezeit vielleicht ein paar Fotos von der Umgebung machen können, doch seine digitale Kamera verlangte vorher die neueste Systemsoftware, die er über seinen Laptop installieren könne — vorausgesetzt dieser habe die neueste Version des dafür nötigen Betriebssystems.

Wir dürfen uns darauf einstellen, ein Drittel unserer Lebenszeit mit Updates zu verbringen.

Mit der Ankunft des seit etwa einem Jahrzehnt angekündigten „Internet der Dinge“ dürfen wir uns darauf gefasst machen, ein gefühltes Drittel unserer Lebenszeit mit der Installation von Updates zu verbringen. Der Kühlschrank fällt dann zwar für eine Weile aus, die Heizung senkt die Temperatur für ein Stündchen und das Licht lässt sich erst in einigen Minuten wieder anschalten — aber hey, dafür sind wir immer auf dem neusten Stand der Internet-Dinge.

Ob uns das wirklich voranbringen wird, kann ich noch nicht einschätzen. Ich plane aber vorsichtshalber die Anschaffung eines größeren Vorrats an Kerzen und den Kauf eines Billardtischs. Falls mir langweilig wird.

In der letzten Folge von „Digital ist besser“ reagiert Johnny Haeusler auf die Kritik an seiner Aussage: „Verlage, stampft eure Websites ein!“ 

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