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Indien schafft es mit Preisdumping bis zum Mars – aber nicht weiter

von Max Biederbeck
Es ist die preisgünstigste Mars-Mission der Geschichte und sie bricht alle Rekorde. In dieser Woche ist Indiens erste eigene Sonde in den Orbit des roten Planeten eingeschwenkt.

Indiens Raumprogramm ist das erste aus ganz Asien, das es zum Mars schafft, noch vor China. Das erste der Welt, das den roten Riesen beim ersten Versuch erreichte. Am Eindrucksvollsten ist aber: Das Projekt Mangalyaan (Hindu für „Mars-Fahrzeug“) kostete nur 74 Millionen Dollar, rund 57 Millionen Euro. Das ist weniger als so manche Luxusyacht – und weniger als  der Hollywood-Film „Gravity“, wie Indiens Premierminister Narendra Modi jüngst prahlte. Wie preiswert die Mission wirklich ist, zeigt vor allem der Vergleich. Sie braucht nur rund elf Prozent des Budgets, das der Nasa für ihr Marsraumschiff Maven zur Verfügung stand.

Aber wie kann ein Weltraumprojekt so billig sein? Die Antwort lautet: Sparen an allen Ecken und Enden und made in India. Die 1337 Kilogramm schwere indische Mars Orbiter Mission (MOM) ist technologisch wesentlich einfacher als ihr Konkurrent aus den USA. Die indische Weltraumbehörde ISRO verlässt sich auf ein Sonden-Design, das schon bei älteren Missionen zum Einsatz kam. Sie musste nur noch für den Mars angepasst werden.

Das Gewicht der Sonde hielten die Raumforscher mit 15 Kilogramm sehr gering. Nur sechs wissenschaftliche Geräte befinden sich an Bord: ein Methan-Sensor, ein Photometer, ein Massen- und ein Thermal-Spektrometer sowie eine Farbkamera. „Es ging bei der Mission der Inder nicht darum, einen großen wissenschaftlichen Mehrwert zu liefern. Man wollte nur einfach den Mars erreichen“, erklärt Ralf Jaumann, Professor für Planetologie beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Deshalb sei das Projekt von Anfang an günstiger gewesen. Missionen von Europäern haben normalerweise bis zu 100 Kilogramm Equipment an Bord.

Auch die Rakete, mit der die Sonde startete, war kleiner als gewöhnlich. Erst im Erdorbit nahm das Raumschiff genug Schwung, um sich auf den Weg zum Mars machen zu können. Am meisten gespart hat ISRO aber am Personal. „Das Teuerste an Raummissionen sind die zahllosen Wissenschaftler und Labore, die über Jahre hinweg weiterforschen“, sagt Jaumann. Indische Ingenieure und Entwickler verdienten nur halb so viel wie ihre Kollegen aus Europa oder den USA. Die Personalkosten für die aufwendige Forschung nach der eigentlichen Mission fielen weg.

Abgesehen von den elektronischen Teilen wurden schließlich alle Komponenten der Mission günstig in Indien entworfen und hergestellt. Die meisten davon kommen von Hindustan Aeronautics, einem der wichtigsten Luft- und Raumfahrtunternehmen des Landes. Die Firma beliefert schon lange und günstig Raumprojekte der indischen Regierung – und die hatte schon immer ein kleines Budget.

Über Jahre hinweg arbeitete ISRO unter internationaler Isolation. Die meisten Länder verweigerten die Zusammenarbeit, nachdem Indien in den 1970er Jahren international geächtete Atom-Tests durchführte.

„Unser Erfolg auf dem Mars ist ein entscheidende Möglichkeit, unser technologisches Low-Cost-Know-how zu zeigen. Etwas, das wir wirklich gut können“, erläuterte C. Uday Bhaskar gegenüber der New York Times. Er ist Analyst bei der Society for Policy Studies in Neu Delhi. Indien habe vergleichsweise wenig für sein Raumprogramm bezahlt und es trotzdem geschafft.

Die Zahlen und der Erfolg der Mission bestätigen das: Das Land gibt 1,2 Milliarden Euro im Jahr für die Erforschung des Weltraums aus. Die Nasa hat ein Budget von 17,5 Milliarden. Zum Mars gekommen sind beide. Die Forschungsergebnisse der indischen Mission werden zeigen, ob es ISRO wirklich nur darum ging. 

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