Hinweis zu Affiliate-Links: Alle Produkte werden von der Redaktion unabhängig ausgewählt. Im Falle eines Kaufs des Produkts nach Klick auf den Link erhalten wir ggf. eine Provision.

Der mexikanische Drogenhandel geht in die Luft: Drohne mit 3 Kilogramm Crystal Meth abgestürzt

von Sonja Peteranderl
Katapulte, die Marijuana-Pakete über die Grenze schleudern, geheime Tunnel, U-Boote, Migranten als „Mulis“: Beim Drogenschmuggel sind Kriminelle erfindungsreich — inzwischen entwickeln Dealer und Kartelle eigene Drohnen.

Ein anonymer Tippgeber hatte die Polizisten der mexikanischen Grenzstadt Tijuana am Dienstag auf den ungewöhnlichen Drogenschmuggler aufmerksam gemacht — eine schwarze Drohne, die in der Nähe des Grenzübergangs in die USA, nach San Diego abgestürzt war. Die Ladung: sechs in Plastik eingeschweisste Pakete voller Crystal Meth, Behördenangaben zufolge insgesamt etwa drei Kilogramm. Das Übergewicht habe die Drohne zum Absturz gebracht, vermutet die Polizei.

Dealer und Kartelle experimentieren zunehmend mit den Hightech-Fluggeräten, um Ladungen über die US-mexikanische Grenze zu schmuggeln: „Angesichts der konstanten Funde und Beschlagnahmungen von Drogen durch Polizei und andere Behörden probieren Kriminelle neue Techniken für den Transport ihrer „Waren“ aus, um den Ermittlern zu entgehen“, schrieb die Polizei von Tijuana.

Drohnen haben sich in ein Massenprodukt verwandelt, das jeder erwerben und bedienen kann. Selbst Kinder mit Familien können sich eine Drohne im Supermarkt kaufen und fliegen lassen. „Drohnen sind ein Teil unseres Lebens – und auch ein Teil des Alltags von Kriminellen“, erklärt Sicherheitsexperte Dr. Edgardo Buscaglia, Präsident des Instituto de Acción Ciudadana para la Justicia y la Democracia.

Der amerikanischen Anti-Drogen-Behörde DEA zufolge werden die unbemannten Flugobjekte in Mexiko bereits seit 2011 für Drogentransporte eingesetzt. Mindestens 150 solcher Drohnenflüge hat die DEA seit 2012 registriert, die zusammen fast zwei Tonnen Drogen wie Kokain transportierten. Entdeckt wurden aber vor allem Flugobjekte, die auf amerikanischem Territorium abgestürzt sind, die Dunkelziffer liegt weitaus höher.

Es ist noch zu schwierig, ausreichend große Drohnen herzustellen, die nicht entdeckt werden

Dennoch geschieht der Einsatz von Drohnen noch vereinzelt. „Es ist einfach noch zu schwierig, ausreichend große Modelle herzustellen und zu nutzen, die profitable Drogenmengen über die Grenze transportieren können, ohne entdeckt zu werden“, glaubt Sylvia Longmire, Inhaberin der auf Drogenkriminalität und Grenzsicherheit spezialisierten Beratungsfirma Longmire Consulting. „Aber ich denke, dass Kartelle sehr interessiert daran sind, alle Möglichkeiten auszuschöpfen.“ Die großen rechneten immerhin nicht in Gramm, sondern in Dutzenden von Kilos oder Tonnen an zu transportierendem Material. Dabei geht es auch um Schwarzgeld oder vertrauliche Dokumente. Für den sicheren und risikofreien Transport dieser Güter brauchen die Kriminellen maßgeschneiderte Drohnen.

Mexikanische Verbrechergruppen wie das Sinaloa-Kartell oder die Zetas investieren bereits in die Entwicklung geeigneter Geräte. DEA-Informationen zufolge werben Drogenkartelle Hightech-Experten ab, die als Arbeiter bei in Mexiko produzierenden Drohnen-Herstellern angestellt sind — für das doppelte oder dreifache Gehalt entwickeln sie dann Drohnen im Dienst der Verbrecher. Amerikanischen und mexikanischen Ermittlern zufolge werde in Bundesstaaten wie Estado do México, Querétaro, Guadalajara und Nuevo Léon an Narco-Drohnen geforscht, also dort, wo sich die Hightech-Hubs Méxicos befinden, wie Guadalajara oder Monterrey.

„Alle professionell organisierten, transnationalen kriminellen Gruppen in Lateinamerika nutzen Drohnen“, so Edgardo Buscaglia. Doch derzeit sei Aufklärung noch das Haupteinsatzfeld. „Drohnen sind ein Basis-Tool, um Informationen zu sammeln und sich zu schützen“, sagt der Sicherheitsexperte. „Innerhalb von Mexiko setzen die Kartelle Drohnen ein, um alle Arten von Hindernissen zu identifizieren — zum Beispiel rivalisierende Kartelle.“ Bei Tapachula an der südlichen Grenze Mexikos zu Guatemala würden etwa überall Drohnen herumschwirren.

Die Hightech-Kompetenzen der Kartelle sind in den vergangenen Jahren gestiegen. Die Zetas haben sich etwa ein Monitoring-System entwickeln lassen, mit dem sie staatliche Sicherheitskräfte und Rivalen überwachen, die Banden werten aber auch Informationen aus Blogs, Facebook und Twitter aus. Drohnen liefern für die Überwachung in Echtzeit Bewegungsaufnahmen aus der Luft.

Unbemannte Leichtgewicht-Fluggeräte zu entdecken und zu konfiszieren ist Expertin Longmire zufolge eine neue Herausforderung für die US-Behörden. Bis die Ermittler im Luftraum eingreifen könnten, hätte der Pilot seine Ladung bereits abgeladen und das Objekt nach Mexiko zurückgelenkt. Dass Drohnen die Dynamik des Drogenkriegs grundlegend verändern werden, glaubt Spezialistin Longmire aber nicht: „Drohnen zwingen die US-Behörden, ihre Aufdeckungs- und Abwehrstrategien anzupassen“, so Longmire – eine neue Etappe im Katz- und Maus-Spiel zwischen Narcos und Ermittlern.

GQ Empfiehlt
Unsere mobile Zukunft hängt auch von Grafikkarten-Herstellern ab

Unsere mobile Zukunft hängt auch von Grafikkarten-Herstellern ab

von Benedikt Plass-Fleßenkämper

Die US-Regierung sagt, Faraday Future wird von China ausgebeutet

Die US-Regierung sagt, Faraday Future wird von China ausgebeutet

von WIRED Staff, Michael Förtsch

Warum Elon Musks Tunnelbau-Projekt wie Stuttgart 21 enden könnte

Warum Elon Musks Tunnelbau-Projekt wie Stuttgart 21 enden könnte

von Benedikt Plass-Fleßenkämper