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Es spielt keine Rolle, ob die Attentäter von Paris per PlayStation kommuniziert haben

von Max Biederbeck
Eine der neuesten Spekulationen, die im ewigen Clickbait-Universum zirkulieren, lautet: Die Dschihadisten, die die Anschläge von Paris planten, benutzten die PlayStation 4, um sich miteinander zu vernetzen. Viele werden sich gefragt haben: Was soll das denn jetzt bitte? Aber die Geschichte um die von belgischen Behörden beschlagnahmte Sony-Konsole zeigt einen wichtigen Punkt auf, kommentiert unser Autor.

Es stimmt tatsächlich: Computerspiele-Plattformen sind ein Weg, um sicher zu kommunizieren. Das wurde mir schon im Sommer klar. Ich sprach mit Forschern der Stony Brook Universität in New York über ihr neuestes Projekt. Es ging um eine Software, die digitale Kommunikation im Strategie-Spiel „Castle“ versteckt. Ein Encrypted Messenger, der Spielbefehle nutzt, um Daten zu verschlüsseln. Auch abgesehen von ihrem Programm, so erklärten mir die Informatiker, böten Spiele generell ein ideales Umfeld, um sich ungestört auszutauschen.

Sie existieren (bisher) nicht auf dem Schirm von Ermittlern, die ihre Überwachung vor allem auf soziale Netzwerke, Telefone, Messenger und Mails konzentrieren. Die in den meisten Spielen integrierten Messenger sind außerdem oft gesondert verschlüsselt.

Spieler können entscheiden, ob ihre Kommunikation über die Server eines Spiels läuft, die wegen der Gefahr durch Hackerangriffe besonders gegen Eindringlinge geschützt werden. „Es würde bei einem Spiel keine Aufmerksamkeit auf sich ziehen, wenn man sich über Stunden hinweg unterhält“, erklärte mir einer der Forscher. Hinzu komme, dass man zwischen verschiedenen Spielen wechseln könne. Die Vielzahl an online-basierten Spielen mit jeweils eigenen Servern macht eine Ortung quasi unmöglich.

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Es gibt zwei Möglichkeiten, diese technische Verschlüsselung zu deuten. Auf der einen Seite bietet sie riesige Möglichkeiten für den Schutz der Privatssphäre und die sichere Kommunikation in Unrechtsregimen. So viele, dass die Human Rights Foundation sogar schon vorschlug, auf diese Weise Daten nach Nordkorea einzuschmuggeln. Auf der anderen Seite, das werden jetzt viele in der Hitze der Debatte vermuten, ist der unüberwachbare Game-Chat eine Gefahr. Schon hat Belgiens Innenminister Jan Jambon verlauten lassen, Sonys Konsole werde zunehmend von Terror-Netzwerken benutzt. Wirklich wissen kann er das natürlich nicht.

Und das ist auch nicht die Wahrheit, die am Ende stehen bleiben sollte. Eher die, dass es eine Vielzahl an Möglichkeiten gibt, miteinander zu kommunizieren. Es ist falsch, jetzt jeden Spiele-Server unter Generalverdacht zu stellen. Terroristen werden immer Systeme der freien Gesellschaft nutzen, um sich gegen ebendiese zu vernetzen. Das wird keine Überwachungsbemühung je ändern können. Es wird dann einfach eine neue Möglichkeit geben, eine neue Idee. Nein, wir sollten uns mit der PlayStation 4 nicht länger aufhalten.

UPDATE 17.11.15: Wie sich mittlerweile herausgestellt hat, war der Forbes-Bericht, von dem das Gerücht ausging, eine Falschmeldung. Zitate belgischer Behörden, auf die sich der Autor Paul Tassi bezog, stammten in Wahrheit schon aus der Zeit vor den Anschlägen von Paris. „Es war mein Fehler, ich habe sie falsch interpretiert“, sagte Tassi gegenüber Kotaku

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